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Handball Wunsch: Zusammenschluss zweier Rivalen

Der VfB Klötze 07 und die SG Neuferchau/Kunrau in einer Spielgemeinschaft? Genau das ist der große Wunsch vom Klötzer Michael Cibis.

Von Florian Schulz 19.11.2016, 04:00

Klötze/Neuferchau l Während Michael Cibis für den VfB aus Klötze noch immer selbst in der zweiten Kreisliga-Männermannschaft auf Torejagd geht, trainiert er seit Beginn dieser Saison auch noch das Nordliga-Frauenteam aus Neuferchau und Kunrau. Der Sportenthusiast hat an beiden Aufgaben viel Spaß und könnte sich gut vorstellen, dass beide Vereine zusammenpassen.

„Handball ist die geilste Sportart“

Das Interesse am Handball fand Cibis erst spät. Seine sportliche Laufbahn begann er als Fußballer. Mit fünf Jahren schnürte er erstmals für Traktor Klötze die Schuhe und schaffte es später als Torhüter sogar in die Kreisauswahl. Mit zehn Jahren wechselte der Purnitzstädter die Sportart und ging unter der Leitung von Günter Lüdecke zum Kraftsport beim VfB über. Zeitgleich startete Michael Cibis auch seine Karriere als Handballer. Vier Jahre später kam dann auch noch Leichtathletik dazu. Das Rennen machte beim Klötzer aber schließlich der Handball. „Ich habe mit Kraftsport, Handball und Leichtathletik zwar drei Sachen gleichzeitig gemacht, doch Handball ist einfach die geilste Sportart. Außerdem fasziniert mich der Mannschaftssport ungemein“, verrät der 45-Jährige. Mit 16 Jahren, als Cibis zugleich seine Laufbahn als Kraftsportler beendete, war er mit Zustimmung der Eltern erstmals für die erste Klötzer Männermannschaft aktiv. Diese wurde von Hans Tafelski trainiert. Nebenbei betrieb der Mann von der Purnitz auch noch Leichtathletik, doch nach der Wende war auch damit Schluss. 1990 zog es den Rückraumakteur nämlich aus privaten Gründen zum MTV Wisch. Für den Verein aus der Nähe von Hamburg war der Westaltmärker zunächst mit den A-Junioren in der Oberliga und später mit den Männern in der Verbandsliga aktiv.

1994 zog es Michael Cibis aus familiären Gründen zurück zu den Wurzeln. In Klötze fasste der Sportfanatiker schnell wieder Fuß. Während seiner Studienzeit in Buxtehude trainierte Cibis unter der Woche beim SV Beckdorf mit. „Der Verein wollte mich später sogar verpflichten, doch ich habe mich für den VfB entschieden“, schildert der Westaltmärker. Unter der Regie von Trainer Torsten Bauke schaffte Michael Cibis 1997 mit den Klötzer Herren den Aufstieg in die Nordliga. Nach mehreren erfolgreichen Jahren an der Purnitz benötigte Cibis dann aber einen Tapetenwechsel. Er schloss sich der SG Solpke/Mieste an. Die spielte 2006 noch unter Coach Hans-Joachim Gamm in der Oberliga und stieg ein Jahr später in die Verbandsliga ab. 2009 folgte der Klötzer seinem Herzen und wechselte zurück zum VfB. Dort wurde gerade ein Umbruch vollzogen. „Der gesamte Handball wurde hier praktisch unter Mithilfe vieler Urgesteine neu auf die Beine gestellt“, verrät der 45-Jährige. Personell wurde gezielt aufgerüstet, so dass der VfB mit Trainer Roger Nerlich 2010 auch den Aufstieg aus der 2. in die 1. Nordliga schaffte. Bereits 2009 wurde an der Purnitz auch ein Handball-Förderverein gegründet. „Vor allem, damit wir finanziell alles stemmen können“, begründet Michael Cibis, der den Posten des zweiten Vorsitzenden übernahm.

„Wir hatten keine andere Wahl“

Das Klötzer Urgestein half in dieser Zeit nur noch sporadisch in der ersten Männermannschaft aus, spielte vorrangig für die eigene Reserve in der Kreisliga. Mit der Zeit des Umbruchs bildeten sich beim VfB auch vereinzelte Nachwuchsmannschaften. 2005 beispielsweise wurde unter der Leitung von Silke Galda eine Minimannschaft ins Rennen geschickt, in der vor allem viele weibliche Sportfreundinnen aktiv waren. Ein Großteil davon ist noch immer für die Kreisliga-Frauenmannschaft am Ball. „Darauf können wir schon ein Stück weit stolz sein, weil wir es gemeinsam angepackt haben“, erzählt Cibis. Er trainierte selbst von 2010 bis 2013 eine Mini-Auswahl beim VfB. Vor allem im Männerbereich sorgten die Purnitzstädter immer mehr für Furore. In der 1. Nordliga steigerten sich die Mannen um Stefan Philipp von Jahr zu Jahr und spielten in den letzten Jahren sogar vermehrt in der oberen Tabellenhälfte mit. Umso bitterer war der Rückzug des Teams vor der laufenden Saison. „Wir hatten allein fünf verletzte Spieler, die den Großteil der Saison verpasst hätten. Somit hatten wir nicht mehr genügend Akteure und somit leider keine andere Wahl, auch wenn wir gern noch weitergemacht hätten“, blickt der 45-Jährige zurück. Für ihn selbst war die vergangene die bislang erfolgreichste Saison. „Uns hatte keiner auf dem Zettel. Ich möchte mich bei allen bedanken, die den alten Handball-Opa mitgeschliffen haben“, sagt Cibis mit einem Grinsen. Dennoch bezeichnet er die sechs Jahre in der 1. Nordliga als „wertvolle Zeit“, die viele Akteure zugleich auch geprägt hat. Doch neue Spieler nach Klötze zu holen, gestaltete sich in den vergangenen Jahren immer als äußerst schwierig. „Verstehen kann ich das nicht wirklich. Wir hatten hier immer gutes Training, eine super Truppe und dazu gute Trainer“, so Michael Cibis, der selbst viel von Roger Nerlich und Hans-Joachim Gamm mitgenommen hat.

Cibis hat allerdings auch eine erfreuliche Botschaft für alle Fans des Klötzer Handballs parat. Der VfB wird in der kommenden Spielzeit nämlich wieder eine erste Herrenmannschaft ins Rennen schicken, die voraussichtlich in der 2. Nordliga einsteigt. „Mit ganz viel Glück kann es sogar sein, dass wir in der 1. Nordliga bleiben dürfen, doch das gilt es noch zu klären. Ich gehe zu 90 Prozent davon aus, dass es die 2. Nordliga sein wird“, erklärt das VfB-Urgestein. Die Purnitzstädter befinden sich bereits in Gesprächen mit einigen potenziellen Neuzugängen und wollen laut Cibis direkt wieder „durchstarten“. Das Ziel ist es erst einmal, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Viele ehemalige Nordliga-Akteure sind in Klötze geblieben, spielen dort in dieser Saison für die zweite Mannschaft in der Kreisliga. Die nötige Spielpraxis holt sich dort auch Michael Cibis selbst, doch der wird Anfang Dezember erst einmal eine Zwangspause einlegen müssen, denn dann steht eine Operation an. Womöglich wird dann auch gänzlich Schluss sein.

Der zweite Chef des Klötzer Fördervereins bedauert, dass speziell in der Westaltmark immer mehr Handballteams wegbrechen. „Das ist ein Riesenproblem. Allerdings sollte man gewisse Befindlichkeiten da einfach mal in den Hintergrund stellen und im Interesse des Handballs handeln“, so Cibis. Der will damit auf das Thema Spielgemeinschaften hinaus. Eine solche strebt auch er mit seinem VfB an. „Auf Dauer wird es notwendig sein, sich mit der SG Neuferchau/Kunrau oder einem anderen Verein der Region zusammenzuschließen“, meint der 45-Jährige. „Ansonsten wird es wohl irgendwann für beide Vereine zu Ende sein“, schließt der Purnitzstädter an. Michael Cibis arbeitet parallel bereits für die SGN und trainiert die Frauen, die als amtierender Kreismeister neu in der Nordliga sind. Ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung war der Wechsel seiner Tochter Antonia vom VfB zur SGN. „Gefragt wurde ich zwar von der gesamten Mannschaft, doch Antonia hat es sich natürlich ganz besonders gewünscht“, erzählt Cibis mit einem Schmunzeln. Sein Ziel ist es, das Team immer weiter auf Vordermann zu bringen. Momentan ziert es in der Nordliga noch punktlos das Tabellenende. Trotz der momentanen Negativserie hat der Übungsleiter, der in nächster Zukunft den Erwerb einer Trainerlizenz anstrebt, viel Spaß („Ich mache es gern“) an seiner Arbeit.

„Von Jahr zu Jahr entscheiden“

Michael Cibis möchte dem Handball noch so lange wie möglich verbunden bleiben. Beim VfB arbeitet er schon jetzt eifrig am Wiederaufbau der ersten Herrenmannschaft. In Sachen Trainerarbeit möchte sich Cibis noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Das wird die Zukunft zeigen, da werde ich von Jahr zu Jahr entscheiden“, verrät der 45-Jährige. Sollte sich sein großer Wunsch vom Zusammenschluss des VfB Klötze 07 mit der SG Neuferchau/Kunrau irgendwann erfüllen, sieht der Westaltmärker auch wieder neue Perspektiven für den Nachwuchs. „Gerade im männlichen Bereich muss sich da sicherlich bei beiden Vereinen in der Zukunft viel tun, ansonsten werden es beide wohl schwer haben“, vermutet der Handballenthusiast. Um genau dies zu verhindern, wird Michael Cibis zusammen mit weiteren VfB-Funktionären sicherlich schon in naher Zukunft mit den SGN-Verantwortlichen über das Thema Spielgemeinschaft sprechen. Womöglich nur im Verbund können beide Vereine in eine erfolgreiche Zukunft blicken.