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Fußball In zwei Jahren zum (fast) kompletten Spieler

Wenn man Santiago Contro betrachtet, kann man sich nur schwer vorstellen, dass der Argentinier erst seit zwei Jahren Fußball spielt.

Von Florian Schulz 22.10.2016, 05:00

Mechau l Den Ball eng am Fuß, fast immer hohes Tempo und dazu noch ein guter Abschluss: Der 18-jährige Santiago Contro ist ein echter Gewinn für die Mechauer Eintracht. Allerdings gilt dies nur noch für gut drei Monate, denn schon im Januar des kommenden Jahres reist Contro, dessen deutscher Name Daniel Schütze lautet, wieder zurück nach Argentinien. In Deutschland befindet sich der Youngster seit Februar dieses Jahres, ist bei Familie Krüger in Ritzleben untergebracht und besucht das Jahn-Gymnasium in Salzwedel.

„Hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht“

Santiago war schon immer ein sehr sportlicher Typ. Bereits als Neunjähriger versuchte er sich in der Leichtathletik. Seine Spezialdisziplin war der Sprint. Drei Jahre später ging Contro, der aus Neuquén stammt, zum Handball über und war dank seiner Schnelligkeit geradezu prädestiniert für die Außenbahnen. Als der Südamerikaner 15 war, entschied er sich für Badminton. Ein Jahr später wiederum ein Umdenken beim Argentinier: Nun sollte es Fußball sein. In einer Mannschaft spielte Santiago in seinem Heimatland aber nur vier Monate.

Umso bemerkenswerter ist es, wie schnell der Youngster bei den Herren der SG Eintracht Mechau in der Kreisoberliga Fuß gefasst und sich zu einem Leistungsträger entwickelt hat. „Ich hätte selbst nicht damit gerechnet, dass alles so schnell geht“, gibt der 18-Jährige offen und ehrlich zu. Kurz nachdem Santiago Contro vor etwa acht Monaten nach Deutschland kam, nahm er an den Trainingseinheiten der A-Junioren des SV Eintracht Salzwedel teil. Spielen durfte er allerdings nicht, da keine Spielgenehmigung vorlag. Die Einigung mit dem argentinischen Fußballverband gestaltete sich äußerst schwierig. Mechaus Vorstandsmitglied Henning Lehmann wagte sich allerdings an diese Aufgabe heran und hatte nach einem Monat Erfolg. Contro durfte nun endlich für die Eintracht spielen. In den Sportpark war Santiago durch seine Klassenkameraden Jeremias Willetal und Alexander Weber, die beide ebenfalls dem Verein angehören, gelangt. Enrico Stolz überzeugte Contro endgültig zum Wechsel nach Mechau.

Mit der Eintracht hat der Südamerikaner die komplette Vorbereitung absolviert, bestritt sein erstes Punktspiel aber erst am vierten Spieltag beim 4:1-Sieg beim SV Eintracht Salzwedel II. Dort gelang Santiago Contro direkt ein Treffer. „Ich habe einfach geschossen und es war voll cool, dass es ein Tor war“, sagt der 18-Jährige, der die deutsche Sprache bereits gut beherrscht. In Mechau fühlt sich der argentinische Wirbelwind pudelwohl. „Alle sind sehr freundlich, zudem haben wir eine gute Mannschaft“, schwärmt der Youngster. Seinen Stammplatz im Team von Neutrainer Mario Seidel, dem der Argentinier in Zukunft viel zutraut, hatte sich der Austauschschüler schnell erkämpft. Seine Lieblingsposition ist eindeutig die „Zehn“, also im offensiven Mittelfeld und direkt hinter den Spitzen. Doch auch im Angriff spielt die Nummer neun gern. „Ich bin eigentlich recht schnell und kann mit dem Ball auch ganz gut umgehen“, beschreibt sich der freundliche Argentinier selbst. Wer ihn schon selbst im SGE-Dress beobachtet hat, kann ihm nur beipflichten. Der Südamerikaner hat eine gute Ballbehandlung, immer wieder das Auge für seine Mitspieler, ist aber auch selbst sehr stark im Abschluss.

„Es wird schon schwierig für mich“

In seiner Heimat Argentinien hat Santiago Contro mindestens dreimal die Woche trainiert, was ihn natürlich schon dort gefördert hat. Wer denkt, im Land von Weltstar Lionel Messi wird fußballerisch ausschließlich gezaubert, sieht sich getäuscht. „Da wird auch teils sehr kampfbetont gespielt“, verrät der 18-Jährige, der auf dem Weg nach Deutschland zunächst 14 Stunden bis nach Amsterdam und eine weitere Stunde nach Frankfurt am Main im Flieger verbringen musste. Die gleiche Strecke muss Santiago dann auch im Januar 2017 wieder aufnehmen, wenn er in seine Heimat zurückkehrt. „Es wird schon schwierig für mich“, spricht Contro über seinen nahenden Abschied. „Bei der SG Eintracht Mechau wird Santiago immer gern gesehen sein“, verspricht Mechaus Leistungsträger Kevin Baier. Auch Trainer Mario Seidel schwärmt vom Youngster: „Er ist ein sehr sympathischer Kerl, der alle fußballerischen Fähigkeiten mitbringt. Er fühlt sich bei uns wohl, das merkt man ihm schon an. Er ist sowohl sportlich als auch menschlich eine Bereicherung für unsere Mannschaft, man darf von ihm aber auch keine Wunderdinge erwarten.“

Sobald Santiago Contro wieder in Argentinien ist, möchte er ein Studium in Buenos Aires beginnen. Da dieses dann auch eindeutig Vorrang genießt, plant der Youngster eine sportliche Auszeit. „Ich möchte irgendwann allerdings weiterspielen, wenn ich die nötige Zeit finde“, erklärt der Südamerikaner. Eine Rückkehr nach Deutschland ist für Santiago nicht unvorstellbar. „Ich mag die tolle Organisation der Deutschen. Wir Argentinier sind einfach etwas verrückter“, verrät der Youngster mit einem Lächeln, ohne dabei aber genauer zu werden. Ein Dank geht auch noch mal an seine Gastfamilie. „Ich hatte es bei ihnen wirklich sehr gut und sie sind sehr lieb“, so der Austauschschüler. Familienvater Lutz Krüger nahm Santiago übrigens auch schon mehrfach mit zum Bohlekegeln. Schließlich ist Krüger für den Zweitligisten SV Binde aktiv. „Es macht sicherlich Spaß, aber für mich ist das nichts“, gibt der 18-Jährige zu verstehen. Solange es die Gesundheit zulässt, möchte Contro auch weiterhin dem runden Leder nachjagen. In den letzten drei Monaten in der Westaltmark hat Santiago Contro ein klares sportliches Ziel: „Ich möchte möglichst viele Tore erzielen und möglichst viele Spiele gewinnen.“ Diese ehrgeizige Aussage nimmt man bei der SG Eintracht Mechau sicherlich mit Wohlwollen zur Kenntnis.