1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Deutsche Biathletinnen laufen bei WM zu Staffel-Gold

Deutsche Biathletinnen laufen bei WM zu Staffel-Gold

13.03.2015, 17:34

Kontiolahti - Schon lange vor dem Ziel schnappte sich Laura Dahlmeier die deutsche Fahne. Als die Schlussläuferin wenig später mit einem Jubelschrei ihren Teamkolleginnen in die Arme gefallen war, flippten die Vier nach ihrem Sensationscoup völlig aus.

Dank einer überragenden Teamleistung haben Franziska Hildebrand, Franziska Preuß, Vanessa Hinz und Laura Dahlmeier am Freitag bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Kontiolahti Gold geholt und bei einem der unglaublichsten WM-Siege einer deutschen Damen-Staffel für einen Gänsehautmoment gesorgt.

Die Vierer-Bande war nach ihrem unerwarteten Gold-Coup völlig außer Rand und Band. "Wir haben schon eine Pina Colada gehabt. Es gibt da so ein Regenerationsgetränk mit Protein mit Pina-Colada-Geschmack. Wir benehmen uns einfach so, als wäre Alkohol drin gewesen", meinte Franziska Preuß. Auch eine im Stadion aufgeschnappte überdimensionale Spaßbrille sorgte für großes Gelächter.

"Ich habe die Fahne schon ganz schön früh bekommen. Es ist ein total schönes Gefühl, weil man das genießen und feiern kann. Es ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist - mit so einem Vorsprung Weltmeister zu werden. Ich kann das noch gar nicht richtig glauben", jubelte Schlussläuferin Laura Dahlmeier. Mit ihren 21 Jahren trumpfte sie im Flutlicht wie ein alter Hase auf.

"Es ist der Wahnsinn. Man kann das überhaupt nicht glauben. Das haben uns nur wenige zugetraut. Jetzt ist es umso schöner", meinte Franziska Preuß, die gerade erst 21 Jahre alt geworden war. Auch die 22 Jahre alte Vanessa Hinz, die nach bisher nicht ganz so tollen Leistungen bei dieser WM als Wackelkandidatin gegolten hatte, war hin und weg: "Ich freue mich riesig, dass ich es allen habe zeigen können. Wir haben davor gesagt, wir Drei sind schon in der Junioren-Staffel Weltmeister geworden. Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht." Franziska Hildebrand, mit 27 Jahren die Älteste im Team, sagte: "Das ist die Krönung meiner Karriere."

Die Skijägerinnen machten das Olympia-Debakel von Sotschi mit Platz elf vergessen. Beim ersten deutschen Staffel-Gold seit 2012 setzten sich Dahlmeier & Co mit sechs Nachladern mit einem unglaublichen Vorsprung von über einer Minute vor Frankreich und Italien durch. Sie treten damit in die Fußstapfen der goldenen Generation um Magdalena Neuner, Andrea Henkel. Nach Gold durch Erik Lesser und Silber durch Dahlmeier in der Verfolgung durften die deutschen Skijäger bereits ihre dritte WM-Medaille feiern. Am Samstag wollen es die Olympia-Zweiten Erik Lesser, Daniel Böhm, Arnd Peiffer und Simon Schempp den Frauen nachmachen und den ersten WM-Staffeltitel seit 2004 holen.

Damen-Bundestrainer Gerald Hönig, der nach dem Gold-Schuss von Laura Dahlmeier die Arme in die Höhe riss und ein paar Freudentränen vergoss, war angesichts der Nervenstärke seiner Mädels überwältigt: "Dass die Truppe das dieses Jahr schon so bewältigt, das war nicht unbedingt vorauszusehen. Das ist die Krönung einer tollen Saison."

Nach den zwei Saisonsiegen in Hochfilzen und Antholz sowie Rang drei in Ruhpolding gehörten die jungen Deutschen mit einem Durchschnittsalter von knapp 23 Jahren zu den Mitfavoritinnen. Aber dass sie souverän auftreten würden, hatte kaum jemand erwartet.

Auch wenn sich das Team eine Siegesfeier redlich verdient hatte, wurde die große Party verschoben, denn in Kontiolahti werden auch am Sonntag noch Medaillen verteilt. "Es ist natürlich nicht so, dass wir bis morgen früh um Fünf feiern und uns Vollgas betrinken. Aber wir stoßen kurz an", kündigte Laura Dahlmeier an. Im abschließenden Massenstart will sie genau wie Franziska Preuß und Franziska Hildebrand wieder angreifen.

Mit dem sensationellen Staffelerfolg und Verfolgungs-Silber durch Dahlmeier haben die Schützlinge von Bundestrainer Hönig den Neuaufbau im Rekordtempo umgesetzt und gezeigt, dass ihnen die Zukunft gehört. Nach dem schlechten Abschneiden in Nove Mesto 2013 mit nur einmal Silber durch Andrea Henkel und dem medaillenlosen Debakel in Sotschi setzten die Trainer voll auf die Jugend - viel zugetraut wurde den Youngstern nach dem Rücktritt von Andrea Henkel zumindest in dieser Saison aber noch nicht.