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Geschäftseröffnung Zuckersüße Rückkehr in die Heimat

Mit 46 Jahren beginnt Diana Stietz noch einmal von vorne: Neues Zuhause und die Gründung eines Geschäfts in Halberstadt.

Von Sandra Reulecke 05.02.2017, 05:00

Halberstadt l Fast zu schade zum Essen: Aufwändig mit Zuckerperlen und essbaren Blüten verziert locken Küchlein in das Geschäft von Diana Stietz. Seit Oktober betreibt sie einen Laden für Cupcakes und Cake Pops – so werden die kleinen Backwerke genannt – in der Vogtei. Die Geschäftseröffnung war gleichzeitig die Rückkehr in die Heimat von Diana Stietz.

Gut 25 Jahre lebte die gebürtige Großalsleberin (Ortsteil von Gröningen) in Hamburg, hatte dort schon einen Laden für die süßen Leckereien, die sie selbst herstellt.

Eine Ausbildung als Konditorin hat die 46-Jährige nicht. Dafür hat sie einige andere Berufe gelernt, Altenpflegerin zum Beispiel, Erzieherin, Physiotherapeutin. „Ich brauche viel Abwechslung“, gesteht sie mit einem Lachen.

Mit einer Ausnahme: Das Backen begeistert sie seit Jahren. Den Anfang nahm die Leidenschaft während einer Reise nach London. In der Metropole entdeckten ihre Tochter und sie Cupcake-Geschäfte. „Wir haben regelrecht an den Schaufenstern geklebt, so begeistert waren wir.“ Die Geschäfte waren häufig im Vintage-Stil eingerichtet, der auch Diana Stietz gefällt – Blumenelemente, verschnörkelte Möbel und Bonbon-Farben finden sich in ihrem Haus wie am Arbeitspltz wieder. Die dekorativen Süßspeisen, die hinter den englischen Schaufensterscheiben standen, haben es den Touristen angetan.

Wieder in Deutschland probierte Diana Stietz unzählige Rezepte aus, studierte Anleitungen im Internet, backte nächtelang. „Bis dahin dachte ich, Backen ist etwas für Omas“, gesteht sie. Nach einem Jahr des Testens und Naschens war es dann so weit. Diana Stietz eröffnete ihren Laden in Hamburg Norderstedt.

Warum hat sie das Geschäft jetzt aufgegeben und ist aus dem Norden weggezogen? „Meine Tochter hat den Ausschlag gegeben. Obwohl sie dort groß geworden ist, ist sie mit Hamburg nie richtig warm geworden und suchte sich hier eine Lehrstelle“, berichtet Diana Stietz. Für die Mutter keine Frage, sie kam mit nach Sachsen-Anhalt, zurück in die Heimat.

Und es gibt noch einen Grund für den Umzug: Familienzusammenführung. „Meinen Partner kenne ich seit der Kindheit. Wir waren schon in der Jugend verliebt und haben uns nie aus den Augen verloren.“ Mehr noch, die beiden führten lange Zeit eine Fernbeziehung. Besonders der Sohn freue sich, dass nun die ganze Familie unter einem Dach wohnt.

Der Sechsjährige hat übrigens Geschmack am Beruf seiner Mutter gefunden. „Er hilft gern mit“, berichtet die 46-Jährige. Ihre zierliche Figur lässt die Bäckerin jünger wirken. „Aber ich nasche. Das geht gar nicht anders, wenn ich neue Rezepte suche“, betont sie. Zimt, Bratapfel, Winterpflaume und Fruchtiges sind ihre persönlichen Lieblings- Geschmacksrichtungen.

Was bei den Halberstädtern gut ankommt, sei sehr unterschiedlich. Wirkliche Trends habe sie bislang nicht verzeichnet. Dafür hat sie etwas anderes festgestellt. „Erstaunlicherweise sind die Leute hier viel offener und neugieriger als in Hamburg. Während da fast nur Jüngere kamen, sind es hier Menschen allen Alters.“

Dabei ist die Laufkundschaft nur ein kleiner Teil ihres Geschäftkonzepts. „Den Hauptteil machen Tortenbestellungen aus.“ Etwa für Hochzeiten und Jubiläen kreiert Diana Stietz kalorienreiche Kunstwerke nach den Wünschen der Kunden. Die Herstellung dauert mehre Stunden, manchmal sogar Tage. Wenn sich die Anfragen zu sehr häufen, unterstützt sie ihre Mutter in der Backstube.

Nach dem ersten Vierteljahr in Halberstadt, zieht die Existenzgründerin eine positive Bilanz – und schmiedet bereits Pläne. Sie überlegt, ein Café zu eröffnen. „Ich könnte mir auch vorstellen, irgendwann einen Laden in Quedlinburg oder Wernigerode zu eröffnen.“ Als Zweigstelle – aus Halberstadt wolle sie sich nicht zurückziehen. „Ich mochte die Stadt schon immer, vor allem die Altstadt. Sie hat viel Potenzial.“