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SCM-Niederlage in Hamburg Abschlüsse ohne Not

Eine Serie ist gerissen, ein Fluch ist geblieben: Aber was schmerzt nun
mehr nach der 29:33-Niederlage der Bundesliga-Handballer des SC
Magdeburg beim HSV Hamburg?

Von Daniel Hübner 12.03.2015, 02:27

Hamburg l Geir Sveinsson stand vor der Umkleidekabine der O2-World, im Halbdunkel des langen Ganges, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, den Blick zum mattschwarzen Boden gerichtet. Seine Aura flößte so viel Respekt ein, dass man es nicht wagte, sich dem Trainer des SCM zu nähern. Es war erst Halbzeit im Spiel zwischen Hamburg und Magdeburg am Dienstagabend, die Gäste führten mit 15:14. Trotzdem erinnerte diese Szene an den Beginn eines Gruselstücks. Aber Sveinsson wiegelte zu fortgeschrittener Stunde ab: "Nein, nein. Ich laufe einfach in Gedanken die ersten 30 Minuten ab, was alles passiert ist und was wir in der zweiten Hälfte besser machen können", berichtete er. Wieder stand er im Gang, diesmal schaute er betrübt. "Die Niederlage tut weh."

Diese 29:33-Niederlage des SCM vor 7144 Zuschauern war kein Horrorfilm, keine Tragödie - sie war ein Drama, hart im Kampf und ohne ästhetische Vorkommnisse. Es war das Ende der Serie von zuvor 13 Pflichtspielsiegen, es war die Fortsetzung des Hamburg-Fluches. Seit dem 10. September 2003 hat keine grün-rotes Team auch nur einen Punkt geholt beim HSV. Und was schmerzte nun mehr?

"Das kann man gar nicht sagen, beides ist schade", sagte Matthias Musche, Magdeburgs Linksaußen. "Wichtig ist, dass wir wie aus jeder Niederlage lernen und gestärkt rausgehen." Und dass sich der SCM wieder neu fokussiert: Der TBV Lemgo tritt am kommenden Mittwoch in der Getec-Arena (19 Uhr) an.

Zu analysieren gibt es mehrere Dinge: "Wir müssen schauen, was wir im Angriff und im Rückzug besser machen können, denn da waren wir zu schwach und haben deshalb zu viele Tore kassiert", sagte der 22-jährige Musche. Sportchef Steffen Stiebler ergänzte: "Wir haben in der Deckung nicht die Geschlossenheit hingestellt und die Angriffe lange genug ausgespielt, wie es uns zuvor ausgezeichnet hat."

Die Abwehr ließ tatsächlich Lücken oder verlor die Abpraller. Keeper Jannick Green (elf Paraden) hielt erst stark und dann zu wenig. Auch das wäre zu verhindern gewesen, wenn es der Angriff geduldiger mit sich gemeint hätte. Stiebler: "Die Jungs haben auch nach dem emotionalen Pokalerfolg gegen Göppingen (32:17/d. Red.) gebrannt. Sie ärgern sich am meisten, weil mehr möglich gewesen wäre."

Ein Beispiel für die fehlende Durchschlagskraft (nur 54 Prozent Angriffsquote) war auch Espen Lie Hansen: Nach dem 8:8 (19.) vergab der 26-Jährige zwei Chancen, dabei dauerte der erste Angriff noch 42, der zweite nur 18 Sekunden. Es waren Abschlüsse ohne Not, die der HSV zum 10:8 (21.) bestrafte. Von solchen Szenen gab es zu viele. Und es mag sein, dass zur Geduld ein Andreas Rojewski im zweiten Durchgang fehlte. Aufgrund eines verstauchten Knies konnte er nicht weiterspielen. Sicherheitshalber wird beim 29-Jährigen ein MRT vorgenommen.

Dennoch: "Die Mannschaft hat Charakter gezeigt", so Sveinsson. Vor allem nach dem 20:17 (40.), als er Fabian van Olphen in den Angriff geschickt hatte. Vier Minuten später stand es 21:21. Aber zum Ende verkrampfte der SCM immer mehr. So waren es also nicht nur 15 Paraden von HSV-Keeper Jogi Bitter oder zwölf Tore von Hans Lindberg, die den Unterschied machten. "Gerade in der Schlussphase beim 29:29 werfen wir Bälle weg und vergeben einen Siebenmeter", so Stiebler. "Wir haben drei Fehler mehr gemacht, das sind die Dinge, die solch ein Spiel auf Augenhöhe entscheiden."

Und die gegen Lemgo abgestellt werden sollen. Sveinsson: "So einfach ist das: Das ist unsere nächste Aufgabe, zwei Punkte zu holen." Sie wären das beste Mittel gegen den Schmerz.