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FIFA in der Amerika-Falle WM-Trio will schnellen Zuschlag für 2026

Nach der Skandalvergabe an Russland und Katar hat die FIFA den WM-Vergabeprozess reformiert. Mehr Transparenz, mehr Demokratie waren die Ziele. Für 2026 prescht nun das amerikanische Bewerbertrio vor und drängt auf eine schnellere Entscheidung als eigentlich geplant.

Von Arne Richter, dpa 08.04.2017, 23:01

New York/Zürich (dpa) - Die historische Mammut-WM 2026 könnte im Eilverfahren nach Amerika vergeben werden - entgegen der vom Fußball-Weltverband nach der Skandalvergabe für die Turniere 2018 und 2022 gerade reformierten Regeln.

Die drei gemeinsamen Kandidaten USA, Mexiko und Kanada drängen offenbar auf einen schnellen Zuschlag und haben das der FIFA bereits mitgeteilt. Wenige Stunden nach der offiziellen Verkündung der erstmaligen Dreier-Bewerbung in New York zitierte die amerikanische Nachrichtenagentur AP aus einem Schreiben der Kandidaten an den Fußball-Weltverband.

Darin fragten die nationalen Verbände offenbar schon im März an, ob bereits beim FIFA-Kongress am 11. Mai in Bahrain eine "prinzipielle Entscheidung" für ein Turnier 2026 getroffen werden könne, "gemeinsam und kooperativ" organisiert in Nordamerika. Anschließend solle die FIFA-Administration bis zum 31. März 2018 prüfen, ob das Amerika-Trio die technischen Voraussetzungen erfülle.

Beim Kongress am 13. Juni 2018 - am Vorabend des WM-Eröffnungsspiels in Moskau - könnte der endgültige Zuschlag für das übernächste Turnier erteilt werden, zwei Jahre eher als ursprünglich vorgesehen. Eine konkrete FIFA-Bestätigung hierzu gab es bislang noch nicht, allerdings wird auf der gerade von der FIFA veröffentlichten Agenda für den Kongress 2017 unter Punkt 14.1. ein Antrag der drei Länder zur WM 2026 aufgeführt.

Der Vorstoß belegt die Position der Stärke der Kandidaten. Und das selbst verursachte Dilemma der FIFA. Nach den gültigen Regularien gibt es praktisch keinen realistischen Gegenkandidaten. Europäer und Asiaten sind derzeit ausgeschlossen, da in ihren Konföderationen die Turniere 2018 (Russland) und 2022 (Katar) stattfinden. Ländern aus Ozeanien, Afrika oder anderen amerikanischen Verbänden ist die Organisation des Turniers mit 48 Teams und 80 Spielen logistisch kaum zuzutrauen. Wird jetzt für eine Express-Vergabe votiert, kann sich erst recht niemand mehr in Stellung bringen.

Die von Skandalen erschütterten Sport-Multiverbände steuern mit ihren Großereignissen jedenfalls auf eine neue Glaubwürdigkeitsdebatte zu. Neben dem WM-Turnier 2026 könnte es auch für Olympia 2024 und 2028 keine echte Abstimmung geben, wenn das IOC im Herbst seine Mega-Events zwischen den verbliebenen Kandidaten Paris und Los Angeles einfach aufteilen sollte.

Was bei der FIFA womöglich auf der Strecke bleibt, ist der im Reformprozess auch von Präsident Gianni Infantino propagierte transparente Wettbewerb mit neu eingeführten Kategorien wie Menschenrechten, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Zwar verspricht das Trio einen neuen Ausschreibungsprozess, sollte man die Standards nicht erfüllen. Aber wie streng wird die FIFA ihren einzigen realistischen Bewerber prüfen können? Wie deutlich wird sie ihre Forderungen nach freiem Zugang für alle Menschen in die USA angesichts der rigiden Einreisepolitik von US-Präsident Donald Trump tatsächlich formulieren?

US-Fußballverbandschef und FIFA-Council-Mitglied Sunil Gulati betonte am Montagabend nicht umsonst die Unterstützung Trumps für das WM-Projekt. "Er ist besonders erfreut, dass Mexiko Teil dieser Bewerbung ist", sagte Gulati - wohlwissend, dass dessen aggressive Politik in Richtung des südlichen Nachbarn ein Malus sein könnte.

Kanada und Mexiko für eine Co-Kandidatur zu gewinnen, war ein cleverer Schachzug der USA. Sie hätten im Gegensatz zu ihren Nachbarn auch die logistischen Voraussetzungen gehabt, sich alleine bewerben zu können. Als gemeinsame Gastgeber kann man den völkerverbindenden Charakter des Fußballs als Pluspunkt präsentieren.

Dennoch gibt es beim zweimaligen WM-Gastgeber Mexiko kritische Stimmen, nur ein Juniorpartner zu sein. Tatsächlich sollen 60 der 80 WM-Spiele in den USA stattfinden, nur je zehn in den anderen beiden Ländern. Vom Viertelfinale an sind alle Partien in den USA vorgesehen. "Mexiko bekommt nur die Krümel", titelte die Sportzeitung "Récord".

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