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Tennis Emmrich schwenkt um

Profi und Doppelspezialist Martin Emmrich aus Magdeburg denkt an sein Karriereende. Der 31-Jährige will künftig seine Frau trainieren.

Von Uwe Tiedemann 07.06.2016, 01:01

Magdeburg l Seine hartnäckige Schulterverletzung war Martin Emmrich beim Schaukampf im Rahmen des ITF-Seniorenturniers in Magdeburg zwar nicht anzumerken, doch wie es aussieht, lässt der Tennis-Doppelspezialist seine Karriere ausklingen, will sich stattdessen ganz auf den Trainerjob konzentrieren. „Ich war bis vor kurzem noch optimistisch, habe an ein Comeback geglaubt, doch ich kann einfach nicht schnell servieren. Und 80 Prozent reichen nicht“, sagte der 31-Jährige am vergangenen Wochenende auf der Anlage des 1. TC Magdeburg.

Nach einem Sieg im Einzel für seinen neuen Verein, den Drittligisten TTK Hamburg (TTK steht kurioserweise für Tontaubenklub) vor etwa vier Wochen waren sie wieder da – die Schmerzen an der Schulter, wo der linke Supraspinatus (ein Skelettmuskel) angerissen ist.

Eine Operation wäre möglich, hätte aber acht Monate Pause und das Risiko zur Folge gehabt, möglicherweise sein, wie er es ausdrückt, Feingefühl zu verlieren. „Vielleicht hätte ich den Eingriff sofort vornehmen lassen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer“, sinnierte der gebürtige Magdeburger, der mittlerweile aber ohnehin nicht mehr den Biss und den Willen hat, sich zurück auf den Court zu kämpfen: „Das Feuer lodert nicht mehr.“

Dafür brennt er für etwas anderes. Das Schöne dabei: Es hat auch unmittelbar mit Tennis zu tun. Emmrich will seine Ehefrau Michaella Krajicek, Schwester des niederländischen ehemaligen Wimbledongewinners Richard Krajicek, als Trainer zurück in die Top 100 führen (derzeit 195). Beide sind auf einem guten Weg („Das Hauptaugenmerk gilt jetzt meiner Frau, ich habe Mega-Vertrauen in sie“), gewann doch die 27-Jährige zuletzt zwei Turniere in Albuquerque (New Mexiko) und Las Vegas (Nevada), doch nun hat sie sich erneut verletzt (Riss im Oberschenkel), und die Zeit bis Wimbledon (27. Juni bis 10. Juli) wird langsam knapp.

„Das Problem ist die Ungewissheit. Da fließen zuweilen auch Tränen. Als Trainer und Ehemann ist das dann nicht so leicht“, gab Emmrich offen zu. Auch komme es manchmal auf dem Platz zu Wortgefechten, doch nach dem Training sei alles wieder in bester Ordnung.

Parallel zum Wimbledonturnier möchte Emmrich per Schnellkurs in London seine US-PTA- und PTR-Trainerlizenz ablegen und dann mittelfristig mit Michaella in die USA ziehen, wo beide in Bradenton/Florida ein Haus besitzen: „Amerika war schon immer mein Lieblingsland. Und man verdient mit 150 bis 250 Dollar pro Trainerstunde deutlich mehr als in Deutschland.“ Doch so weit ist es noch nicht. Er glaubt fest daran, dass seine Frau noch einmal oben angreifen kann. Zumal im Frauen-Einzel ab Weltranglistenposition 100 die Verdienstmöglichkeiten deutlich höher sind als auf seinem Niveau im Herren-Doppel.