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PISA-Studie zum Wohlbefinden Jeder sechste Schüler erfährt Mobbing: Was Eltern tun können

In der Schule verbringen Kinder viel Zeit. Umso wichtiger ist es, dass sie sich dort wohlfühlen. Doch fast jeder sechste Schüler ist in Deutschland ein Opfer von Mobbing, wie eine Studie zeigt. Auch Eltern sind hier gefragt - sie müssen im Ernstfall einschreiten.

19.04.2017, 11:06

Berlin (dpa/tmn) - Wohl jedes Kind hat manchmal keine Lust auf die Schule. Aber manche Schüler fühlen sich dort schlichtweg nicht wohl. Die Gründe können vielseitig sein: Mobbing, Probleme mit dem Lehrer oder Überforderung. Wie merken Eltern, dass etwas nicht stimmt - und was können sie dann tun?

Anzeichen:

- Unlust: Beobachten Eltern eine deutliche Veränderung im Verhalten ihres Kindes, kann das ein Warnzeichen sein. "Wir alle haben mal keine Lust zu Arbeiten", sagt der Schulpsychologe Klaus Seifried vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Doch wenn ein Kind, das eigentlich gerne zur Schule geht, plötzlich nicht mehr möchte, sollten Eltern dies ernstnehmen.

- Krankheiten: Häufige Kopf- oder Bauchschmerzen können natürlich medizinische Gründe haben. "Aber will das Kind deswegen ständig zu Hause bleiben, haken Eltern besser nach", rät Seifried.

- Schulische Leistungen: Bekommt ein guter Schüler plötzlich nur noch schlechte Noten, kann das zwar ganz banale Ursachen haben. "Wenn ich mit 15 oder 16 Jahren nur noch an Mädchen und Partys denke, dann werden meine Leistungen leiden", sagt Seifried. Werden die Leistungen aber vermeintlich ohne Grund schlechter, kann das auch schwerwiegendere Gründe haben.

Was Eltern dann tun können:

- Interesse zeigen: Ganz generell gilt, dass Eltern sich Zeit nehmen und mit dem Kind über die Schule sprechen sollten. Das sollte dann darüber hinausgehen, wie sonst danach zu fragen, wie es in der Schule war und sich mit der schlichten Antwort "gut" zufriedenzugeben.

- Gespräch führen: Vermuten Eltern, dass etwas nicht stimmt, sprechen sie das am besten an. "Im zweiten Schritt sollten sie sich an den Klassenlehrer wenden", rät Seifried. Der kann das Arbeits- und Sozialverhalten in der Schule einschätzen. Ist das Kind still und sozial isoliert? Oder eher laut und aufgedreht?

- Schulleiter: Handelt es sich um ein ernstes Problem wie Mobbing, schalten Eltern zusätzlich am besten den Schulleiter ein. "Kinder reden über so etwas ungern - es ist ihnen peinlich", warnt Seifried. Dennoch sollten sich Eltern nicht scheuen, das Problem auf höherer Ebene anzusprechen und dann gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.

- Psychologische Unterstützung: Ein Schulpsychologe kann helfen, wenn Kinder sich in der Schule nicht wohlfühlen. "Leider ist die Versorgung deutschlandweit extrem unterschiedlich", sagt Seifried. In großen Städten kann es leichter sein einen Termin zu bekommen als auf dem Land. Schulen kennen den zuständigen Schulpsychologen und können Eltern sagen, wo und wann Sprechstunden angeboten werden

PISA-Studie: Jeder sechste deutsche Schüler regelmäßig Mobbing-Opfer

In Deutschland wird nach einer neuen PISA-Studie fast jeder sechste 15-Jährige (15,7 Prozent) regelmäßig Opfer von teils massivem Mobbing an seiner Schule. Im Schnitt aller Teilnehmerländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist sogar nahezu jeder Fünfte (18,7 Prozent) mehrmals im Monat von körperlicher oder seelischer Misshandlung durch Mitschüler betroffen. Dies geht aus dem OECD-Report zum Wohlbefinden von Jugendlichen aus aller Welt hervor.

"Für manche ist die Schule ein Ort der Qual", schreiben die PISA-Autoren. Fast jeder zehnte 15-Jährige aus Deutschland (9,2 Prozent) beklagt, regelmäßig Ziel von Spott und Lästereien zu sein. Und 2,3 Prozent der hierzulande Befragten gaben an, in der Schule herumgeschubst und geschlagen zu werden. Insgesamt sind Jungen im OECD-Schnitt häufiger Mobbing-Opfer in der Schule als Mädchen. Diese sind aber stärker von Ausgrenzung und bösen Gerüchten betroffen.

"Mobbing müssen wir in Deutschland viel stärker thematisieren, weil es hier oft noch an den Rand gedrängt wird", sagte OECD-Direktor Andreas Schleicher der Deutschen Presse-Agentur. "Da hilft nur eine Null-Toleranz-Praxis, um deutlich zu machen, dass so etwas nicht akzeptiert wird."