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Handball Zum Abschied darf es rocken

Michael Haaß bestreitet noch zwei Spiele in Grün-Rot, dann wechselt er vom Handball-Bundesligisten SC Magdeburg zum Aufsteiger HC Erlangen.

Von Daniel Hübner 25.05.2016, 01:01

Magdeburg l Der Diskjockey, der das letzte Saisonspiel des SCM begleitet, darf schon mal Musik „mit Punch“ in seiner Konserven-Sammlung suchen. Musik „mit Punch“, auch Rockmusik genannt, mag Michael Haaß. Bitte keinen seichten Pop und keinen schnulzigen Soul. Und bitte keinen Schlager: Die „atemlose“ Helene Fischer muss am 5. Juni gegen den VfL Gummersbach (15 Uhr) auch mal draußen bleiben.

Einen speziellen Musiktitel wünscht sich Haaß zu seinem Abschied vom SCM, von der Stadt Magdeburg, von drei Jahren mit guten und auch weniger guten Zeiten nicht, so lange er einfach rockt und nicht zu Tränen rührt. „Ich bin ein fröhlicher Mensch, also soll auch fröhliche Musik gespielt werden“, sagt der 32-Jährige. Und gute Gespräche sollen nach der Schluss-Schluss-Sirene folgen mit den Fans und mit den Teamgefährten. Eine Selbstreflexion der vergangenen drei Jahre in gemütlicher Umgebung – bevor ihn und seine Anke die Reise zum HC Erlangen führt.

Es wird dann ein vollkommener Abschied, denn Haaß bricht nicht nur als Spieler seine Zelte ab, der ewige Student zur Elek- trotechnik hat auch noch seinen Bachelor in der Tasche. „Es hat ein bisschen länger gedauert“, sagt er lachend. Am kommenden Montag, direkt nach dem letzten Auswärtsspiel in Lemgo (Sonntag, 17.15 Uhr), muss er seine schriftliche Arbeit mündlich verteidigen. Man kann sich jetzt schon vorstellen, wie ihm nach erfolgreichem Abschluss und bei leicht zugekniffenen Augen das verschmitzte Lächeln über die Lippen huscht. Auch deshalb darf man ihn vermissen – und wegen seiner Qualitäten als Mittelblocker und Halblinker in der Abwehr, die er beim SCM vornehmlich ausspielen durfte.

Er selbst wird die Stadt vermissen, in die „ich mich verliebt habe, der Stadtpark, die Elbe, das ist absolute Lebensqualität“. Er wird immer den Moment in Erinnerung haben, „in dem wir auf dem Rathausbalkon standen und mit den Fans den Pokalsieg feierten“ - 23 Tage ist das gerade mal her, aber das Gefühl bleibt ewig. „Es war mein erster nationaler Titel, so etwas vergisst man nicht“, selbst als Weltmeister von 2007 nicht, der in bislang 15 Karriere-Jahren 412 Bundesliga-Spiele gerockt, dabei 1041 Tore (93 per Siebenmeter) erzielt und 388 Strafminuten abgesessen hat. „Diese Stadt hat es verdient, dass wir den Pokal hergeholt haben“, sagt Haaß noch immer euphorisch.

Die nächste Stadt heißt Erlangen, ein „ehrgeiziges Projekt“ nennt es Haaß, der beim HC als Regisseur wieder eine größere Rolle einnehmen soll, als er es in den vergangenen Jahren beim SCM getan hat. „Trotzdem ist das Ziel des Aufsteigers immer der Klassenerhalt“, betont Haaß. Gleich nach Saisonabpfiff erfolgt der Umzug direkt nach Erlangen.

Bis dahin sind noch zwei Saisonspiele in Grün-Rot zu absolvieren, in Lemgo und gegen Gummersbach. Auch wenn es sportlich um nichts mehr geht, „sind wir nicht in der Position, als Pokalsieger die beiden Spiele abzuschenken“, erklärt Haaß. Es geht darum, „mit einem guten Gefühl in die Pause zu gehen, sich voll reinzuhängen“ – es geht noch einmal um „den Punch“. Bis zum Abschied.