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Handball Glücklicher Regisseur

Enrico Lampe wurde beim HV Rot-Weiss Staßfurt vom Linksaußen zum Mittelmann umfunktioniert. Sonnabend 18 Uhr Duell mit Zwickau.

Von Enrico Joo 09.12.2016, 23:01

Staßfurt l Der tüchtige Enrico Lampe hatte Zeit. Auf Arbeit war der 31-Jährige am Freitag nicht. Die Grippewelle ist auch an „Lampi“ nicht vorbeigegangen. Bis Freitag war er noch krank geschrieben. Für den HV Rot-Weiss Staßfurt wäre der Ausfall des erfahrenen Rechtshänders eine bittere Nachricht gewesen. Lampe wird natürlich alles versuchen, um im Heimspiel am Sonnabend in der Mitteldeutschen Oberliga gegen den Zwickauer HC Grubenlampe (Anwurf 18 Uhr) fit zu sein. Weil er ja gebraucht wird. Man muss sagen: Weil er mehr denn je gebraucht wird.

Denn in der Welt von Enrico Lampe hat sich spielerisch in den vergangenen beiden Partien etwas getan. Lampe ist jetzt nicht der Mann von außen, sondern der Mann der Mitte. Mit der Verletzung von Maurice Wilke (gebrochene Nase) spukte eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Idee im Kopf von Trainer Uwe Werkmeister herum: Enrico Lampe als Mittelmann einzusetzen.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit vor zwei Wochen gegen den USV Halle war es soweit. Der erfahrene Lampe musste als Regisseur in der Mitte ran. Staßfurt gewann bekanntlich. Das lag auch an Lampe. Obwohl der in den vergangenen Jahren kaum Erfahrung auf dieser Position gesammelt hatte. „In jüngeren Jahren habe ich dort gespielt, auch in Bernburg am Anfang“, sagt er. Danach aber nicht mehr. Über zehn Jahre war Linksaußen seine Stammposition. Schon in der Saisonvorbereitung spielte Lampe ein- bis zweimal in Testspielen im Rückraum. „Das war aber nie ein großes Thema“, erzählt Lampe. Bis Werkmeister mit seiner Idee kam. Ob er etwas Angst vor der Aufgabe hatte? „Ich mache, was der Trainer sagt. Und eine gewisse Erfahrung bringe ich ja auch mit.“ Man hört durch das Telefon, dass Lampe mit dem trockenen Humor dabei grinst.

Und ja, er hat großen Gefallen an der neuen Aufgabe gefunden. „Ich spiele das sehr, sehr gerne“, sagt Lampe. „Da habe ich ganz andere Möglichkeiten, Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Ich kann mehr helfen.“ Und macht das mehr Spaß, als auf der Außenposition von den Pässen der Mitspieler abhängig zu sein? „Na klar habe ich mir das in den ersten Spielen auf außen anders vorgestellt. Wir sind da kaum durchgekommen.“

Da schwingt Selbstkritik mit, aber auch an den Leistungen generell. Er meint vor allem die Unwucht in der Toreverteilung. Lampe drückt das so aus: „Am Anfang haben wir etwa 80 bis 90 Prozent der Tore aus dem Rückraum gemacht. Jetzt sind wir variabler. Darauf sollten wir sehr stolz sein. Dadurch sind wir weniger ausrechenbar.“

Die Außen sind also torgefählicher geworden seitdem Lampe selbst nicht mehr dort spielt. Klingt schräg, erklärt sich aber von selbst. „Mit Enrico war unser Spiel dynamisch und schnell“, sagte zum Beispiel Präsident Patrick Schliwa nach dem ersten Spiel von Lampe im Rückraum. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, das Spiel anzuleiten. Ich bin nicht der Spieler, der mit 15 Toren glänzt“, erklärt Lampe. Die Mitspieler in Szene setzen, die Gegenspieler binden, Lücken reißen, das Spiel breiter, eben weniger ausrechenbar machen. „Die vergangenen beiden Partien haben wir da Fortschritte gemacht und die Abwehr in Bewegung gebracht“, sagt Lampe. Was auch an seinen Ballverteilerkünsten liegt. Das war dann also doch irgendwie ein Selbstlob.

Auch am Sonnabend gegen Zwickau wird es nötig sein, die Abwehr des Gegners in Bewegung zu bringen. „Zwickau ist eine sehr robuste Mannschaft. Die ist uns körperlich überlegen“, schätzt Lampe ein. „Es wird wichtig sein, dass wir in der Abwehr viele Ballgewinne haben.“ Verzichten muss Staßfurt dabei auf Niclas Kaiser. Der junge Rechtsaußen, der in den vergangenen Wochen so prima in Form war, liegt grippekrank im Bett. Cosmin Tiganasu ist gesperrt. Auch Maurice Wilke kränkelt, wie ja Lampe selbst. Auf Rechtsaußen könnte nun die große Chance von Marian Spadt kommen. Vermutlich wird er Kaiser ersetzen. „Er hat das verdient“, sagt Lampe. „Und er wird das gut machen.“

Lampe klingt bei dem Lob sicher. Es ist dieses Selbstbewusstsein, mit dem er im Spiel vorangeht. Auch am Sonnabend. Ganz sicher.