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Spendensammlung Wie sähe die Stadt ohne Kirche aus?

Spendenbausteine möchte der Gemeindekirchenrat der Haldensleber St. Marien-Gemeinde verkaufen. Der Erlös ist für die Kirchensanierung.

Von Julia Schneider 01.03.2017, 00:01

Haldensleben l „Egal von welchem Punkt aus der Umgebung man guckt – den Haldensleber Kirchturm sieht man immer“, sagt Monika Otto. Als Mitglied des Haldensleber Orgelbauvereins St. Marien liegt ihr die Marienkirche besonders am Herzen. „Aber das sollte eigentlich jedem Haldensleber so gehen“, findet Judith Vater, die Mitglied des Gemeindekirchenrates der evangelischen St. Marien-Gemeinde ist. „Wie würde Haldensleben ohne Kirche aussehen? Können Sie sich das vorstellen?“, fragt Judith Vater. Diese Fragen besitzen äußerste Aktualität, denn die Haldensleber Marienkirche ist nicht in bestem Zustand.

So ist der Kirchturm bereits seit 2015 nicht mehr begehbar. Damals wurde eine Notsicherung vorgenommen, denn der Turm, der das Panorama der Kreisstadt maßgeblich bestimmt, ist einsturzgefährdet. Auch die Glocken dürfen nicht mehr geläutet werden, denn sie könnten im schlimmsten Falle in die Tiefe rauschen. „Wir können an jedem Tag froh sein, dass noch nichts eingestürzt ist“, beschreibt Pfarrer Matthias Simon den Ernst der Lage und erklärt, dass der Turm gesperrt bleiben muss, bis er saniert werden könne. Der Kirchturm müsse in zwei Bauabschnitten saniert werden. Allein der erste Abschnitt würde Kosten in Höhe von 335.000 Euro verschlingen. „Davon muss die Gemeinde rund 40.000 Euro Eigenanteil zahlen“, sagt Ulf Meyer, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. 215.000 Euro seien als Fördermittel bei Stiftungen und dem Land beantragt, 60.000 Euro bei der Landeskirche und 20.000 Euro beim Kirchenkreis. Rund 200.000 Euro werden insgesamt noch einmal für den zweiten Bauabschnitt am Kirchturm benötigt, auch dafür wird die Kirchengemeinde einen Eigenanteil aufbringen müssen.

Viele Spender haben der Gemeinde bereits mit ihrer Großzügigkeit unter die Arme gegriffen. So bedankten sich Pfarrer Matthias Simon und Gemeindekirchenratsvorsitzender Ulf Meyer beispielsweise von Herzen bei Siegmund Heyme. Der Haldensleber Maler hatte im Dezember rund 60 seiner Bilder verkauft und erhielt dafür eine Summe von 4540 Euro, die er komplett für die Sanierung des Kirchturmes spendete. „Für solche Initativen sind wir unheimlich dankbar“, sagt Matthias Simon. Siegmund Heyme plant bereits eine neue Ausstellung, für die er momentan fleißig Bilder malt. Sie soll im Sommer neue Gelder in die Spendenkasse spülen. „Wahrscheinlich wird die Ausstellung zum Altstadtfest eröffnet“, so Siegmund Heyme.

Zum Dank erhält der Haldensleber ein Kirchenmodell von Pfarrer Simon. Eine brandneue Idee haben die Mitglieder des Gemeindekirchenrates nämlich vor kurzem umgesetzt. So sind demnächst Spendenbausteine erhältlich, die zur Sanierung der Marienkirche beitragen sollen. In limitierter Auflage sollen Bausteine erhältlich sein, die nach Zusammensetzen die Marienkirche ergeben.

„Die Nummer eins ist der Baustein für den Turm“, sagt Matthias Simon. Er wird für eine Spende von 20 Euro ab April erhältlich sein. Ab Juni können Interessenten die Turmhaube kaufen, ab September den Baustein Kirchenschiff und ab Ende Oktober das Kirchendach. Pünktlich zur Eröffnung des Sternenmarktes sollen dann auch kleine Kreuze zu kaufen sein, die auf der Turmspitze befestigt werden können. „So kann man zu Weihnachten eine komplette Kirche aus allen Spendenbausteinen haben“, erläutert Matthias Simon den Sinn des Baustein-Verkaufs. Die einzelnen Teile, die die Kirchgemeinde mithilfe der Stiftung Bildung und Handwerk fertigen lässt, sollen in limitierter Auflage erhältlich sein. „So soll ein echter Sammlereffekt eintreten“, sagt Judith Vater. Der erste Baustein soll ab 3. April sowohl im Gemeindebüro der St. Marien-Gemeinde, Gärhof 7, erhältlich sein, als auch im Wobau-Bahnhofscenter.

Siegmund Heyme hat für seine großartige Hilfe bereits die ganze Kirche geschenkt bekommen. So wie er müssten sich eigentlich alle Haldensleber um ihren Kirchturm sorgen, sagt Ulf Meyer. „Die Frage ist doch: Was ist den Haldenslebern ihre Kirche wert?“, sagt der Gemeindekirchenratesvorsitzende. Denn selbst wenn endlich die für die Turmsanierung benötigte Summe aufgebracht werden kann, sind noch etliche andere Arbeiten im Inneren des Gotteshauses nötig.

Darunter ist beispielsweise noch immer der Neubau der Orgel und die Sanierung des Prospekts, für die der Orgelbauverein St. Marien schon seit vielen Jahren kämpft und Spenden sammelt.