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Handball Leidenschaft schlägt Qualität

Der HV Rot-Weiss Staßfurt startet am Freitag um 19.30 Uhr gegen Delitzsch in die Mitteldeutsche Oberliga.

Von Enrico Joo 01.09.2016, 23:01

Staßfurt l Da stand Kevin Reiske also und musste sich vorstellen. Die Szene liegt schon ein paar Wochen zurück, aber das Verständnis und das Verhältnis zueinander beim Handball-Oberligisten HV Rot-Weiss Staßfurt bringt es auf den Punkt. „Es ist völlig egal, ob ich zehn oder 15 Minuten spiele. Ich versuche einfach immer, das Bestmögliche für die Mannschaft zu geben“, sagte der Neuzugang. Es wurde genickt und geklatscht. Zwei Sachen ließen sich daraus deuten. Erstens: Eigene Einsatzzeiten sind nur zweitrangig für ihn. Das Ego wird hinten angestellt. Zweitens: Der Erfolg der Mannschaft steht über allen. „Ich fand das sehr bemerkenswert“, sagt Trainer Uwe Werkmeister. „Die Jungs haben einen sehr, sehr guten Charakter.“ Die Szene mit Reiske bewies das. Und es stellt klar, wie die Mannschaft spielen muss.

Heute treffen die Staßfurter ab 19.30 Uhr im ersten Saisonspiel in der heimischen Paul-Merkewitz-Halle auf den Sachsenliga-Aufsteiger NHV Concordia Delitzsch. Was ist zu erwarten? Hat die Mannschaft qualitativ nachgelassen? Vielleicht ein bisschen. Beim wohl größten Umbruch der Vereinsgeschichte gilt es immerhin, sieben Neue in die Mannschaft zu integrieren. Das braucht Zeit. „Das geht nicht in zwei bis drei Monaten. Das kann bis zu ein Jahr oder 1,5 Jahre dauern“, erklärt Werkmeister. Der Coach ist aber sehr weit davon entfernt, Panik zu verbreiten. Der Umbruch ist eine Chance. Und er fordert Geduld ein. Die der Zuschauer, aber auch die der Spieler. Gerade die jungen Neuzugänge haben schwierige Phasen, die ganz normal sind. Abspielfehler, Probleme in der Abstimmung in der Abwehr. Es war und ist nicht immer alles perfekt. Was Werkmeister aber aufstößt: „Der eine oder andere Spieler lässt sich zu leicht ablenken und steckt den Kopf in den Sand. Sie dürfen Fehler machen. Aber das permanente Nachdenken blockiert. Kurz schütteln, immer nach vorn schauen“, so möchte es Werkmeister. An die Stärken glauben, die Schwächen ausblenden.

So, und nur so kann es etwas werden. Dass die Mannschaft Potenzial hat, davon ist der Trainer überzeugt. Mit einer der jüngsten Mannschaften der Liga ist zu erwarten, dass Staßfurt schneller spielt als im vergangenen Jahr. Es ist zu erwarten, dass es einige schwierige Momente geben wird, in denen die Mentalität der Spieler abgefragt wird. Und es ist zu erwarten, dass gerade die jungen Spieler um Niclas Kaiser, Marvin Frank, Kevin Reiske, Bilal Shagluf, Toni Fanselow oder Stefan Darius ab und zu Lehrgeld zahlen werden. Alles ist neu für diese Spieler in der neuen Liga. Was aber verlangt werden muss: Den Willen zu besitzen, immer alles zu geben. So wie es Reiske in seiner Vorstellung versprochen hatte. „Wir werden jede Woche auf Mannschaften mit hoher Qualität treffen“, sagt Werkmeister. „Es werden sauschwere Spiele. Unser klares Ziel kann es nur sein, nicht abzusteigen.“ Aber er glaubt an sein Team. „Ich sehe keinen Grund für Selbstzweifel. Manchmal kann Wille und Leidenschaft Qualität auch schlagen.“ Nicht klein machen. Brust raus, große Schritte machen. Es wird eine schwere Saison, ganz klar. Aber: „Wir können es jedem Gegner schwer machen“, hat Werkmeister auch erkannt. Das zählt. Die Einstellung muss stimmen. Dann ist mehr möglich, als so mancher Spieler vielleicht selbst glaubt.