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Handball Comeback als Aushilfe

Nils Hähnel ist zurück beim Oberligisten HV Rot-Weiss Staßfurt. Am Sonnabend geht es um 18 Uhr gegen TuS Radis.

Von Enrico Joo 14.10.2016, 23:01

Staßfurt l Das Profilbild in den sozialen Netzwerken strahlt Professionalität aus. In dem blauen Poloshirt schaut Nils Hähnel in die Ferne, in den Händen hält er ein Klemmbrett und einen Kugelschreiber. Sehr viel Gelassenheit strahlt die Fachkraft für Lagerlogistik da aus. Wer Hähnel nicht kennt, würde da keinen Sportler hinter der Fassade vermuten.

Für ein paar Monate war Handball für Nils Hähnel nicht mehr so wichtig. Der 26-Jährige hat Familie, will sich auch um seinen zweijährigen Sohn kümmern. Dazu hatte er gesundheitliche Probleme mit Knie, Rücken und Schulter. Daher hatte Hähnel im Sommer den Entschluss gefasst, kürzer zu treten beim Handball-Oberligisten HV Rot-Weiss Staßfurt. „Ich war zwar punktuell in der Vorbereitung dabei“, sagt er. Einmal die Woche hat er noch mittrainiert. Aber ernsthaft ein Kaderkandidat war er nicht. Nur dieses Versprechen gab es: Wenn Not am Mann ist, dann hilft er aus. Dann ist er natürlich da.

Viel schneller als erwartet ist der Notfall eingetreten. Vor drei Wochen im Auswärtsspiel beim HC Aschersleben hatte sich Marvin Frank zwei Finger gebrochen. Er fällt mindestens zehn Wochen aus. „Am Sonntag nach dem Spiel hatte Trainer Uwe Werkmeister angerufen und mich gefragt, ob ich helfe“, erzählt Hähnel. Er hielt Rücksprache mit der Familie, die war einverstanden. „Zwei Stunden nach dem Anruf war ich bereit.“

Vor zwei Wochen in Freiberg machte Hähnel also sein erstes Spiel nach der Rückkehr. Er steuerte da vier Tore bei. Und am Sonnabend im Heimspiel um 18 Uhr gegen TuS Radis läuft er zum Heimcomeback auf.

Viele Tore sind dem Scharfschützen aus dem Rückraum da aber erst einmal nicht so wichtig. Er will Marvin Frank, der vor allem in der Abwehr einen prima Job gemacht hatte, adäquat ersetzen und soll daneben auch eine Führungsrolle einnehmen. „Ich möchte der Mannschaft mental helfen, das verlangt auch der Trainer“, sagt er. Die Mannschaft ist jung, aber Hähnel hat viel Gutes beobachtet. „Das sind alles gute Charaktere. Wenn die Mannschaft als Einheit funktioniert, dann kann sie jeden Gegner schlagen.“

Also auch Radis. Immerhin gibt da der Drittplatzierte der vergangenen Saison seine Visitenkarte beim HV Rot-Weiss ab. In der neuen Saison hat die Radis bisher aber erst zwei Siege geholt. Wie Staßfurt. Hähnel versucht da einfach zu helfen, dass die Staßfurter erst gar nicht in den Abstiegsstrudel hineingeraten.

Klar ist aber: Mit Hähnel hat der HV Rot-Weiss einen Spieler mit enormer Qualität zurückgewonnen. Die Zahlen sprechen Bände. In der vergangenen Saison warf der 1,98 Meter Hüne 142 Tore. Das war Platz acht in der ligaweiten Torjägerliste und entsprach 5,7 Toren im Schnitt. Nur Sebastian Retting hatte da für Staßfurt mit 149 Toren (6,8 im Schnitt) einen besseren Wert.

An diesen Statistiken sollte aber Hähnel noch nicht gemessen werden. „Ich brauche noch so zwei Wochen“, sagt er. Er trainiert jetzt wieder voll mit, zweimal die Woche. Aber er muss genau auf seinen Körper hören. Im rechten Knie wurde er zum Beispiel schon dreimal operiert. Da wurde ein Knorpelschaden dritten Grades festgestellt. Im Moment zwickt es dazu in der Wirbelsäule. „Ich muss da präventiv ein paar Sachen mehr machen“, sagt Hähnel. Reha und Physiotherapie in einem Fitnesstudio in Staßfurt stehen für Hähnel an.

Wie das Zusammenspiel für ihn mit den alten Kollegen ist? „Ich war kein Fremdkörper. Handball ist wie Schwimmen, das verlernt man nicht. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und hatte keine großen Findungsprobleme.“

Trotzdem wird es ein Comeback als Aushilfe bleiben. Denn langfristig ist das Engagement nicht angelegt. „Das ist Marvins Platz“, sagt er. Und den will er nicht wegnehmen. „Die Jungs haben die Chance verdient.“ Bis zum Ende des Jahres geht er für Staßfurt wieder auf Torejagd. Dann soll Marvin Frank zurückkehren. Und Nils Hähnel darf dann wieder Zuschauer sein.