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Diagnose Krebs Beratungsstelle in Stendal hilft Krebskranken und ihren Angehörigen

Die Diagnose Krebs ist für viele Menschen ein Schock. In der psychosozialen Krebsberatungsstelle in Stendal bekommen Betroffene und Angehörige Unterstützung.

Von Leon Zeitz 30.04.2024, 08:00
Claudia Seide (links) und Claudia Gregorowius von der psychosozialen Krebsberatungsstelle in Stendal zeigen, wie ein Beratungsgespräch aussieht.
Claudia Seide (links) und Claudia Gregorowius von der psychosozialen Krebsberatungsstelle in Stendal zeigen, wie ein Beratungsgespräch aussieht. Foto: Leon Zeitz

Stendal - Hätte ich das mal vorher gewusst. Diesen Satz hören Claudia Gregorowius und Claudia Seide häufig. Beide Frauen kommen regelmäßig mit Menschen zusammen, die an Krebs erkrankt sind und mit den Folgen der Krankheit zu kämpfen haben. „Viele Menschen fühlen sich hilflos und wissen nicht genau, wo sie Hilfe finden können. Dafür sind wir da“, sagt Claudia Seide.

Gemeinsam mit ihrer Kollegin arbeitet die Psychologin für die psychosoziale Krebsberatungsstelle der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG) in den Johanniter-Zentren für Medizinische Versorgung in Stendal. Seit November vergangenen Jahres ist die Beratungsstelle täglich besetzt.

Psychosozial – klingt im ersten Moment kompliziert, doch ist die Hilfe, die die beiden anbieten, relativ leicht zu verstehen. „Wir beraten Menschen vor, während und nach einer Krebserkrankung“, sagt Claudia Seide. Dabei decken sie sowohl das psychologische als auch das sozialrechtliche Spektrum ab. Zu Letzterem gehört zum Beispiel die Unterstützung beim Beantragen und Ausfüllen von Anträgen. „Wenn es um die Erwerbsminderungsrente geht, den Grad der Behinderung oder auch Kranken- und Pflegegeld“, erklärt Claudia Gregorowius.

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Die Stendalerin weiß ganz genau, wie es ist, mit einer Krebserkrankung leben zu müssen, da sie bis vor ein paar Jahren noch selbst betroffen war. „Ich möchte den Menschen zeigen, dass der Krebs nicht wie ein Damoklesschwert über dem Leben schweben muss. Die Krankheit muss nicht das Ende bedeuten. Sie kann der Beginn von etwas Neuem sein. Ich möchte ihnen neue Sichtweisen aufzeigen und wozu sie in der Lage sein können.“

Dennoch ist sie sich bewusst, dass mit einer Diagnose viele Ängste und Sorgen auf die Betroffen und ihr Umfeld zukommen. „Da kommt dann die psychosoziale Seite zum Tragen“, sagt Claudia Seide. So möchte die Beratungsstelle in den Gesprächen in Krisensituationen entlastend wirken und helfen, sich mit der Krankheit, dem Leben und auch mit dem Tod auseinanderzusetzen.

Denn man dürfe nicht vergessen, dass es sich bei einer Krebserkrankung um eine „hoch emotionale“ Thematik handelt, sagt die Psychologin. „Und dann muss man noch verschiedene Dokumente beantragen. Da wissen die meisten nicht, was sie machen sollen.“ Zudem müsse man beachten, dass eine Krebserkrankung nicht nur eine kurze Dauer anhält. „Sie begleitet einen Jahre lang“, sagt Claudia Gregorowius.

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Gleichzeitig soll auch die Hemmschwelle für Betroffene aufgelöst werden. „Die Klienten brauchen keine Scheu zu haben, zu uns zu kommen“, ergänzt ihre Kollegin. Gerade in ländlichen Regionen wie der Altmark sei es wichtig, Betroffene auf ein solches Angebot hinzuweisen. Nicht nur für die Erkrankten selbst, sondern auch für Arztpraxen. „Dann können die Ärzte in der Region auch an uns weiter verweisen.“

Krebserkrankungen sind nach Ansicht der Expertinnen nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die am häufigsten gestellte Diagnose. Die medizinische Versorgung sei gut, aber die Nebenwirkungen und psychischen Belastungen wirken lange nach und betreffen auch den Familien- und Freundeskreis. Daher können neben den Menschen, die direkt von der Krankheit betroffen sind, auch Angehörige das Angebot der Beratungsstelle in Stendal wahrnehmen. „Häufig sind es nicht nur die Erkrankten, die Hilfe benötigen. Auch für die Familien, Kinder und Bekannten ist es eine enorme Belastung.“

Das Angebot der Beratungsstelle ist dabei kostenlos. Wer ein Beratungsgespräch wünscht, kann sich per Telefon (03931 5439800) oder per E-Mail (beratung@sakg.de) an die Beratungsstelle wenden. „Es muss auch nicht immer auf ein persönliches Gespräch hinauslaufen. Manchmal reicht einfach nur ein Telefonat. Auch eine online Beratung ist nach Absprache möglich“, sagt Claudia Seide.