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Handball, Sachsen-Anhalt-Liga Eintracht Gommern bezwingt Seehausen glücklich mit 32:30 (16:14) Wie ein Ritt auf der Rasierklinge

Von Björn Richter 12.01.2015, 02:21

Der SV Eintracht Gommern hat das erwartet schwere Heimspiel gegen die SG Seehausen erfolgreich hinter sich gebracht. Mit 32:30 (16:14) setzten sich die Handballer von der Ehle in der Sachsen-Anhalt-Liga durch, waren dabei jedoch mit dem Glück im Bunde. "Es war nach dem Spiel in Wittenberg sicher unser schwächster Saisonauftritt", bekannte SVE-Trainer Dirk Heinrichs.

Gommern l Alexander Schäde wäre beinahe zur tragischen Symbolfigur geworden. Blutig, mit einem langen Cut über dem linken Auge, war der Gommeraner Aufbauspieler aber letztlich wie seine Mitspieler ein gefeierter Held - nur eben etwas mehr vom Kampf gezeichnet als die Kollegen. Knapp eine Minute war noch zu absolvieren und die Eintracht lag denkbar knapp mit 31:30 in Führung, als ein Gegenspieler Schäde ins Gesicht langte. Die sonst unauffälligen Schiedsrichter Bernd Härtel/Matthias Klante (Coswig) ließen das Foul ungeahndet, entschieden zum allgemeinen Entsetzen auf Schrittfehler und ein letzter Seehäuser Gegenangriff rollte auf das SVE-Tor zu. "Ein Unentschieden wäre die `Krönung` eines Gesamtpakets, das nicht gepasst hat, gewesen", bemerkte Coach Heinrichs lakonisch.

Dass nun also Christian Werneke die Chance zum Ausgleich vergab und Gordon Kaffenberger für die Gastgeber zum 32:30-Endstand traf, mag an mangelnder Cleverness der Gäste gelegen haben. Vor allem aber stand das Glück Pate beim Gommeraner Hinrundenabschluss. "Wir haben über die vollen 60 Minuten nicht zu unserem Spiel gefunden. In der Deckung konnten wir personell gehandicapt nicht unsere Stärken ausspielen. Im Angriff waren wir zu statisch", analysierte Heinrichs, den am Sonnabend nur eine Sache versöhnlich stimmte: das Ergebnis.

So machte sich vor allem das Fehlen von Sven Herrmann im Mittelblock der 6-0-Abwehr bemerkbar. Erschwerend kam hinzu, dass mit Jens Schmidt die zweite Defensivsäule bereits nach 17 Minuten mit zwei Zeitstrafen vorbelastet war. So mussten entweder kleinere Spieler wie Kaffenberger auf ungewohnter Position im Deckungszentrum aushelfen oder die Eintracht spielte mit einer 5-1-Variante mit Schäde und Robert Kaese auf Spitze. Gegen ein Team wie Seehausen, das kaum von seiner Wurfkraft aus dem Rückraum, dafür aber umso mehr von Kreisspieler Christian Söhnel lebt, blanker Wahnwitz, wie auch der SVE-Trainer bekannte: "Natürlich wäre eine defensive Deckung erste Wahl gewesen. Allerdings gab es auch Situationen, in denen wir unmotiviert herausstürmen und dem Gegner so Räume verschaffen."

All dies spiegelte sich darin wieder, dass sich die Hausherren ihre Führung nach dem 1:0 nicht mehr nehmen ließen, sich aber eben auch nicht absetzen konnten. Über die Stationen 4:4 (10.), 10:7 (20.) und 13:11 (25.) lagen die Gäste zur Pause in beunruhigender Zwei-Tore-Schlagdistanz.

So setzten die Gommeraner nach dem Seitenwechsel alles auf eine Karte: Viel Rotation bei der Aufstellung gestatteten sich die Gastgeber nicht, stattdessen verteidigte Schmidt in ständiger Gefahr einer Disqualifikation. Philipp Eckhardt trug im Angriff vermehrt die Verantwortung und hielt sein Team mit Toren zum 26:23 (45.) und 31:28 (56.) auf Kurs. Der sprichwörtliche Ritt auf der Rasierklinge war letztlich von Erfolg gekrönt. Zugleich hat sich die Vorhersage des Trainers bewahrheitet: "Spiele, in denen die zwei Punkte selbstverständlich scheinen, sind die schwierigeren."

Insofern kann für den Sonnabend in einer Woche gegen den Landsberger HV, Entwarnung gegeben werden. Dann wartet ein gänzlich anderes Kaliber auf den SVE, der seine Hausaufgaben in der anstehenden Trainingswoche erledigen möchte: "Dieser knappe Heimsieg gegen Seehausen sollte nicht der Maßstab sein. Eher müssen wir an das Testspiel gegen Staßfurt anknüpfen, als wir nichts zu verlieren hatten. Vor allem im Spiel nach vorn brauchen wir wieder mehr Selbstvertrauen." Als gutes Omen dürfte dann auch das Hinspiel dienen. Bei ihrer Premiere nach dem Aufstieg erbeutete die Eintracht aus der Außenseiterrolle heraus beim 20:20 immerhin einen Zähler.

SV Eintracht Gommern: Hartung, Salm - Eckhardt (13), D. Einwiller (4), Schröder, Hennig, Schäde (1), Böttcher (1), Kaffenberger (6), Kaese (1), Schmidt (5), Bomke (1)

SG Seehausen: Johannes - Hennigs (3), Fiedler (1), Spöttge (3), Werneke (5), C. Söhnel (4), Arndt (1), A. Söhnel (7), Weber (5), Mittag

Siebenmeter: SVE 7/5 - SGS 9/8; Zeitstrafen: SVE 7 - SGS 5; Rot: Jens Schmidt (59., 3x2 Minuten) -Gommern