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1. FC Magdeburg Der Traum vom Profi-Fußball

Patrice Goudou aus Benin hat einen Traum: Er möchte Profifußballer werden. Sein Weg dorthin soll über den 1. FC Magdeburg führen.

13.11.2015, 23:01

Magdeburg l Knapp 5000 Kilometer liegen zwischen der alten und der neuen Heimat von Patrice Goudou. Aus Benin hat der junge Fußballer den Weg bis nach Deutschland gefunden. „Ich habe schon seit meiner Kindheit von einer Chance im Profi-Fußball geträumt“, sagt er im gebrochenen Englisch.

Aus familiären Gründen habe er sein Geburtsland verlassen. „Ich bin mit dem Bus gekommen, gelaufen und mit einem Boot über das Mittelmeer gefahren“, berichtet Goudou. Eng und kalt war es auf dem Boot. „Wenn man es denn überhaupt so nennen kann“, sagt er. Das Gefühl durch die nasse Grenze zwischen Afrika und Europa sei „einfach nur Angst gewesen“.

Nach seiner Ankunft in Italien hat er sich bis in die Bundesrepublik durchgeschlagen, monatelang war er unterwegs. Nun wohnt er in Buckau. „Ich habe dort ein Einzelzimmer in einem Asylbewerberheim“, sagt der junge Afrikaner.

Jetzt hofft er, sich beim 1. FC Magdeburg seinen Traum vom Profi-Fußball erfüllen zu können. Bei dem Drittligisten trainiert der offenivse Mittelfeldspieler in der U-19 von Coach Thomas Hoßmang, durfte sogar schon bei den Profis unter Jens Härtel mittrainieren. „Er macht einen guten Job, auch wenn man merkt, dass seine Physis noch nicht auf dem Niveau eines Profis ist“, schätzt Härtel ein. Das sei aber ganz normal. „Das würde anderen aus der U-19 auch so gehen“, erklärt der 46-Jährige.

Aber Patrice Goudou hat den Willen, die Stärke, zum Profi zu reifen. Dafür ackert er mehrmals die Woche unter den wachsamen Augen von Thomas Hoßmang. Im Vergleich mit den Profis müsse er noch zulegen, das sei klar, „aber blickt man auf die anderen Jungs, ist seine Physis sehr stark“, lobt der Coach. „Er hat eine gute Mentalität.“

Den unbändigen Willen nach Erfolg sieht man in den Einheiten. Mit Präzision zirkelt er den Ball um die Hütchen, schießt mit voller Wucht in ein leeres Tor auf dem Gelände des Nachwuchsleistungszentrums hinter der MDCC-Arena.

Auf dem Weg in die Kabine hat der 18-Jährige die Spielstätte der Härtel-Elf fest im Blick. Einmal dort auflaufen, den Sprung in die erste Mannschaft wirklich schaffen – jeden Tag hat er sein Ziel vor Augen. Die Wahrscheinlichkeit dazu sei gar nicht so gering, wie U-19-Trainer Hoßmang sagt: „Er hat das Zeug dazu, und wir wollen ihm hier eine Perspektive geben – im Verein als auch in Magdeburg.“

Damit Goudou in der Elbestadt bleiben kann, braucht er vor allen Dingen einen Job, eine Bleibe-Perspektive, wie es die Ausländerbehörde verlangt. Da hilft der Verein mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, versichert Hoßmang.

Neben den bürokratischen Hürden gibt es auch noch Probleme im Fußballverband Sachsen-Anhalts (FSA) zu lösen. „Wir müssen bestimmte Schritte in solchen Fällen einhalten“, erklärt FSA-Geschäftsführer Christian Reinhardt. So gebe es eine internationale, vom Weltverband Fifa festgesetzte Frist. „Erfolgt innerhalb dieser keine Rückmeldung aus dem betreffenden Verband, können wir einen Spielerpass ausfertigen“, sagt Reinhardt weiter.

U-19-Trainer Thomas Hoßmang ist vollen Mutes, dass sich niemand mehr meldet und die 30-Tage-Frist kommentarlos am gestrigen Freitag ablief. „Dann kann er vielleicht heute gegen Erzgebirge Aue schon spielen“, sagt der Coach des Junioren-Regionalligisten: „Patrice muss auch endlich spielen können. Das Training macht er zwar gut, aber er braucht die Spielpraxis mit den Jungs.“