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Messer-Angriff Täter bleibt weiter in U-Haft

Der 24-Jährige, der in der Stendaler Moschee den Imam mit einem Messer bedrohte, soll bereits zuvor aggressiv geworden sein.

Von Thomas Pusch 24.04.2017, 19:03

Stendal l Die Islamische Gemeinde Stendal ist berührt. Die Ereignisse vom Freitagnachmittag, als ein 24-Jähriger in der Moschee an der Lucas-Cranach-Straße den Imam mit einem Messer bedrohte, hängen noch nach. Vor allem auch deshalb, weil für die Stendaler Moslems hinter der Episode mehr steckt als „Syrer greift Ägypter“ an. Mohamed Msaik, Vorsitzender der Gemeinde, wirbt dafür, hinter die Kulissen zu schauen. Als der 24-Jährige vor sieben, acht Monaten nach Stendal gekommen war, sei er ein netter, guter Mensch gewesen, der auch in der Gemeinde viel mitgeholfen habe. Dann aber sei er wohl in die falschen Kreise geraten, habe angefangen Drogen zu nehmen und Alkohol zu trinken.

Er sei aggressiv geworden, nicht nur gegen andere, sondern auch gegen sich selbst. Erst am Sonntag vor dem Angriff in der Moschee hatte Msaik ihn in der Notaufnahme behandelt. „Er hatte sich richtig tiefe Schnittverletzungen am linken Arm beigebracht, das musste mit 18 Stichen genäht werden“, schilderte der Arzt. Er setzte sich mit einem Kollegen in Uchtspringe in Verbindung, um sich zu beraten. Der habe gesagt, dass der 24-Jährige auf keinen Fall entlassen werden, sondern in Uchtspringe eingeliefert werden solle. Dazu kam es jedoch nicht. Am Montag sei sein Bruder mit ihm ins Fachklinikum gefahren. Auch dieser Anlauf habe zu keiner Therapie geführt, möglicherweise seien auch Verständigungsschwierigkeiten ausschlaggebend gewesen, vermutete Msaik.

Er war am Freitagnachmittag auch in der Moschee, beobachtete, wie sich der 24-Jährige in einer Gebetspause der Kanzel näherte. „Während der Gebetszeit dürfen wir nicht reden, nicht aufstehen, nur zuhören“, erklärte Msaik. Der Angreifer stellte sich neben den Imam, sagte er habe zwei Fragen und hielt ihm dann ein Messer an den Hals. „Dann rief er etwas wie ,Mach ein Foto und ihr könnt jetzt die Polizei rufen‘“, schilderte er die dramatischen Momente. Der 24-Jährige wurde überwältigt und in ein Zimmer gesperrt, bis er von der Polizei abgeholt wurde.

Am Sonnabend wurde gegen ihn Haftbefehl erlassen. Seitdem sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Burg-Madel in Untersuchungshaft, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion am Montag bestätigte. Das sorgt in der Gemeinde erst einmal für Beruhigung, allerdings denkt man dort auch an die Zukunft. „Wir hoffen, dass er nicht einfach entlassen wird, sondern eine Therapie bekommt“, sagte Msaik.