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Leichtathletik Befreit auf dem Weg nach Rio

Christina Schwanitz bestreitet beim SoleCup in Schönebeck den letzten Wettkampf vor Rio.

Von Enrico Werner 28.07.2016, 23:01

Schönebeck/Kienbaum l Die Weltenbummlerin Christina Schwanitz kann sich genau erinnern. Wie das im vorigen Jahr in Schönebeck war? „Das ist eine geile Stimmung“, sagt die aktuelle Welt- und Europameisterin im Kugelstoßen. Sie lobt das Besondere beim SoleCup. „Die Zuschauer stehen nur drei Meter vom Ring weg. Das ist eine ganz andere Geräuschkulisse, als wenn das 50 Meter wären. Ein cooles Gefühl.“

Letztes Jahr stellte Schwanitz in Schönebeck mit 20,36 Metern einen Meetingrekord auf. Wenn sie heute in die Nähe dieser Marke kommen würde, wäre sie überglücklich. Denn 2016 war lange Zeit kein gutes Jahr. Wegen eines Sehnenanrisses in der Schulter konnte sie 14 Wochen lang überhaupt keine Kugel in die Hand nehmen. „Es gab Tage, wo ich schlecht gelaunt war“, sagt Schwanitz im Gespräch mit der Volksstimme. Fast unvorstellbar bei der Frau mit dem schallenden Lachen. Das zeigt aber, wie schwierig es tatsächlich war.

Es war nicht nur die sportliche Zwangspause, die sie durchschüttelte. „Ziemlich deprimierend waren die privaten Einschnitte. Zähne putzen, Schminken, ganz alltägliche Sachen waren schwierig“, erzählt sie. „Manchmal habe ich gedacht, dass das ein Zeichen ist, aufzuhören.“ Im Nachhinein sieht sie das als „Belastungsprobe für die Leidensfähigkeit, für die Sturheit, den Ehrgeiz.“ Sie hat den Selbsttest bravourös bestanden. Denn aufhören war keine Option. „Mein erstes Ziel war es, gesund zu werden, mich normal ohne Schmerzmittel bewegen zu können.“ Als das geschafft war, war auch „schnell die Lust auf den Sport“ wieder da.

Im Juni stieg sie in die Saison ein, gewann sofort Gold bei der EM in Amsterdam. Ihre Schulter ist komplett schmerzfrei. Was man von ihr heute erwarten kann? „Das ist tagesformabhängig.“ Mit der Chinesin Lijao Gong hat sie eine Medaillen-Konkurrentin für Rio am Start. „Das ist für mich wichtig.“ Sie gibt aber auch zu, dass die 20-Meter-Stöße, die sie im letzten Jahr „bei Tag und Nacht“ drauf hatte, nicht immer permanent drin sind.

Am Ziel Olympiagold hält sie trotzdem fest. Und wenn es am Ende Silber oder Bronze wird, ist das „trotzdem geil. Vielleicht bin ich sogar mit dem vierten Platz zufrieden“. Denn innerhalb weniger Wochen den Sprung zurück in die Weltspitze zu schaffen „soll mir erst mal jemand nachmachen. Ich bin so oder so megastolz, da hinfahren zu können. Das ist hammergeil.“

Täglich schuftet sie gerade in Kienbaum, um sich in Form zu bringen. Am 6. August geht dann der Flieger nach Rio. Der SoleCup in Schönebeck ist ihr letzter Wettkampf vor Rio. „Und da will ich gewinnen. Ich habe mir auch eine Weite vorgenommen, aber die sage ich nicht.“ Da ist es wieder, das so fröhliche, ansteckende Lachen. Nein, Christina Schwanitz hat ihre Laune nicht verloren.