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Fußball Nach Abenteuer Angola zum 1. FC Lok

Daniel Ujazdowski ist in der Rückserie ein Neuzugang beim 1. FC Lok Stendal. Volksstimme sprach mit dem 24-Jährigen.

Von Frank Kowar 11.02.2016, 04:00

Volksstimme: Herr Ujazdowski, wie kam der Kontakt mit dem 1. FC Lok Stendal zu Stande?

Daniel Ujazdowski: Ich habe mit Sven Körner (Trainer des 1. FC Lok, Anm. d. Red.) schon seit ein, zwei Jahren Kontakt. Er hat immer wieder mal angefragt, bisher hat es aber nicht gepasst. Ich kenne Sven schon sehr lange und schätze ihn als Mensch. Jetzt hat er in der Winterpause wieder angefragt, dann kam eins zum anderen.

Also war Sven Körner die ausschlaggebende Person für den Wechsel?

Genau, Sven war der ausschlaggebende Mann hinter meinem Entschluss, zu Lok Stendal zu wechseln.

Wie lange haben sie vor diesem Entschluss überlegt?

Es gab ja noch einige andere Anfragen, auch sehr gute. Für mich stand aber schnell fest, dass ich zurück zu Lok Stendal gehe. Dahin, wo alles angefangen hat. Die Geschichte war für mich einfach rund. Es hat sich für mich gut angefühlt. Es ist besser als zu einem Verein zu gehen, zu dem ich keine Verbindung habe. Deshalb fiel die Entscheidung relativ schnell, als Sven wieder angefragt hat.

Sie haben zuvor ein viertel Jahr in Angola gespielt, beim AC Lobito, einem Aufsteiger in die erste Liga Angolas . Wie kommt man denn dorthin?

Das ist eine lustige Geschichte. Ein Berater hat mich angesprochen, ob ich mir vorstellen kann, in Afrika Fußball zu spielen. Ich habe mir alles angehört. Mich hat natürlich in erster Linie das Abenteuer gereizt. Ich wollte etwas von der Welt sehen. Das in Verbindung mit Fußball war die Krönung. Dass meine Freundin dann auch noch mitgekommen ist, war natürlich sehr schön.

Können Sie einmal schildern, wie der Fußball in Angola abläuft?

Da gibt es ganz normale Trainingszeiten. Wir haben aber schon am Vormittag um 9 oder 10 Uhr trainiert.

„Da waren fast immer über 30 Grad. Die hohe Luftfeuchtigkeit hat uns auch zu schaffen gemacht.“

Da waren fast immer über 30 Grad. Die Luftfeuchtigkeit hat uns auch zu schaffen gemacht. Es war nicht selten, dass man nach einer dreiviertel Stunde als Europäer schon sehr an seine Grenzen gekommen ist, was die Fitness betrifft. Selbst bei den Afrikanern, bei denen es heißt, dass sie rennen können ohne Ende, war es auch so, dass sie frühzeitig an ihre Grenzen gekommen sind. Von den Bedingungen her kann man es mit der 3. oder 4. Liga bei uns vergleichen.

„Da haben manche mehr als so mancher Bundesligist.“

Wie sieht es mit dem Etat der Vereine aus?

Da haben manche mehr als so mancher Bundesligist. Das ist eigentlich unfassbar. Nicht umsonst war Rivaldo (früherer Weltfußballer aus Brasilien) da. Sogar Ronaldino (2002 wurde er mit der brasilianischen Nationalmannschaft Weltmeister) war dort im Gespräch. Vom finanziellen Aspekt her ist es alles unglaublich, was da teilweise abgeht.

Wie waren die Plätze?

Sehr gut. Wir haben zwei Stadien gehabt. Ein Platz war Erstliga tauglich. Es gab in Angola aber auch Plätze, die nicht so gut bespielbar waren. So oder so, es gibt Vereine, die haben super Bedingungen, aber auch Vereine mit nicht so guten.

Wer hat noch in Angola gespielt?

Viele Brasilianer sind dahin gewechselt, auch Portugiesen. Trainer kamen ebenfalls viele aus Portugal. Da war echt was in Bewegung.

Warum sind sie dann wieder zurück nach Deutschland, warum haben sie nur ein viertel Jahr ausgehalten?

Nur ein viertel Jahr ausgehalten würde ich nicht sagen. Der Punkt war die fehlende Arbeitserlaubnis, Schmiergeld und Korruption, so dass ich leider frühzeitig meine Sachen packen musste.

Sie wären gerne noch länger geblieben?

Super gerne. Was sich da für Chancen geboten hätten, das kann man sich hier überhaupt nicht vorstellen. Wer weiß, was sich für mich noch ergeben hätte. Es war eine sehr gute Erfahrung und ein tolles Abenteuer. Die Umstände, dass ich zurückmusste, fand ich sehr, sehr traurig. Ich war enttäuscht.

Wieviele Spiele haben Sie bestritten?

Eine Woche bevor die Saison losging musste ich durch einen Muskelfaserriss drei bis vier Wochen aussetzten, so wurden es nur drei Spiele.

Das vergangene halbe Jahr waren Sie dann praktisch vereinslos.

Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich mit dem Fußball aufhöre, weil durch die Geschichte in Afrika mir so ein bisschen der Glaube an den Fußball verloren gegangen ist. Auch der Spaß und die Leidenschaft waren weg. Deshalb habe ich mir erst einmal andere Prioritäten gesetzt. Ich will mir ein zweites Standbein aufbauen. Ich will nicht mit 30 dastehen und nichts in der Hand haben.

Was ist das zweite Standbein?

Ich mache derzeit eine Ausbildung zum Kaufmann.

Fußball steht jetzt also nicht mehr an erster Stelle, sondern ist eher eine Freizeitbeschäftigung. Oder?

Freizeitbeschäftigung würde ich das nicht nennen, gerade weil es um Lok Stendal geht. Der Verein liegt mir sehr am Herzen. Das ist mein erster Verein, dem möchte ich gern weiterhelfen. Das ist mein persönlicher Anspruch und mein persönliches Ziel.

Was sind die Ziele mit Lok in der Verbandsliga. Ganz nach oben wird es in der Rückserie wohl nicht mehr gehen, oder?

Das Ziel soll Platz fünf sein, so habe ich es von Sven gehört. Mein persönlicher Anspruch ist auf jeden Fall, irgendwann in den nächsten ein, zwei Jahren mit Lok Stendal eine Liga höher zu spielen.

Daraus ist zu entnehmen, dass Sie länger bei Lok Stendal spielen wollen.

Richtig, das soll eine längerfristige Sache werden.