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Boxen Comeback eines Tollpatsch

WBO-Weltmeisterin Ramona Kühne gibt nach 16 Monaten Ringpause, bedingt durch einen Kreuzbandriss, im Filmpark Babelsberg ihr Comeback.

Von Janette Beck 31.07.2015, 23:01

Potsdam l „Den Luxus gönn‘ ich mir“, denkt sich Ramona Kühne. Doch sie tut gut daran, es nicht auszusprechen. Die deutsche Box-Königin genießt es, dass sie ihr Ehemann und Trainer derzeit in Watte packt. „Sogar den Staubsauger nehme ich ihr aus der Hand, und das will was heißen“, erzählt Stephan Kühne und unterstreicht sein Leiden mit einem tiefen Seufzer.

Einzige Aufgabe der Dreifach-Weltmeisterin ist es indes, sich auf ihr Comeback zu konzentrieren. Das soll möglichst filmreif sein, schließlich steht der Ring heute im Filmpark Babelsberg. Hier in der Metropolis Halle möchte die 35-jährige im Duell mit der erfahrenen Österreicherin Doris Köhler (31) beweisen, dass sich das monatelange Durchbeißen in der Reha und das „Buffen“ in der Vorbereitung gelohnt haben. Das zumindest ist der Plan.

Aber das mit den Plänen ist so eine Sache bei Ramona Kühne. Und leider auch der Grund für die Fürsorge des Gattens. „Ich bin im normalen Leben ein kleiner Tollpatsch“, gesteht die Boxerin. Und ihr Coach schiebt nach: „Ramona verletzt sich nicht etwa beim Training oder im Kampf – nein, sie setzt sich gern mal beim Kartoffelschälen oder Rasenmähen selbst außer Gefecht.“

So auch im Oktober 2014: Es war der letzte Abend nach dreimonatiger Vorbereitung für die nächste Titelverteidigung. „Alles war top. Ich wollte nur ganz entspannt einen Abendspaziergang machen – als krönender Abschluss sozusagen.“ Sie trat in ein Loch, im rechten Knie machte es knacks. Wie damals, 2012. Nur war es da das linke Knie. „Das war wie ein Déjà-vu, ich wusste gleich, das war‘s.“ Kreuzbandriss. Klappe, die Zweite!

Drei Tage habe sie nur geweint. „Dann hat mich Stephan gefragt: Willst du aufhören? Und meine Antwort war ein klares Nein!“ Fast trotzig drückte die Boxerin stattdessen den Resetknopf: „Ich wusste genau, was zu tun ist. Und ich wusste, was ich einmal geschafft habe, schaffe ich auch ein zweites Mal. Im Prinzip war alles ganz einfach.“

Und doch so schwer, denn alles brauchte seine Zeit. Doch das sind alte Kamellen. Die Weltmeisterin ist davon beseelt, das Drehbuch ihrer Erfolgsstory fortzuschreiben. „Ich bin noch nicht fertig. Und so lange, wie ich mit den Jungschen noch mithalten kann und Spaß habe, boxe ich weiter.“ Dass sie im „Aufbaukampf“ vor der geplanten Titelverteidigung im September viel zu verlieren hat (bei einer Niederlage ist der WBO-Titel weg), scheint Ramona Kühne nicht zu schocken. Im Gegenteil, ein Spaziergang wäre schlimmer ...