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Handball Ein Trio hofft auf einen Aufschwung

Auch wenn sie momentan in sportlicher Hinsicht schwere Zeiten durchmacht, hat der SVT Uelzen/Salzwedel eine sehr erfolgreiche Historie.

Von Florian Schulz 24.04.2017, 05:00

Salzwedel l Drei Herren, die (fast) alles an der Jeetze – sowohl als Spieler als auch als Trainer – erlebt haben, sind Jörg Simmat (54), Holger Zander (53) und Burkhard Grader (48). Das Trio hofft natürlich ganz besonders auf einen Aufschwung.

Wenn man am Wochenende in der Salzwedeler BBS-Halle Handball schauen möchte, sind Jörg Simmat, Holger Zander und Burkhard Grader meist nicht weit entfernt. Entweder spielen sie selbst für die zweite SVT-Herrenmannschaft, stehen als Trainer an der Seitenlinie oder kümmern sich um wichtige Angelegenheiten hinter den Kulissen. Das Trio steht also auch in einer gewissen Form für die Leidenschaft, die in der gesamten Salzwedeler Handballfamilie herrscht.

Jörg Simmat ist gebürtiger Burger und begann seine Handballer-Laufbahn als Elfjähriger für die dortige SG Fortschritt. Drei Jahre zuvor war Simmat bereits als Fußballer in Grabow unterwegs, doch das war dann doch nicht seine Sportart. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht konnte“, erinnert sich der 54-Jährige mit einem Schmunzeln zurück. In der B-Jugend, genauer gesagt mit 14 Jahren, wagte Jörg Simmat seinen ersten großen Schritt und wechselte zum SC Magdeburg. Zuvor hatte er mehrere Leistungstests erfolgreich bestanden.

Der Mann aus dem Jerichower Land, aktiv auf der Rückraummitte oder auf Linksaußen, spricht von einer sehr lehrreichen Zeit. Mit dem SCM feierte Simmat als B-Jugendlicher den DDR-Meistertitel, zog sich später allerdings einen Beinbruch zu. Damit war seine Zeit beim Traditionsverein von der Elbe zwangsläufig beendet. Von 1979 bis 1983 spielte der gebürtige Burger in der Folge in der Magdeburger Studentenauswahl und wurde mit ihr DDR-Meister in der Studentenliga. „Handball ist für mich einfach eine komplette Sportart.

Man braucht alles – sowohl im körperlichen als auch im athletischen Bereich“, so der 54-Jährige. Nach anderthalb Jahren in Kleinmachnow während seiner Armeezeit, wo Simmat bereits nebenbei als Jugendtrainer arbeitete, zog es ihn 1985 aus beruflichen Gründen nach Salzwedel. „Das war eine coole Truppe. Wir waren sicherlich nicht die Besten, aber die Lustigsten“, erinnert sich der Wahl-Westaltmärker zurück. Damals spielten die Salzwedeler unter Trainer Wolfhard Meyer noch in der Kreisliga.

Ebenfalls in der Truppe vertreten war auch Holger Zander. Der hatte erst 1980 damit begonnen, Handball im Verein zu spielen. Zuvor war Zander ab 1978 bereits als Helfer in der Leichtathletik-Sparte von Einheit Salzwedel aktiv. In der zehnten Klasse beschloss Wolfhard Meyer, aus der Schul- eine Klubmannschaft zu machen. So stiegen Zander & Co. damals für Einheit Salzwedel auf Anhieb in den Herrenbereich ein. „Dieser wilde Haufen hat recht schnell zusammengefunden“, verrät der 53-Jährige, der seine Karriere als Rechtsaußen begann, dann auf die linke und später auf die rechte Rückraumposition wechselte.

Zuvor hatte es in Salzwedel sechs Jahre lang keinen Männerhandball gegeben. Die Einheitler duellierten sich damals noch in der Kreisklasse mit Mannschaften aus Klötze, Rohrberg und Neuferchau. Mit der Zeit verstärkte sich die Truppe immer mehr, gewann somit an Qualität und Quantität. Als Hans-Joachim Fentzahn und Gerd Juhre die Truppe als Duo übernahmen, wurde auch das Training hochwertiger. Lohn der Mühen war 1987 der Aufstieg in die Bezirksklasse. In dieser hielten sich die Mannen von der Jeetze zunächst zwar nur eine Saison, doch dann ging es direkt wieder hoch. Später schafften es die ambitionierten Westaltmärker dann sogar bis in die Nordliga.

1995 wechselten die Salzwedeler nach einem Streit mit dem HVSA den Verband und waren fortan unter dem Namen SVT Uelzen/Salzwedel in Niedersachsen aktiv. Dort begannen sie damals auf Bezirksebene, schafften aber schon 1998 den Aufstieg in die Heideliga, die später in die Landesliga umbenannt wurde. Über die Jahre hinweg stießen dann hochtalentierte Spieler aus dem Nachwuchs wie beispielsweise Michael Schulze, Denny Hornisch oder auch Ronny Schlawin hinzu, die zuvor eine tolle Ausbildung genossen hatten. Über die Jahre hinweg wurden nicht nur die jeweiligen Spielstätten besser und moderner, sondern auch das Interesse am Salzwedeler Handball wuchs immer mehr.

Bereits im Januar 1995 hatte sich der Förderverein gegründet. Jürgen Fischer war es, der sich besonders für die Jugendarbeit in der Kreisstadt einsetzte. Fischer holte viele Eltern mit ins Boot, die sich vor allem darum kümmerten, dass der Trainingsbetrieb abgesichert war. Mit der Zeit konnten es sich die SVT-Funktionäre dann auch leisten, europäische Spitzenmannschaften wie den SC Magdeburg, US Creteil, IK Sävehof und Medwedi Tschechow oder auch die deutschen Olympiasieger von 1980 nach Salzwedel zu holen. Für die Zuschauer waren diese Partien echte Leckerbissen.

Nachdem in der Jeetzestadt Anfang der 1990er Jahre Nachwuchsarbeit aufgebaut wurde, stellten sich unter anderem auch Jörg Simmat und Holger Zander Doppelfunktionen und arbeiteten nebenbei auch noch als Jugendtrainer. Dazu griffen sie auch oft genug als Schiedsrichter zur Pfeife. „Jeder hat damals irgendeine Aufgabe übernommen. Teilweise haben wir damals neben unserer Spielerlaufbahn zwei Mannschaften trainiert. In dieser Zeit hatte meine Frau doch recht wenig von mir“, erinnert sich Zander schmunzelnd zurück.

Im männlichen Bereich war der Verein von der A- bis zur E-Jugend durchgängig besetzt, dazu stellten die Salzwedeler auch zwei weibliche (C- und D-Jugend) Teams. Außerdem bildete sich auch noch eine Frauenmannschaft. Simmat beendete seine ereignisreiche Laufbahn 2008 nach einem Achillessehnenriss. Er arbeitete zuvor bereits seit 2004 als Spielertrainer der ersten Männermannschaft.

„Das war damals eine tolle Mischung aus Jung und Alt“, denkt der 54-Jährige gern zurück. Einen wirklichen Abschied gab es für Jörg Simmat aber nie, denn aktiv ist er tatsächlich immer noch. In der zweiten Männermannschaft musste der Chüttlitzer in dieser Saison in nahezu jedem Spiel aushelfen. Gleiches gilt übrigens auch für Holger Zander. „Eigentlich müssen wir das nicht mehr haben, doch wir wollen eben auch nicht, dass sich die Mannschaft auflöst“, verrät Simmat. „Wir würden uns natürlich über Zuwachs freuen und auch jeden Interessenten gern mit aufnehmen“, ergänzt Zander.

Seit zehn Jahren sind die Routiniers auch für das Altherrenteam unterwegs, das in gelegentlichen Freundschaftsturnieren mit weiteren Oldie-Teams aus der westlichen Altmark die Klingen kreuzt. „Wir wollen den Kontakt zu den anderen Vereinen aus dem Kreis Salzwedel nicht verlieren und nach wie vor dazugehören“, macht Holger Zander, der vor allem die tolle Arbeit von Familie Beckmann im Verein lobt, deutlich.

Im Nachwuchsbereich sind die Westaltmärker zwar nicht mehr so gut bestückt wie zu Anfangszeiten, verfügen aber immerhin noch über sechs Jugendteams. Zur neuen Spielzeit werden 30 Kinder auf die D- und E-Jugend sowie die Minis aufgeteilt, um die sich dann Burkhard Grader, Antonia Schwede und Daniel Kolley kümmern. Allerdings fehlen insgesamt auch die Übungsleiter, um neue Teams aufzubauen. „Man muss heutzutage vor jedem Menschen den Hut ziehen, der sich ehrenamtlich engagiert. Man kann ihm gar nicht genug danken, gerade weil die Politik das Ehrenamt noch immer nicht genug schützt“, sind sich die drei Urgesteine einig.

Simmat, Zander, aber auch der etwas jüngere Grader, der mit sieben Jahren in Salzwedel begann und sich nach zwischenzeitlichen vier Jahren Pause zumeist als Kreisläufer mit der zweiten und dritten Männermannschaft („Ich hatte oft einfach nicht die nötige Zeit, war aber immer da, wenn es möglich war“) zufrieden gab, schnüren noch immer fast jedes Wochenende die Schuhe und spielen für das zweite Herrenteam in der Regionsklasse. „Es macht Spaß, mit den jungen Spielern auf der Platte zu stehen. Wir sind zwar sicherlich nicht mehr so fit, sitzen auch lieber auf der Bank und geben Anweisungen, doch wir fühlen uns selbst noch recht jung, lernen immer noch dazu und helfen gern aus“, so Zander, der sich mit seinen Kollegen – das Trio kümmert sich vor allem um die Organisation – im Tabellenmittelfeld eingefunden hat.

Trotzdem wird irgendwann auch für das Trio Schluss sein. Mit über 60 werden Jörg Simmat, Holger Zander und Burkhard Grader wohl nicht mehr aktiv auf der Platte stehen. Das Trio – Grader hat sich sogar noch zum Ziel gesetzt, irgendwann gemeinsam mit seinem Sohn Danilo auf der Platte zu stehen – möchte sich dennoch so lange wie möglich fit halten. Wichtig für den Gesamtverein – das wissen natürlich auch die drei Routiniers – ist in dieser Saison der Klassenerhalt der ersten Herrenvertretung in der Landesliga Lüneburg.

 „Sie werden nicht absteigen, da bin ich mir absolut sicher. Man sieht einfach das Potenzial in der Truppe, das ist reine Kopfsache“, erklärt ein optimistischer Simmat. Auch Zander und Grader sind davon überzeugt, dass Schönfelder & Co. nach einer schweren Spielzeit der Landesliga auch im 20. Jahr erhalten bleiben. Für die Zukunft wünschen sie sich nicht nur mehr Nachwuchs, sondern auch mehr Leute, die sich im Verein engagieren. „Wenn die Eltern mit ihren Kindern hier im Verein zusammenarbeiten würden, wäre das schon eine tolle Sache. Ich möchte auch noch einmal betonen, dass jeder hier im Verein willkommen ist“, erklärt Holger Zander. Für eine erfolgreiche Zukunft beim SVT Uelzen/Salzwedel werden sich aber auch die drei Urgesteine noch so lange wie möglich einsetzen.