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Wasserverlust rund um Staßfurt Verband drängt auf neue Finanzierung bei Wasserproblem rund um Staßfurt

Angesichts der zunehmenden Wasserverluste im Altkreis Staßfurt mahnt Geschäftsführer Andreas Beyer, die Erneuerung des Leitungsnetzes nicht auf die lange Bank zu schieben und auf finanziell sichere Füße zu stellen.

Von René Kiel 17.04.2024, 12:00
Immer mehr Wasser geht im Altkreis Staßfurt verloren. Was kann getan werden?
Immer mehr Wasser geht im Altkreis Staßfurt verloren. Was kann getan werden? Foto: Falk Rockmann

Hecklingen/Egeln/Güsten/Staßfurt - Der Geschäftsführer des Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Bode-Wipper“ Staßfurt, Andreas Beyer, drängt angesichts zunehmender Wasserverluste durch Schäden am Leitungsnetz auf eine Lösung für die Finanzierung von neuen Trinkwasserleitungen.

„Wir müssen etwas tun. Wir verschleißen unser System und es wird immer teurer“, warnte er in der jüngsten Sitzung der Verbandsversammlung im Betriebsgebäude des Klärwerkes im Gewerbegebiet „Bodewiesen“ in Hecklingen. „Wir steuern mit voller Kraft auf den Eisberg zu, wenn der Kurs beibehalten wird“, mahnte der Geschäftsführer.

Er plädiert dafür, die Erneuerung des Netzes nicht mehr wie bisher ausschließlich über die Trinkwassergebühren zu finanzieren, sondern über Beiträge der Grundstücksbesitzer oder über eine Mischvariante je zur Hälfte aus Beiträgen und Gebühren. Ein entsprechender Vorschlag liege derzeit erneut beim Gesetzgebungs- und Beratungsdienst des Landtages, wo er auf seine Machbarkeit geprüft werde. Aus Beyers Sicht gebe es keinen sachlichen Grund nicht über eine Finanzierung nachzudenken. „Wir müssen was tun und dürfen das nicht vor uns herschieben“, betonte er.

In diesem Zusammenhang verwies der Geschäftsführer darauf, dass der Verband im vergangenen Jahr die höchsten Wasserverluste seit 2015 und das zweite Jahr in Folge zu verzeichnen habe. Diese hätten sich 2023 auf 16,74 Prozent summiert. Von den insgesamt 2,565 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, das der Verband vom Lieferanten, der Trinkwasser Magdeburg GmbH (TWM) bezieht, habe man im vergangenen Jahr 2,135 Millionen Kubikmeter verkauft. 429.356 Kubikmeter seien hingegen als Verlust verbucht worden. Im Jahr 2022 seien es 325.375 Kubikmeter und damit 12,4 Prozent Schwund gewesen. 2021 habe dieser 257.585 Kubikmeter und damit 10,38 Prozent betragen, rechnete Beyer vor.

Trinkwasserleitungen halten keine 200 Jahre rund um Staßfurt

Im Jahr 2022 hätten die Verluste zehn Cent je Kubikmeter der Trinkwassergebühren ausgemacht. Im vergangenen Jahr seien es aufgrund der Preiserhöhung der TWM schon 17 Cent gewesen. Wie Beyer sagte, habe er mit einem Betrag von 15 Cent kalkuliert. „Wir werden allein durch die Verluste eine Unterdeckung einfahren“, so der Geschäftsführer unter Hinweis auf die aktuelle Gebührenkalkulation. Deshalb seien Investitionen zur Erneuerung des Netzes dringend notwendig. Das, was man derzeit schaffe, sei viel zu wenig. Bei diesem Tempo müssten die Leitungen im Verband, der alle 22 Städte und Gemeinden des ehemaligen Landkreises Staßfurt mit Trinkwasser versorgt, eigentlich 200 Jahre halten. „Das tun sie nicht“, sagte Beyer und fügte hinzu: „Wir spielen mit unserer Versorgungssicherheit.“

Die Verbandsgeschäftsführung hatte schon vor Jahren ein Trinkwasserversorgungskonzept 2070+ erarbeitet. Die Verbandsversammlung hatte sich Ende des vergangenen Jahres dazu entschlossen, die Entscheidung zur Refinanzierung bis zum 30. September dieses Jahres auszusetzen.

„Zu diesem Beschluss habe ich die Mitglieder um politische Unterstützung ersucht, da der Verband bei der Anpassung des Kommunalabgabengesetzes keine Unterstützung hat“, hatte der WAZV-Geschäftsführer damals der Volksstimme erklärt und hinzugefügt: „Den ersten Teil der Zeche dieser absolut unerklärlichen Verweigerungshaltung unserer Regierungsfraktionen werden unsere Kunden mit der Erhöhung der Trinkwasser-Gebühren ab dem 1. Januar 2024 zahlen.“

Viele Ideen, bisher nichts passiert

Die Ideen, was man dagegen tun könne, seien von der Organisation einer Demo auf dem Domplatz vor dem Magdeburger Landtag, über einen ,Brandbrief“ der Bürgermeister bis hin zur Unterschriftenaktion gegangen. „Konkretes wurde aber nichts festgelegt“, so Beyer.

Er und der Landtagsabgeordnete Sven Rosomkiewicz (CDU) hatten im vergangenen Jahr Gespräche mit Vertretern der Koalitionsfraktionen der Landesregierung über eine Änderung des Kommunalabgabengesetzes mit der Möglichkeit der Erhebung wiederkehrender Erneuerungsbeiträge für derartige Investitionen geführt. Diese seien ihren Berichten zufolge jedoch wenig erfolgversprechend verlaufen.

Bei einer weiteren Finanzierung von neuen Trinkwasserleitungen über Fremdkapital wären pro Jahr bis zu 100.000 Euro Zinsen auf die Gebühren umzulegen, so Beyer. Sollte die Entscheidung noch fallen, bestehe die Möglichkeit bis zu zehn Jahre nach zu veranlagen. Laut Wirtschaftsplan strebt der Verband in diesem Jahr den Ausbau von insgesamt fünf Kilometer Trinkwasserleitungen an. Zur Refinanzierung soll ein Kredit von 3,551 Millionen Euro aufgenommen werden. Der Schuldenstand wird sich von 14,103 Millionen Euro in diesem Jahr auf 24,66 Millionen Euro im Jahr 2029 bei weiteren Zinslasten erhöhen.

„Sofern keine alternativen Refinanzierungsmöglichkeiten verbindlich beschlossen werden, besteht die Gewissheit, dass der Verband aufgrund zunehmender Verschuldung beim Trinkwasser in eine finanzielle Schieflage gerät und diese über die Gebühren ausgeglichen werden muss. Die Erhöhung betrüge dann zirka 50 Cent je Kubikmeter pro Kalkulationszeitraum“, warnte Beyer.