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Rudern Mit Gefühl

Marcel Hacker vom SCM kämpft im Doppelzweier bei der WM um eine Medaille.

Von Daniel Hübner 26.08.2015, 20:37

Magdeburg l Ein herrliches Bild von Marcel Hacker wurde damals geschossen: Lachend stand er auf dem Steg in Aiguebelette zwischen seinen drei Mitstreitern. Die Haare kurzrasiert, die Haut faltenfrei, bejubelte der junge Athlet vom SC Magdeburg seine Silbermedaille, die er soeben im Doppelvierer gewonnen hatte. "Das war mein erster großer Erfolg in der Elite", erinnert sich Hacker zurück an diese Weltmeisterschaft in Frankreich im Jahre 1997. Seither hat sich nicht viel verändert in Aiguebelette. Die Regattastrecke ist geblieben, die Menschen sprechen französisch - und Hacker ist immer noch dabei, wenn die WM 2015 vom 30. August bis 6. September ausgetragen wird. Allerdings nicht im Doppelvierer, und zum ersten Mal seit sechs Jahren auch nicht im Einer - diesmal sitzt er im Doppelzweier mit dem 26-jährigen Rostocker Stephan Krüger.

Die beiden haben bereits in der laufenden Saison ein erfolgreiches Gespann gebildet. Da war gleich der Sieg im ersten Weltcup in Bled (Slowenien), es folgten der Titel bei der Europameisterschaft in Posen (Polen), ein krankheitsbedingter Ausfall Hackers beim zweiten Weltcup in Varese (Italien), ein zweiter Rang zuletzt in Luzern (Schweiz), als es zum ersten Mal zum Duell mit den siegreichen Kroaten gekommen war. "Die Kroaten", sagt Hacker, 38 Jahre, "sind das Maß aller Dinge, aber sie sind nicht unschlagbar." Hinter den Brüdern Martin und Valent Sinkovic folgen sogleich die Deutschen und die Briten, die Italiener und die Franzosen, auch die Neuseeländer und die Norweger. Ein breites Feld also. Deshalb heißt das Ziel für Hacker und Krüger: "Wir wollen eine Medaille holen."

Dazu haben sie sich in den vergangenen Wochen in Ratzeburg vorbereitet, am 26. August ist Anreise in Aiguebelette. Bei windigen Bedingungen auf dem Küchensee suchten sie nach dem richtigen Gefühl für die entscheidenden Momente auf der 2000 Meter langen Distanz. Bei Hacker und Krüger wurde es vor allem beim letzten Weltcup in Luzern genau zweimal geweckt. Das erste Mal sogleich am Start, das zweite Mal auf den dritten 500 Metern. "Die dritten 500 Meter müssen kommen", war also eine Lehre aus dem Rennen. "Und auf den ersten 250 Metern wollen wir noch zwei Zehntelsekunden rausholen", berichtet Hacker - um nämlich den Kroaten nicht schon vom ersten Zug an freie Fahrt zum Titel zu gewähren.

Während Hacker und Krüger die Kräfte aus ihrer Zusammenarbeit weiter mobilisieren, können sie die Entscheidung über ihre gemeinsame Fahrt zu den Olympischen Spielen 2016 nicht beeinflussen. Edelmetall garantiert zwar den Startplatz für Rio, aber nicht das Ticket für die Besetzung. "Das müssen wir uns wieder erarbeiten über den Frühtest", meint Hacker. Es sind zugleich die deutschen Kleinboot-Meisterschaften, die auch 2016 im April ausgetragen werden und bei denen der Kader der Nationalmannschaft ermittelt wird. Für eine Chance im Doppelzweier bietet sich der Zieleinlauf aus diesem Jahr in Brandenburg an: 1. Krüger, 2. Hacker.

Aber das ist Zukunft. Zunächst ist Aiguebelette. Und die Möglichkeit für Hacker, seine achte WM-Medaille zu gewinnen, danach lächelnd fürs Foto auf dem Steg neben Krüger zu stehen und zu resümieren: "Das ist mein bislang größter Erfolg im Doppelzweier."