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Leichtathletik Wirbelwind im Hürdenwald

SCM-Hürdensprinterin Antonia Buschendorf startet bei den U-18-Weltmeisterschaften in Nairobi/Kenia, will dort den deutschen Rekord knacken.

Von Janette Beck 13.07.2017, 01:01

Magdeburg/Nairobi l Wenn vor einem Jahr jemand zu Antonia Buschendorf gesagt hätte, dass sie im Juli 2017 einen Flieger in Richtung Kenia besteigt, dann hätte sie wohl nur scheu gelächelt: „Schön wär‘s ja, aber träum weiter!“ Und nun hat sie tatsächlich ostafrikanischen Boden unter den Füßen und schwebt im siebten Leichtathletik-Himmel. „Dass ich hier bin, ist schon irgendwie irre. Das Abenteuer kann losgehen. Ich bin gespannt, was mich erwartet“, war die Hürdensprinterin kurz nach der Ankunft in Nairobi „positiv aufgeregt“.

Das Talent ist eine von 42 „jungen Wilden“, die bis zum Sonntag bei den 10.  Weltmeisterschaften der Altersklasse U  18 die deutschen Farben vertreten. Für Mutter Marén (46) ist es beruhigend zu wissen, dass ihr Nesthäkchen dort nicht allein ist. Mit Kugelstoßerin Jule Steuer ist nämlich noch eine weitere Magdeburgerin bei der WM am Start. Die 16-jährige Vize-Europameisterin ist zwar auch noch ein sehr junger Dachs, aber nicht unerfahren, erlebte sie doch bereits im Vorjahr bei der U-18-EM in Tiflis ihre internationale Feuertaufe.

Und so konnte Antonia die Mama für ihre Abenteuerlust erwärmen: „Es ist ja normal, dass man als Mutter Angst um sein Kind hat, wenn es zehn Tage alleine in Afrika unterwegs ist. Aber die WM ist eine einmalige Chance für mich und die wollte mir meine Mama natürlich nicht verbauen. Mit Jule verstehe ich mich super, mit ihr an meiner Seite klappt das schon.“

Ob das klappt, das war auch die große Frage zum Beginn der neuen Saison. Denn da stand für die Sprinterin, die beim SCM unter den Fittichen von Trainerin Carla Bodendorf (Staffel-Olympiasiegerin 1976 in Montreal) zum hoffnungsvollen Talent reifte, der Wechsel von den 80 zu den 100 Metern Hürden an: „So ein Umstieg ist immer mit Fragezeichen verbunden, das sind schon zwei Welten. Also bin ich mein erstes Jahr in der U 18 sehr entspannt angegangen. Ich wollte erst mal sehen, wie sich das Ganze so entwickelt.“

Im März, nachdem die 63-jährige Bodendorf in den wohlverdienten Vorruhestand ging, übernahm Sprint-Coach Marco Kleinsteuber das Ruder. „Wir haben danach viel Neues gemacht und vor allem an der Technik gefeilt. Und wie man sieht, es hat mir nicht geschadet“, strahlt die aufgeschlossene Hürdensprinterin. Schon der erste Freiluftwettkampf in Jena war eine „Wucht“: Antonia Buschendorf fühlte sich top in Form und schielte heimlich auf die Norm für die EYOF – das Europäische Olympische Jugendfestival im ungarischen Győr (13,78 Sekunden). Doch ehe sie sich versah, stoppte die Uhr im Vorlauf bei 13,70 und im Finale gar bei 13,55. Damit hatte sie zweimal die WM-Norm von 13,70 geknackt: „Auf einmal war Nairobi ein Thema. Geil! Wer hätte das gedacht?!“

Und das war längst noch nicht das Ende. Beim finalen Qualifikations-Wettkampf der U 18 in Schweinfurt erwischte der Kleinsteuber-Schützling im Finale den „Flow“: 13,40 Sekunden! Diese Zeit und der Rennverlauf („Perfekt ist etwas anderes, vor allem beim Start und den ersten zwei Hürden habe ich noch Reserven.“) hat bei Antonia Buschendorf den Ehrgeiz geweckt: „Ich will in Nairobi den deutschen Rekord angreifen, der steht bei 13,33 Sekunden. Und wenn ich das packe, müsste das auch für den Sprung ins Finale reichen.“