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Kreatives  Historische Kostüme für die Gästeführer

Osterwiecks Stadtführer können nun in historischen Kostümen Gäste durch die Stadt leiten. Diese wurden in der Kreativwerkstatt hergestellt.

Von Mario Heinicke 06.03.2017, 00:01

Osterwieck l Pure Begeisterung herrschte bei den Stadtführern über ihre neue „Arbeitskleidung“. Sie soll aber nicht auf jedem Rundgang getragen werden, sondern bei bestimmten Themenführungen. Ebenso zu besonderen Anlässen, wie Anfang September mit dem Reformationsfest im Osterwiecker Stadtzentrum bevorsteht.

„Ein tolles Geschenk“, sagte Gerhard Schmuck, der sich das Kostüm des Ritters Lippold von Rössing (1495 bis 1568) ausgewählt hat. Die Familie von Rössing war in der Stadtgeschichte das bedeutendste Adelsgeschlecht in Osterwieck, erbaute 1579 den „Bunten Hof“.

Ursula Kuß wird sich als Agnese von Gustedt (1726 bis 1800) zeigen. Die Stadtführerin aus Deersheim hat damit einen Bezug zu ihrem Heimatdorf gewählt. Denn die historische Dame war mit Johann-Friedrich von Gustedt aus dem Deersheimer Adelsgeschlecht verheiratet. Sie erbauten seinerzeit Schul-, Forstaufseher- und Armenhaus im Dorf. Nach dem Tod ihres Mannes zog die Witwe nach Osterwieck. Die Adelsprieche in der Stephanikirche ist ihr „Werk“.

Stadtführer Ulrich Katzorke wird Brand Schmalian (1566 bis 1614) darstellen. Als Wegelagerer und Brandstifter füllte Schmalian manche Prozessakte in Osterwieck. Verstritten mit seiner Familie, seinen Nachbarn und der Obrigkeit von Osterwieck schmauchte man ihn im Jahr 1614 an der Ilsebrücke Richtung Schauen.

Die insgesamt sechs Kostüme – hinzu kommen Manuela Bode als Ackerbürgerin im 15./16. Jahrhundert, Dieter Hager als späterer Ackerbürger und Willfried Engelke als Kaufmann – sind jeweils nach Maß ihres Trägers gefertigt worden. Ausgeführt wurden die Arbeiten von September bis Jahresende 2016 in der Osterwiecker Kreativwerkstatt der AFU GmbH, gefördert von der Kommunalen Beschäftigungsagentur. Annerose Löhr, Petra Bachnik, Sabine Pichert, Gisela Luth und Gudrun Schmidt führten die Arbeiten unter fachlicher Anleitung von Sylvia Mutschall aus, die in Rhoden eine Schneiderei hat.

Die Idee, berichtete Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (parteilos), sei schon vor zwei Jahren entstanden. Anlässlich des bevorstehenden Reformationsfestes habe es nun mit der Förderung geklappt, bilanzierte sie erfreut. Ihr Dank richtete sich an die Beteiligten der Kreativwerkstatt. „Das haben sie wunderbar umgesetzt.“

Jüngst hatte die AFU erst das Osterwiecker Thesentor hergestellt, das derzeit in der Stephanikirche zu besichtigen ist. „Die AFU ist ein guter Partner für Osterwieck“, sagte Wagenführ an Bereichsleiter Reinhard Theml gerichtet. Es gebe für die Zukunft noch weitere Ideen.

Die Stadtführer leiteten vergangenes Jahr insgesamt 74 Führungen mit 1179 Teilnehmern, was einem Plus von 19 Prozent zu 2015 entspricht. Dieses Jahr werden Gästen 13 verschiedene thematische Führungen angeboten – für Einzelgäste wie Gruppen nach vorheriger Anmeldung.

Einige Themenführungen sollen dieses Jahr erstmals an festen Terminen stattfinden. Auch montags zum Beispiel, um die Öffnungszeiten des Heimatmuseums an diesem Wochentag zu nutzen.

Auf insgesamt acht Gästeführer kann die Touristinformation zurückgreifen. Nicht nur für die Osterwiecker Altstadt, auch für Schloss Hessen, Deersheim oder Landschaftsführungen zum Beispiel. So wird es im April drei Termine für Wanderungen zu den Adonisröschen am Kleinen Fallstein geben und im September eine zum Tag des Geotops. Termine für besondere Stadtführungen sind der deutsche Fachwerktag am 28. Mai und das Reformationsfest am zweiten September-Wochenende. Zum Geburtstag des Heimatmuseums am 7. Dezember soll es eine außergewöhnliche nächtliche Führung geben.