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"Burger Weg" führt zum Ziel

Von Björn Richter 10.07.2015, 11:22

In der Landesliga Nord dominierte in der vergangenen Saison ungeschlagen und mit Punktebestwert der Burger BC 08. Doch: Mehr geht immer.

Burg l Die Faktenlage mutet paradox an: Da marschiert ein Verein souverän zum Aufstieg; knackt in den 30 Saisonspielen so ziemlich jeden ligaweiten Rekord und trennt sich wenige Wochen nach dem großen Triumph von seinem Trainer. Nach nur einem Jahr ist das Gastspiel von Thomas Sauer an der Burger Seitenlinie bereits wieder Geschichte. Mit Hartmut Müller übernimmt zum Trainingsstart am kommenden Dienstag ein Altbekannter, nämlich Sauers Vorgänger. Der 45-Jährige, der in dieser Woche ein Engagement beim nunmehr Ex-Ligarivalen in Irxleben einging, und der BBC 08 vereinbarten offiziell Stillschweigen über die Hintergründe der einvernehmlichen Trennung. Doch natürlich wirft die Entscheidung Fragen auf. Zum Beispiel: Wie viel kann ein Übungsleiter falsch gemacht haben, dessen Mannschaft im Saisonschnitt über 2,6 Punkte pro Spiel holte und am Ende mit überdeutlichen 25 Zählern Vorsprung den Staffelsieg verbuchte?

Fünf Jahre Kontinuität

Zuallererst bleibt nach dem Verklingen des ersten Jubels festzuhalten, dass der Gesamtverein in den vergangenen fünf Jahren sehr vieles richtig gemacht hat. Im Jahr 2010 neu gewählt, hatte sich der Vorstand um Präsident Lars-Uwe Matthias unter anderem auf die Fahnen geschrieben, dem Nachwuchs wieder eine sportliche Perspektive zu liefern. Mit dem zurückgelegten Weg von der Kreisoberliga, über die Landesklasse und Landesliga lässt sich dem Unterfangen mit dem Erreichen der Eliteklasse Sachsen-Anhalts Gelingen aussprechen. "Fünf Jahre sind natürlich eine lange Zeit, aber wir haben bewusst nicht den schnellen Weg gewählt", hebt Detlef Zimmer, Vizepräsident Sport, hervor. Im Klartext: Vereine, die im Zwölf-Monats-Takt Sponsorengelder in die Hand nehmen, um den Kader rundzuerneuern, standen für die Idee vom "Burger Weg" nicht unbedingt Pate.

So gab es auch vor der Saison 2014/2015 nur punktuelle Verstärkungen, die mehrere Gemeinsamkeiten aufweisen: gebürtig aus der Region, jung, zugleich aber bereits charakterlich gereift. "Wir wollten der Mannschaft, die sich über die Jahre hinweg entwickelt hat, Vertrauen zu schenken", erklärt Zimmer. Mit einigen Wochen Abstand zur Spielzeit ist deutlich geworden: Sie hat den Vorschuss zurückgezahlt.

Natürlich gab es im September des vergangenen Jahres auch einen offensichtlichen Makel: Im Landespokalwettbewerb war in der 2. Runde gegen Süd-Landesligist Weißenfels nach Elfmeterschießen Endstation. In der Liga setzte der Vorjahres-Vize dafür eine Duftmarke nach der anderen: zehn Siege zum Start, nur ein Unentschieden bis zum Jahreswechsel (2:2 gegen Bismark), neun Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten, die beste Abwehr der Liga.

Auch im neuen Kalenderjahr änderte sich augenscheinlich wenig - außer, dass die Zahlen immer eindrucksvoller wurden. Doch mit der Fremdwahrnehmung des Clubs als Nonplusultra der Liga wandelte sich auch das Geschehen in den Spielen. Demütigen Worten im Vorfeld der Rückspiele ließen gegnerische Mannschaften auf dem Platz häufig eine spielerische Totalverweigerung folgen. Gefühlt standen die Kontrahenten noch einmal sechs Meter tiefer in der eigenen Hälfte. Und der Spitzenreiter offenbarte erstmals Angriffsfläche, wie das wenig ruhmreiche 1:1-Remis gegen Schlusslicht Förderstedt zum Auftakt zeigte.

Zahlen untermauern Erfolg

So wäre wohl auch der 9. Mai 2015 zum Höhepunkt der Verkrampfung und nicht der Glückseligkeit in die Saisonhistorie eingegangen, hätte nicht Tim Schaarschmidt mit der letzten Aktion im Spiel gegen Bismark in der 94. Minute den 1:0-Siegtreffer erzielt. Die drei Punkte im Heimspiel öffneten das Tor zur Verbandsliga. "Wir sind Staffelsieger, fairste Mannschaft und ziehen die meisten Zuschauer an. Das ist ein riesen Erfolg, den wir uns Jahr für Jahr ein Stück mehr erarbeitet haben." Zahlen schaffen Wahrheiten, wie auch Sportvorstand Zimmer weiß.

Wie im gesamten Verein wächst in ihm nun mit Blick auf die kommende Spielzeit die Vorfreude. Umkämpfte Duelle gegen den 1. FC Lok Stendal, den Oscherslebener SC oder den VfB IMO Merseburg haben auch die Zeit als Aktiver geprägt. Und doch muss die heutige Spielergeneration des BBC 08 ebenso wie die Fans künftig wieder lernen, mit gelegentlichen sportlichen Fehltritten umzugehen. "Ziel ist, uns in der Verbandsliga zu etablieren. Dabei werden wir weiterhin nicht den zweiten vor dem ersten Schritt gehen, sondern nutzen die erste Saison, um uns hereinzufinden." Die Burger mögen vorerst am Ziel ihrer Träume angekommen sein, doch nun wartet die Herausforderung, diese auch auszuleben.