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Handbike Eine angenehme Pflicht für Eskau

Für Paralympicsiegerin Andrea Eskau ist das Erscheinen bei der Saisonauswertung der Handbiker vom USC Magdeburg eine angenehme Pflicht.

Von Janette Beck 06.12.2016, 00:01

Magdeburg l Das Wort Müßiggang existiert im Sprachgebrauch von Andrea Eskau nicht. Vielmehr ist die 45-Jährige ein fleischgewordenes Perpetuum mobile. Entweder arbeitet sie an einem Projekt im Rahmen ihres Sechs-Stunden-Jobs als Leiterin des Fachgebiets „Behindertensport“ im Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln. Oder aber sie schrubbt Trainingsrunden, denn nach den Sommerspielen 2016 in Rio ist für die inzwischen sechsfache Paralympicsiegerin vor den Winterspielen 2018 in Pyeongchang.

Im Moment sitzt die gebürtige Thüringerin mehr im rollenden Rennschlitten. In Vorbereitung auf die Weltcups im Langlauf und Biathlon sowie die Nordische-Ski-WM der Behinderten im Finsterau im Februar 2017 absolviert sie täglich nach der Arbeit zwei Trainingseinheiten. „Der Fokus liegt diesmal auf der Heim-WM, auch, weil es dort bereits um die Startplätze in Pyeongchang geht. Es läuft ganz gut bei mir, ich bin im Plan“, berichtete die querschnittgelähmte Sportlerin vor ihrer Abreise ins Höhentrainingslager in Italien, wo der Schnee liegt, der hierzulande noch auf sich warten lässt.

Wer ständig in Bewegung ist, ist allerdings schwer zu greifen. Davon wissen die Verantwortlichen vom Behinderten-Sportverband Sachsen-Anhalt genauso ein Klagelied zu singen wie Eskaus Heimatverein, der USC Magdeburg. Sie bekamen die drahtige Powerfrau vor Rio, wo sie schließlich Gold im Straßenrennen und Silber im Einzelzeitfahren gewann, nicht ein einziges Mal zu Gesicht. Auch danach machte sich der medienscheue Star („Wenn ich keine Interviews gebe, kann mir auch kein Wort im Mund umgedreht werden.“), der sich unweit von Köln mit Lebensgefährtin Amira ein „kuscheliges Nest gebaut“ hat, rar. Selbst sämtlichen Empfängen oder Ehrungen blieb sie fern. „Ich will meine Ruhe haben. Im Mittelpunkt zu stehen, ist einfach nicht mein Ding“, lautet die Erklärung. „Die Zeit, die dafür nutzlos verstreichen würde, nutze ich lieber fürs Training oder für meine Amira und unsere Tiere. Mehr brauche ich nicht zum Glücklichsein.“

So aber konnte die Ausnahmesportlerin auch erst jetzt die Glückwünsche und Geschenke ihres Vereins für ihre Top-Leistungen persönlich entgegennehmen. „Dieser Termin ist eine angenehme Pflicht für mich. Ein Muss, das von Herzen kommt“, betonte Eskau bei der Jahres-abschluss-Veranstaltung in den heiligen Hallen der Strehlow-GmbH in Rothensee. Diese wurde von Peter Fuhrmann, der guten Seele der Behindertensport-Abteilung des Universitäts-Sportclubs organisiert.

„Der USC ist und bleibt mein Verein, für den ich gerne starte. Es ist wichtig, dass der Behindertensport im Osten ein bekanntes Gesicht hat und es behält“, sicherte Eskau, die mit dem Fernziel Tokio 2020 liebäugelt, dem Verein weiter die Treue zu. Seit Jahren erfahre sie vom USC eine großartige Unterstützung. „Egal, was ist, hier finde ich immer ein offenes Ohr.“ Es gebe in Deutschland keinen Verein, der den Handbike-Sport so vorbildlich fördere: „Und ich finde, das muss honoriert werden.“