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Handball TuS Radis zieht zurück: Und nun?

Profitiert der HV Rot-Weiss Staßfurt in der Mitteldeutschen Oberliga vom Rückzug des Konkurrenten?

Von Enrico Joo 06.03.2017, 23:01

Staßfurt l Die Bombe explodierte ganz still. Unter der schlichten Überschrift „Veränderungen“ verwies TuS 1947 Radis aus der Mitteldeutschen Oberliga am Montag morgen im sozialen Netzwerk Facebook auf eine Pressemitteilung auf der Vereinshomepage. Dort kam Radis‘ Vorsitzender Wolfhard Mensch zu Wort: „Trotz intensiver Bemühungen des Wirtschaftsbeirates können jetzt Veränderungen im Bereich der Sponsorentätigkeit nicht mehr kompensiert werden“, schrieb er. „Übereinstimmend sind wir zu dem für uns einzig möglichen Ergebnis gekommen, dass, wenn die Vereine im April für die neue Saison melden müssen, der Name unseres Vereins fehlen wird.“

Rumms. Radis zieht zurück. Jener Gegner, dem der HV Rot-Weiss Staßfurt am Sonnabend 22:25 unterlegen war. Eines von vier verbliebenen Gründungsmitgliedern der Mitteldeutschen Oberliga. Staßfurt fühlt da trotz aller Rivalität mit. Es zeigt vor allem aber auch, wie schnell es bergab gehen kann. Nicht nur sportlich, auch finanziell. Ein Großsponsor drehte den Geldhahn in Radis etwas zu. Das führte zur finanziellen Schieflage.

Die Frage, die sich da natürlich stellt für alle Staßfurter Fans, ist: Profitiert der HV Rot-Weiss davon? Gibt es einen Regelabsteiger weniger? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Klar ist: Offiziell ist der Radiser Rückzug noch nicht bei der spielleitenden Stelle eingegangen. Stichtag ist der 15. April. „Wenn es zum Rückzug kommen sollte, schauen wir weiter. Es bringt nichts, da jetzt zu spekulieren“, sagt Staffelleiter Ralf Seidler. Er verweist auf die Durchführungsbestimmungen. Dort steht: „Aus der Oberliga der Männer steigen die Mannschaften ab dem 12. Tabellenplatz in den jeweiligen Landesverband ab.“ Seidler: „Es sind vier Regelabsteiger vorgesehen.“ Staßfurt sollte sich also nicht darauf verlassen, dass der viertletzte Platz zum Klassenerhalt reicht. Dort steht die Mannschaft im Moment.

Aber es gibt viele Eventualitäten. In der 3. Liga sind die SG LVB Leipzig und der SC Magdeburg II akut abstiegsgefährdet, Bad Blankenburg könnte aufsteigen. Wer aus den Landesverbänden hochkommt, ist ebenso ungewiss. „Alles ist blanke Theorie“, sagt Staßfurts Präsident Patrick Schliwa. Für ihn kommt das finanzielle Aus von Radis nicht überraschend.

Und auch in Staßfurt wird es immer schwieriger, Sponsoren zu überzeugen. „Die Gelder sind weniger geworden. Es ist jede Saison schwierig, keiner darf abspringen“, so Schliwa. Zwar hat Staßfurt keine Schulden. „Es gibt keine Außenstände. Wir leisten alle Zahlungen“, sagt er. Aber: „Der Etat ist niedriger in dieser Saison. Ich glaube, dass wir fast den kleinsten Etat der ganzen Liga haben. Mehr als eine Aufwandsentschädigung gibt es bei uns nicht. Mancher Spieler könnte in anderen Vereinen deutlich mehr verdienen.“ Umso bemerkenswerter der Einsatz der Spieler für den HV Rot-Weiss. „Wir überzeugen durch eine Wohlfühlatmosphäre.“

Klar ist aber auch: Sechs Pleiten aus den vergangenen sieben Spielen sorgen für Nervenflattern. Selbst bei den erfahrenen Handballern. „So krass habe ich das noch nie erlebt mit der Nervosität. Die Hände zittern“, so Schliwa. Die Köpfe müssen frei gemacht werden, was einfach gesagt ist. „Vielleicht bringen ein paar Spaßelemente im Training was.“

Hinter den Kulissen führt der Verein aber schon fleißig Gespräche. Auch für den Abstiegsfall: „Von acht Spielern habe ich das Wort, dass sie im Verein bleiben würden“, verrät Schliwa. „Bei drei Spielern steht es noch aus.“ Er ist zuversichtlich. Fest steht aber: Stefan Darius und Mattis Kloppenburg, beide haben ein Zweitspielrecht in Staßfurt, werden Rot-Weiss im Sommer verlassen. Egal, wo die Bodestädter in der nächsten Saison spielen. Kloppenburg zieht es zurück in die Heimat, Darius zum Studieren nach Potsdam.

Aber das Grundgerüst steht. Für den Fall des Abstiegs ist der Plan so: Mit ähnlichem Etat den sofortigen Wiederaufstieg anstreben. Aber noch haben es die Staßfurter in der Hand, den Abstieg zu verhindern. „Wir haben ein sauschweres Restprogramm. Ich hoffe einfach, dass irgendwann der Schalter umgelegt wird“, erzählt Schliwa. Acht Spiele sind es noch. Staßfurt muss liefern.