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Das Porträt der Woche: Für Fußballer Toni Mutschler vom SV 09 Staßfurt steht die Familie im Vordergrund Früher Hitzkopf, jetzt bodenständig

05.03.2011, 05:29

Toni Mutschler kaut gern Kaugummi, er mag Kapuzenpullover und er hört gern "Black Music". Toni Mutschler ist ein lockerer Typ, er ist immer für einen Spaß zu haben, ist durchaus schadenfroh, kann austeilen und einstecken, und er kann über sich lachen. Dabei wirkt er bodenständig, ehrlich und mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehend. Der Neuzugang des Verbandsligisten SV 09 Staßfurt ist ein Typ, der sich oft behaupten musste, der sich treu bleibt und eigentlich nichts anderes werden konnte als Fußballer.

Staßfurt. Für Toni Mutschler steht die Familie im Vordergrund. Er hat als Jugendlicher viele Jahre in Internaten verbracht, war dabei immer froh, wenn er zwischendurch wieder in seine Heimat durfte. Heimat, das ist für Mutschler ein Vorort von Frankfurt/Oder, in dem er geboren und aufgewachsen ist. Zum Zuhause haben sich inzwischen Berlin und Potsdam entwickelt, dort hat er beim BFC Dynamo oder SV Babelsberg Freundschaften geschlossen, in Potsdam wohnt seine Freundin - seit sieben Jahren sind sie bereits zusammen. "Die Bindung ist größer als noch beim ersten Verliebtsein", erklärt Mutschler mit freudestrahlenden Augen. Und das ist bei der Entfernung über viele Jahre nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Seine Eltern sind Lehrer, unter anderem für Geschichte, sein Vater war Fußballer, sein Bruder kickt bei Germania Halberstadt. Und so verwundert sein Interesse für Politik oder Historie nicht. Auch sein Faible für den Rasensport scheint ableitbar vom Familienoberhaupt. "Ich durfte aber immer freie Entscheidungen treffen", betont Mutschler. Geprägt hat ihn seine Familie dennoch, seine ältere Schwester ist ebenfalls Lehrerin. Mutschler kann sich ein Lehramts-Studium in Sport und Geschichte durchaus vorstellen, vielleicht auch Sportmanagement.

Geprägt hat ihn die Familie auch in der jüngsten Vergangenheit, nach einem Autounfall, "als ich in ein kleines Loch gefallen war", wurde er aufgefangen, sein Vater war ihm eine große Stütze, half ihm wieder auf die Beine. "Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet das Auto, das mir meine Eltern für mein Abitur und meine bisherigen Leistungen geschenkt haben, ein wirtschaftlicher Totalschaden war." Darum ließ er es reparieren, darum hat er seinen "Bumblebee" noch immer. Dieser Unfall hat Mutschler ebenso zum Nach- und Umdenken bewegt wie sein momentaner Zivildienst im Staßfurter Altenpflegeheim. "Früher war ich ein echter Hitzkopf", sagt er, "jetzt bin ich ruhiger". Das gelte allerdings nicht für den Fußball. "Ich fange mir gelbe Karten nicht wegen Foulspiels ein, sondern meist wegen Meckerns." Da freut sich beim SV 09 vor allem die Mannschaftskasse.

Mit viel Selbstvertrauen ist er ausgestattet, das rührt vor allem aus seinen vielen Stationen, immer wieder musste er sich gegenüber Gleichaltrigen behaupten, erst beim Frankfurter FC Viktoria, später beim BFC Dynamo, Halleschen FC oder Eintracht Braunschweig. Mit den Niedersachsen hat er seinen größten Erfolg in der Jugend erreicht, den Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga, in Babelsberg ein Jahr später so etwas wie den Tiefpunkt, den Abstieg aus der Regionalliga.

Das soll mit dem SV 09 nicht passieren, "wir wollen unbedingt den Klassenerhalt, und wir erreichen ihn auch", sagt er selbstbewusst. Helfen kann er seiner momentanen "Fußball-Familie" dabei mit seiner guten taktischen Ausbildung, die er in den vielen verschiedenen Vereinen bekommen hat. "Ich kann ein Spiel ganz gut lesen", sagt er, "habe ein gutes Timing für Torvorlagen". Genauso gut kennt er aber seine Schwäche: "Ich bin defensiv nicht der beste." Doch darin wird sich Mutschler noch steigern, will dem SV 09, der durch Trainer René Schulze, Manager Edward Masannek, dem sportlichen Leiter Rüdiger Rüchardt und Managerassistent Dietmar Scholz sowie die Physiotherapeutin Nicole Ridder "so viel für mich getan hat", das Vertrauen Stück für Stück zurückzahlen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich heute um 15 Uhr gegen den Oscherslebener SC. "Ich will sechs Punkte holen", sagt er und lacht. Toni Mutschler nimmt den Kampf um den Ligaverbleib augenscheinlich locker, aber er wird heute sicher alles geben, wohl auch in der Defensive.