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Profiboxen: Cruisergewichtler verteidigt seinen WM-Titel gegen überforderten Minto Huck siegt, Wegner leidet: "Du boxt dumm"

03.05.2010, 05:21

Oldenburg (dpa). Trainer Ulli Wegner war mal wieder restlos bedient von seinem Schützling Marco Huck. Der Box-Weltmeister hatte seinen Titel des Verbandes WBO im Cruisergewicht gegen den Amerikaner Brian Minto Samstagnacht in Oldenburg zwar erfolgreich verteidigt, die Art und Weise aber stieß Wegner übel auf. Der 68-Jährige musste sich nach Hucks Sieg durch technischen K.o. zu Beginn der zehnten Runde auf die Zunge beißen, um nicht loszupoltern. "Ich weiß, was noch alles mit Marco zu tun ist", stöhnte der kauzige Trainer verzweifelt und zürnte: "Er muss sich auch an Taktik halten."

An der Rechtmäßigkeit des Sieges gab es jedoch keinen Zweifel. Huck hatte seinen Herausforderer in der dritten, fünften und neunten Runde auf die Bretter geschickt. Doch der bullige Amerikaner, der vor knapp vier Jahren Publikumsliebling Axel Schulz bei dessen Comeback-Versuch böse vertrimmt hatte, kehrte stets wie ein Stehaufmännchen zurück. Wankend zwar, aber immer noch in der Lage, zurückzuprügeln. Zwischendurch verlor der 35-Jährige die Orientierung und setzte sich in der Rundenpause zum verblüfften Wegner in die Ecke. Erst vor der zehnten Runde hatte die Minto-Ecke mit ihrem torkelnden Mann ein Einsehen und ließ das Gefecht abbrechen.

Der Kampf erinnerte mitunter an eine wilde Straßenkeilerei. Vom feinen Boxen, das Wegner als hehres Ideal seit Erwerb seines DDR-Sportlehrerdiploms in den 60er Jahren predigt und lehrt, war Huck erneut meilenweit entfernt. Seine Brachialattacken, die die 3500 Zuschauer in der Weser-Ems-Halle mit Begeisterung quittierten, verpufften häufig. Huck schlug gewaltige Luftlöcher, die immens Kraft kosteten. Mit seinen kompletten 90 Kilo warf sich der 25 Jahre alte gebürtige Serbe in die Schläge, als wollte er einen voll besetzten Reisebus von der Straße schubsen.

Immer wieder forderte Wegner, den linken Jab zu bringen. "Mach doch, was ich dir sage", fuhr er seinen schnaufenden Schützling an. "Hör mal zu: Du bist Weltmeister. Du musst schlauer boxen. Ist doch klar, dass du dumm boxt." Auch das half nicht. Huck boxte, wie Huck immer boxt: nicht schlau, aber gewaltig. "Lass das weg! Meine Fresse!", rief Wegner wütend. Huck ignorierte seinen Trainer. "Im Moment machst du ’ne sinnlose Schlägerei." Doch egal, ob er Huck anblaffte oder es mit Engelszungen versuchte ("Du bist der Mercedes und er ist der Lanz Bulldog") – Huck boxte in seiner ungestümen Art, bis der andere aufgab.

Um das Arbeitspensum, das Wegner mit dem früheren Kickboxer noch vor sich hat, beneidete keiner den Trainer. Axel Schulz befand, Huck habe sich zu sehr auf seine Schlagkraft verlassen und die Linke schleifen lassen. Auch Luan Krasniqi, einst Punktsieger über Minto, hielt sich mit Lob zurück. Einiges sei "teilweise gelungen", sagte er. "Marco vergisst nach Niederschlägen, konzentriert weiterzuboxen", haderte Promoter Wilfried Sauerland. Nach dem Kampf fiel Huck wieder ein, was Wegner eigentlich wollte: "Man muss locker boxen", meinte der Weltmeister.