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Nachwuchsdichter  Den Versen auf den Fersen

Poeten aus der zweiten Klasse der Genthiner Uhland-Grundschule erlebten eine Schulstunde mit dem Hobbydichter Bodo Lilienthal.

Von Mike Fleske 18.05.2017, 08:00

Genthin l „Unsere Seekuh, die konnte nur ein Wort, nämlich Muh, wir lernten ganz fleißig ihre Sprache und boten uns an das Du“, las Hobbydichter Bodo Lilienthal von der Seekuh Liese, die bei hohem Wellegang auf einem Schiff auch noch seekrank wird. Ganz nebenbei erläuterte der ehemalige Seemann Lilienthal, was es mit Luv und Lee beim Schiff auf sich hat. „Das sind die dem Wind zugewandte und die vom Wind abgewandte Seite.“

Die maritimen Verse waren Teil der Aktion „Kleine Poeten“, mit Grundschülern der zweiten Klasse der Ludwig-Uhland- Grundschule. „Ich hatte in der Volksstimme von der Aktion gelesen und fand das eine schöne Sache besonders im Bezug auf den Deutschunterricht“, berichtete Lehrerin Annett Kaiser-Wenzlau über die Motivation mitzumachen.

Während einer Lesung in der Stadt- und Kreisbibliothek hatte Lilienthal angekündigt, die Nachwuchspoetenrunde gründen zu wollen. Dafür gab es Spenden der Zuhörer. Seemann Lilienthal hatte auch bei ehemaligen Fahrensleuten und in seinem Familienkreis gesammelt und so war ein wenig Geld zusammengekommen, das für Material für die Kinder aufgewendet werden konnte.

Unterstützt wird das Projekt auch von Bibliotheksmitarbeiterin Cornelia Draeger. „Wir haben hier eine Aktion, die zeigt, dass man ohne viel Aufwand einen etwas anderen Unterricht gestalten kann.

Nachdem die Kinder ein paar Geschichten und Gedichte gehört hatten, gingen sie selbst ans Verseschmieden. Lilienthal gab einige Anfänge vor und so kamen erste Zeilen zusammen: „Der Himmel blau, die Sonne lacht - mal sehen, was sie morgen macht“ oder „Wir werden es schon richten - die Sache mit dem Dichten“, waren einige Zeilen. „Es ist immer ein bisschen schwierig, die richtigen Reime zu finden“, fand Zweitklässler Toni, der fleißig einige Textzeilen niederschrieb. „Es macht mir schon Spaß, besonders, wenn man das richtige Wort gefunden hat“, fügte Jonas hinzu. „Man kann ja auch nicht einfach irgendwelche Wörter nehmen, sondern die müssen zu dem Text passen“, beschrieb Alice die doch recht knifflige Aufgabe.

Lehrerin Annett Kaiser-Wenzlau hatte sich allerdings im Unterricht mit Versen und Reimen beschäftigt. „Die Kinder müssen ja erst einmal ein Gespür dafür entwickeln, wie so etwas funktionieren kann“, erklärte sie. Während des Workshops kamen am Ende ein paar witzige und auch nachdenkliche Texte zusammen, die in der Form eines Nachwuchs-Poetry-Slams vorgetragen wurden. „Ich war auf einem Boot, da wurde ich ganz rot“, reimte einer und nicht immer musste es sich reimen, um gelungen zu sein. „Ich brauche etwas zu trinken, ich brauche etwas zu essen, ich brauche Eltern und ich brauche Freunde“, hatte einer geschrieben. Unter dem Beifall der Mitschüler wurden die kleinen Werke vorgetragen und in Schreibheften festgehalten.

Die Aktion wird in vier Wochen fortgesetzt und die Texte gesammelt. „Wir wollen kleine gebundene Mappen gestalten, die die Kinder mitnehmen können“, so Cornelia Draeger. Denkbar sei auch, dass die Geschwister und Eltern zu einer Abschlussrunde eingeladen werden und die Kinder die Texte vortragen. Nicht nur die Zweitklässler hatten Vergnügen am etwas anderen Unterricht. Auch Initiator Bodo Lilienthal war begeistert: „Die Kinder sind mit Eifer bei der Sache und lassen sich Texte einfallen, die ich so nicht erwartet habe.“