Die Zügel fest in der Hand

Beim Springturnier in Förderstedt sicherte sich Saskia Bemme am vergangenen Wochenende drei goldene Schleifen.

Loburg/Schweinitz/Förderstedt l Hengste sind unberechenbar. Das liegt in ihrer Natur. Ihr Sexualtrieb macht sie oft zu widerspenstigen Begleitern, die sich ungern unterordnen. Wenn überhaupt, wollen sie die Herde anführen.

Das weiß Saskia Bemme am besten. Auch Leon will ab und zu nicht mitspielen. Er ist ein Brandenburger Wallach, ein kastriertes männliches Pferd also. "Er ist manchmal komisch", sagt Bemme. So sträubte er sich auch am Sonntag beim Förderstedter Springturnier in der A*-Springprüfung. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Bemme ihm klar gemacht hatte, wer die Zügel in der Hand hat. Dann ordnete sich auch Leon unter und sprang. Fehlerfrei, aber eben nicht ganz so schnell wie die Konkurrenz - Platz vier.

Verschmerzbar für die 15-jährige Springreiterin, denn immerhin sicherte sie sich mit Leon im Anschluss noch zwei Siege in den A**- und L-Prüfungen. "Es ist richtig gut gelaufen. Auch wenn das ein eher kleines Turnier ist, freue ich mich sehr über diese Siege."

Dass die Springreiterin vom RV Ehlegrund Loburg in Förderstedt zu den erfolgreichsten Teilnehmerinnen zählte, war keine große Überraschung. "Eigentlich trainiere ich jeden Tag", sagt Bemme. Wie lange schon, das kann sie gar nicht sagen: "Ich war noch so klein, als ich damit angefangen habe." Reitsport liegt in der Familie, auf dem Hof in Schweinitz dreht sich alles um die großen Vierbeiner.

Beste Bedingungen also, um neue Ziel zu formulieren. So nahm Bemme kürzlich an den Landesmeisterschaften in Pietzpuhl erstmals mit Sir Hook an M-Springen teil. Das zweite der drei M*-Wertungsspringen lief am besten, sie landete mit vier Fehlern in 67,75 Sekunden auf Platz elf. "Wir fangen ja gerade erst damit an", sagt Bemme, die sich und ihren Pferden Zeit geben will. Schließlich hätte sie in Pietzpuhl trotzdem Spaß gehabt. Am Ende sprang ein 14. Platz heraus.

Bemme lacht gern und viel. Ihre langen blonden Haare gucken unterm Reithelm vor. Ihr Gesicht ist rot, ihr Oberkörper bewegt sich auf und ab, ein, zwei tiefe Atemzüge. Hinter ihr steht Leon auf dem Abreiteplatz, immer wieder guckt Bemme zu ihm. "Man weiß nie so recht, was er macht", sagt sie. Neben ihr steht Sir Hook. Während Leon in der A*-Prüfung nur widerwillig sprang, erwies er sich als treuer Begleiter und machte damit den dritten Sieg für Bemme perfekt. Sir Hook ist ein Hengst. In ihrer linken Hand hält Bemme ihn fest am Zügel. Wer die Herde anführt, ist klar.