1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Kraftschöpfen im Advent - Auszeit hinter Klostermauern

Kraftschöpfen im Advent - Auszeit hinter Klostermauern

11.12.2014, 10:19
Der Advent ist für viele stressig. Deshalb suchen einige Ruhe in Klöstern. Eine besinnliche Zeit können sie beispielsweise im Kloster Engelthal verbringen. Foto: Andreas Arnold
Der Advent ist für viele stressig. Deshalb suchen einige Ruhe in Klöstern. Eine besinnliche Zeit können sie beispielsweise im Kloster Engelthal verbringen. Foto: Andreas Arnold dpa

Altenstadt - Einfach mal alles hinter sich lassen. Der Hektik entkommen, auch dem Weihnachtsstress. Wer in den Bistümern Mainz und Limburg Besinnlichkeit und neue Energie sucht, der kann sie als Gast bei Nonnen und Mönchen finden.

Der Weg zu mehr innerem Frieden führt an Wäldern, Koppeln und Pferden vorbei zum
Kloster Engelthal. Das Auto stoppt, der Motor verstummt. Dann ist da - nichts. Nur Stille. Auch deswegen mieten sich Gäste in der Benediktinerinnenabtei ein, die mitten in der hessischen Wetterau in Altenstadt liegt. Zum Jahresende suchen die Besucher hier eine
besinnliche Zeit, Spiritualität oder neue Kraft.


"Die, die es schaffen, im Advent zu kommen, wissen genau, warum sie es tun", erzählt Schwester Maria Magdalena Hörter. "Die Intention im Advent ist eigentlich: Gerade weil es so hektisch ist, muss ich mir das gönnen." Die Benediktinerinnen ermöglichen aber nicht nur jetzt, sondern das ganze Jahr über Auszeiten innerhalb der Klostermauern. Dafür stehen zwei Gästehäuser mit 30 Zimmern zur Verfügung. Die Schwestern behalten dabei ihre ungestörten Bereiche. Alleinreisende können ebenso übernachten wie Gruppen, die Seminare abhalten wollen.

Die Engelthalerinnen bieten auch selbst Kurse an. Dazu gehören "Oasentage für Frauen", um Abstand vom Alltag zu gewinnen, oder "Tage der Stille", an denen geschwiegen wird. "Wir beobachten, dass Klöster als Andersorte immer stärker wahrgenommen und aufgesucht werden", sagt Schwester Maria Magdalena. "Weil wir etwas von dem leben, was heute in unserer Gesellschaft unüblich ist, schwierig zu leben ist - und trotzdem Sehnsuchtspunkt ist. Wir leben fast so etwas wie einen Gegenentwurf."

Die Menschen - meist Frauen - buchen aus unterschiedlichen Gründen einen Aufenthalt im Kloster. Die einen kommen, weil sie Zeit für sich selbst und "raus aus allem" wollen, wie Schwester Maria Magdalena weiter berichtet. Andere kämen, weil sie ihre religiösen Wurzeln suchten, der Spiritualität wieder mehr Raum geben und neuen Kontakt zu Gott wollten. Dann gebe es da noch jene, die das Gespräch wünschten: "Unser Vorteil ist: Wir sind keine Therapeuten. Diese Schwelle ist geringer. Aber wir sind so etwas wie Fachleute im Zuhören."

Derweil verteilen Beate und Peter Goldbach im Dachgeschoss des Gästehauses Yoga-Kissen. In der Ferne schlägt hin und wieder eine Glocke. Das Ehepaar aus Oberursel veranstaltet ein Wochenendseminar mit Yoga und Meditation - und das ganz bewusst hier in der Abtei.

"Klöster sind ideal, um Körper, Geist und Seele zusammenzubringen", sagt Peter Goldbach. Sie gewährten einen geschützten, abgegrenzten Raum und mehr Stille. "Klöster bieten das Gefühl anzukommen, willkommen und geborgen zu sein." Hier wehe dieser "besondere Geist der Achtsamkeit". Das Paar wählt seit zehn Jahren Klöster als Orte für seine Wochenendseminare, die Entspannung, Stressabbau und Besinnung auf sich selbst vermitteln sollen.

Auch andere Einrichtungen in den Bistümern Mainz und Limburg sind offen für Besucher. Rückzugsräume gibt es zum Beispiel im
Exerzitienhaus der Franziskaner in Hofheim am Taunus. Die
Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim am Rhein beherbergt das ganze Jahr über vor allem Einzelgäste, die für eine persönliche Einkehr, stille Tage, eine Auszeit oder für Exerzitien - geistliche Übungen - kommen, wie Schwester Philippa Rath berichtet.


Im Advent reisten zwar nicht mehr als sonst an. "Aber vielleicht kommen sie mit einer anderen Motivation. Der Advent ist ja von Natur aus eine Zeit der Besinnung. Man bereitet sich auf das Fest vor oder nimmt sein Leben einmal ganz neu in den Blick." Viele Menschen nutzten diese Zeit für die innere Einkehr. "Dafür steht unser Haus Jedem offen." Es gibt dann auch begleitende und jahreszeitlich passende Angebote, etwa das gemeinsame Lesen und Betrachten von adventlichen oder weihnachtlichen Texten der heiligen Hildegard.

Auch die Goldbachs bemerken den Advent bei ihrer Arbeit. Während dieser Wochen seien ihre Kurse sehr beliebt, erzählt Beate Goldbach. Die Motivation der Teilnehmer sei dann etwa: "Es geht darum, Zeit für mich vor Weihnachten zu haben." Oder auch in entspannte, weihnachtliche Stimmung zu kommen - und Kraft zu sammeln für das Fest.