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Glockenweihe Symbol eint Christen im Sülzetal

Die dritten Glocke der evangelischen Kirche St. Georg ist geweiht worden. Gefeiert wurden auch 1070 Jahre Langenweddingen.

Von Detlef Eicke 20.06.2016, 01:01

Langenweddingen l „Damit sie alle eins seien“, nahm Pfarrer Raimund Müller-Busse in seiner Ansprache mit Worten aus dem Johannesevangelium Bezug auf die Umschrift der neuen Glocke. „Die Glocke soll nicht nur eine Bereicherung für St. Georg in Langenweddingen sein, sondern auch ein Symbol für die Einheit der evangelischen Christen im ganzen Sülzetal, Beyendorf und Sohlen“, sagte der Pfarrer. So sind neben dem Bibelwort auch alle zum Kirchspiel gehörenden Gemeinden aufgeführt. Gleichzeitig möge die Glocke Zeichen für die Einheitsgemeinde Sülzetal sein, die dieser Tage ihren 15. Geburtstag feiert. „Es ist kein Zufall, dass die Glocke am 17. Juni begrüßt worden ist, der 17. Juni 1953 wurde zu einem Tag der Trennung zwischen Ost und West. Heute feiern wir den Ruf zur Einheit“. Müller-Busse schloss mit dem Ausdruck der Hoffnung, dass sich die Menschen in Nah und Fern nicht aus den Augen verlieren. „Der Ruf der Glocke soll daran erinnert, dass wir gemeinsam auf dem Weg in eine Zukunft des Friedens und Miteinanders sind.“

Zur Weihe hatten Müller-Busse, Karl-Heinz Daehre und der Heimatverein „Die weddinger“ eingeladen. Zahlreiche Besucher waren der Einladung gefolgt.

Die Sonne war wieder durch die Wolken gebrochen, als der Pfarrer Karl-Heinz Daehre bat, die Glocke für das Sülzetal zu enthüllen. Unterstützt wurde Daehre vom anwesenden Schüler Erik.

Bevor in der Kirche das Konzert des Landespolizeiorchesters Sachsen-Anhalt begann, wurde an das Jubiläum zu 1070 Jahre Langenweddingen am 29. Juli 2016 erinnert. Karl-Heinz Daehre und Jürgen Zimmermann vom Heimatverein „Die weddinger“ überreichten Pfarrer Müller-Busse eine Kopie der Urkunde Kaisers Otto I., signiert und gesiegelt am 29. Juli 946, in der zum ersten Mal Langenweddingen, damals noch Westerwattinge genannt, urkundlich erwähnt wurde. „Dabei ist auch ein Auszug aus einem Forschungsband zur Provinz Sachsen und zum Freistatt Anhalt aus dem Jahr 1937, in dem nach Interpretation der Urkunde Otto I. von damaligen Geschichtsforschern der historische Name Westerwattinge als Namensnennung für unser heutiges Langenweddingen bestätigt wurde, gezeigt worden“, erläuterte Heimatvereinsmitglied Jürgen Zimmermann. Der Pfarrer nahm das Geschenk freudig an und wird es in seinem Wirkungsbereich ansprechend präsentieren.

Dann begann das abwechslungsreiche Programm des Polizeiorchesters unter Leitung von Polizeihauptkommissar Uwe Street. Die zahlreich anwesenden Zuhörer spendeten den Ausführenden dafür stürmischen Applaus.

Abschließender Höhepunkt des Jubiläumstages war der Vortrag von Prof. Dr. Harald Meller, Direktor des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege in Halle, zur Geschichte der Bördedörfer und zur Archäologie um das Sülzetal. Launig und gleichzeitig informativ und lehrreich sprach er über die Vor- und Frühgeschichte der hiesigen Region und machte deutlich, dass es schon vor der Ersterwähnung Langenweddingens vor 1070 Jahren eine rege Besiedlung und kulturelles Leben in Langenweddingen und Umgebung gab. Der Gemeinderaum war mit 100 Zuhörern vollbesetzt. Diese lauschten gespannt den vielseitigen Aussagen des Mannes, der mit der Himmelsscheibe von Nebra Sachsen-Anhalt auch archäologisch weltweit berühmt gemacht hat.

Die Börde ist seit fast 8000 Jahren eines der ältesten Siedlungsgebiete in Europa und speziell der Bördeboden hat eine besondere konservierende Wirkung. Hier wurden unsere Vorfahren sesshaft und betrieben Ackerbau. Deshalb stoßen bei Grabungen vor Verkehrsbauarbeiten seine Mitarbeiter so häufig auf beeindruckende archäologisch wertvolle Funde. Prof. Meller nahm die Zuhörer in seinem Vortrag mit auf eine spannende Entdeckungsreise über bedeutsame archäologische Fundorte im Sülzetal und auch weit in die Börde. Zu nennen sind frühbronzezeitliche Siedlungen, die Kreisgrabenanlage in Pömmelte, der Schönebecker Brunnen, in Gommern das Fürstengrab, der Reiterstein von Hornhausen, Edithas Fund im Magdeburger Dom und natürlich vor unserer Haustür die Grabungsfunde in der Wüstung Körlingen. Dass diese auch für unsere Vorfahren viel Segen brachte, zeigt sich an und in der prachtvoll ausgestatteten Kirche St. Georg. Nach des Professors Meinung und Kenntnis sei diese mit ihrer barocken Ausführung das Beste, was nördlich der Alpen in Deutschland zu sehen sei. Bei einem seiner nächsten Besuche werde er diese ausführlicher in Augenschein nehmen.