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Flüchtlinge Biederitzer Netzwerk will unterstützen

Mehr als 50 Bürger haben sich am Mittwochabend in Biederitz gefunden, um ein Netzwerk zu gründen. Sie wollen Flüchtlingen helfen.

Von Thomas Höfs 30.10.2015, 00:01

Biederitz l Eine gute halbe Stunde Fußmarsch vom Notaufnahmelager im Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge treffen sich am Mittwochabend mehr als 50 Bürger, um ein Netzwerk zu gründen. Die Initiative dazu hat die evangelische Kirche mit Pfarrer Johannes Henke ergriffen.

Seit Wochen kümmern sich hier bereits Ehrenamtliche darum, die Flüchtlinge zu unterstützen. Mehrere Spendensammlungen wurden in der Gemeinde initiiert.

Seit dem 4. Oktober ist die Notaufnahme belegt, sagt der Pfarrer. Aktuell, ergänzt Bürgermeister Kay Gericke, seien 250 Menschen in der Landeseinrichtung untergebracht. Er freute sich an dem Abend über das große Interesse der Bürger zu helfen. „Die Zivilgesellschaft lebt“, sagte er. Mit kleinen Schritten und kleinen Gesten kann den Menschen bereits geholfen werden, sich in Deutschland zurecht zu finden, schildert er. Die Verwaltung hat dazu selbst bereits eine Broschüre in mehreren Sprachen herausgegeben.

Zu einem Treffpunkt will der Bürgermeister die Cafeteria im Verwaltungsamt gern umfunktionieren. Allerdings liege dem Amt noch nicht die Erlaubnis des Eigentümers vor, räumt er ein. Ideal wäre der Treffpunkt direkt neben der Feuerwehrschule. Dann müssten die Flüchtlinge sich nicht auf den weiten Weg bis zum Gemeindehaus der Kirche aufmachen.

Deutlich widersprach der Bürgermeister außerdem zahlreichen Gerüchten, die im Ort die Runde machten. Die Diebstahlquote, wie gern kolportiert werde, sei nicht durch die Unterbringung der Flüchtlinge gestiegen, erklärte er. Diese Gerüchte seien Unsinn.

Bedauerlich fand er hingegen, dass die Bürger den Flüchtlingen nicht auf dem Gelände der Feuerwehrschule helfen dürfen. Aus organisatorischen und Kapazitätsgründen wolle das Land die Bürger nicht auf das Gelände lassen, schilderte er. Pfarrer Johannes Henke warb anschließend die Bürger neben der Mitarbeit im Netzwerk Flüchtlingshilfe für eine ehrenamtliche Mitarbeit beim Deutschen Roten Kreuz. Die ehrenamtlichen Helfer seien regelmäßig vor Ort im Einsatz, um die Menschen zu verpflegen und ihnen Bekleidung zu geben. Oftmals gebe es nur eine Vorwarnzeit von wenigen Stunden bis zum Eintreffen der nächsten Gruppen, beschrieb er die Situation.

Dabei ist die Notaufnahme in der Feuerwehrschule nur eine Durchgangsstation für die Flüchtlinge. Von den ersten Flüchtlingen, die zum Monatsanfang ankamen, sei nur noch einer da, sagte er. Die anderen seien bereits weitergereist. Trotzdem sei ein Angebot für die Menschen sinnvoll und wichtig, haben er und seine Sekretärin Kerstin Kuehn in vielen Gesprächen erfahren. Die Menschen seinen neugierig auf das Land und die Menschen, die hier wohnen, schilderte sie ihre Eindrücke. Außerdem wollten die jungen Menschen schnell die Sprache lernen und sich dann auf die Suche nach einer Arbeit machen, habe sie erfahren. Die Bereitschaft, sich zu integrieren, sei sehr groß. Hier solle das ehrenamtliche Netzwerk Flüchtlingshilfe ansetzen, schlug sie vor. In fünf Schwerpunkten sollten sich die ehrenamtlichen Helfer engagieren, so die Vorstellungen.

So könnten die Bürger im Ort den Flüchtlingen die ersten Lektionen im Deutschunterricht erteilen. Andere könnten die viele Freizeit der Flüchtlinge bereichern und Angebote machen, um die Tage nicht zu lang werden zu lassen. Da es feste Zeiten für die Essenausgabe gibt, stünden dem Netzwerk täglich nur einige Zeitfenster zur Verfügung, machte sie aufmerksam.

Die Bürger teilten sich anschließend in mehrere Gruppen auf. Hier verständigten sie sich auf eine Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe und legten die Gruppensprecher fest. Regelmäßig sollen nun weitere Treffen mit den Sprechern folgen, um die Hilfen anlaufen zu lassen.

Einen breiten Raum in der Diskussion nahm die Frage nach Versicherungen für die Helfer als auch für die Flüchtlinge ein. Hierzu müssen sich die Organisatoren aber noch erkundigen, wie die Menschen abgesichert sind, sagte Johannes Henke. Diskutiert wurde außerdem über den Aufbau einer eigenen Internetseite für das Netzwerk. Auch nach dem Abend können weitere Bürger, die Interesse an einer Mitarbeit haben, in dem Netzwerk mitarbeiten, sagte Kerstin Kühn. Auch könnten die Ehrenamtlichen, die sich bereit erklärt haben, mitzuarbeiten, einen anderen Themenbereich suchen, wenn sie das wollten, beschreib sie die Funktionsweise des Netzwerkes. Im Sekretariat des Kirchspiels Biederitz laufen die Fäden des Netzwerks zusammen. Täglich ist Kerstin Kuehn auch wegen weiterer Hilfen mit den Helfern des Roten Kreuzes in Kontakt.

Aktuell hat die Kirche mit der Gemeinde eine weitere Spendenaktion ins Leben gerufen. Gesammelt werden neben Hygieneartikeln vor allem Thermoskannen. Die bräuchten vor allem die Familien mit kleinen Kindern, um das Wasser warm zu halten. Der einzig verfügbare Wasserkocher werde nach 16 Uhr eingeschlossen, beschrieb sie. Für die Zubereitung von Babynahrung bräuchten die Mütter aber auch am Abend warmes Wasser. Laufend werde das Netzwerk zudem auf der Internetseite der Gemeinde Biederitz weiter informieren und zu gezielten Spenden aufrufen, kündigte sie am Abend an.