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Schulfusion Politiker vertrauen Zahlen nicht

Für die Fusion von Hildebrand- und Winckelmann-Gymnasium sprach sich der kreisliche Schul-, Sport- und Kulturausschuss aus.

Von Volker Langner 24.06.2016, 01:01

Stendal l „Abgelehnt“, fasste Henning Richter-Mendau (CDU) am Mittwochabend das vermeintliche Abstimmungsergebnis des Ausschusses zur Fusion von Winckelmann- und Hildebrand-Gymnasium zusammen. Wenig später korrigierte der Ausschussvorsitzende das Resultat. Bei der Abstimmung war das Aufrichten des Kugelschreibers von Ray Woitek irrtümlich als Stimme gezählt worden. Der Kreiselternratsvorsitzende besitzt im Gremium zwar Rederecht, wovon er am Mittwoch mit Anmerkungen, Fragen und Statements reichlich Gebrauch machte, aber kein Stimmrecht. So sprach sich der Ausschuss letztlich mit zwei Stimmen von Richter-Mendau und Bernd Prange (CDU) bei einer Gegenstimme von Horst Janas (Die Linke) und einer Enthaltung von Peter Zimmermann (Die Linke) für die Fusion aus.

Vorausgegangen war eine ausgiebige Diskussion, in der vor allem Janas und Zimmermann Bedenken äußerten und anregten, die Fusion beziehungsweise die Entscheidung dazu zu verschieben. Der Kreis plant den Zusammenschluss der beiden Gymnasien zum Schuljahr 2020/2021, um sich die Möglichkeit auf Fördergeld für die Sanierung des Gebäudes des Hildebrand-Gymnasiums zu erhalten. Ein wichtiges Förderkriterium sei der Demografie-Check, sagte Ulrike Bergmann. Die Leiterin des Schulverwaltungsamtes schätzte ein: „Den schaffen wir für das Hildebrand-Gymnasium nicht.“

Es könne doch nicht sein, dass für die Sanierung einer Schule eine Fusion beschlossen werde, schüttelte Janas den Kopf und stellte die Frage in den Raum: „Kann denn heute jemand unterschreiben, dass bei einer Fusion wirklich Fördergelder fließen?“ Die Zahlen, die der Kreis für den Demografie-Check zusammengestellt hat, sind für ihn fragwürdig. So sei beispielsweise der Übergang von Grundschülern zum Gymnasium lediglich eine Prognose und seien „Wiederholer“ (Schüler, die eine Klasse ein zweites Mal durchlaufen) gar nicht berücksichtigt worden.

Auch Zimmermann vertraut den Zahlen nicht so recht. Die jüngste regionalisierte Bevölkerungsprognose, auf der die Berechnungen beruhen, sei überholt – in einer neuen Prognose werden höhere Zahlen erwartet. Die Fusion indes lehnt er nicht kategorisch ab, schon gar nicht die Sanierung des Hildebrand-Gymnasiums, „die ist dringend erforderlich“. Er regte an, eine Fusion – wenn sie denn notwendig sei – auf 2025/2026 zu verschieben. Bis dahin sollten die geforderten Schülerzahlen gewährleistet sein. Zudem könnten diese Zahlen durch veränderte Schuleinzugsbezirke gesteuert werden. Als Ex-Lehrer gab Zimmermann zu bedenken, dass mit der Fusion ein „Riesengebilde entsteht, das die Arbeit der Schulleitung mit Lehrern und Schülern erschwert“.

Sowohl Zimmermann als auch Janas forderten, den Kreistagsbeschluss über die Fusion nicht schon am 1. September auf die Tagesordnung zu nehmen, sondern später, damit offene Fragen noch geklärt werden können. Bergmann verwies auf die anvisierte Terminkette: Schon Mitte September sollen die Fördermittel für das Hildebrand-Gebäude beantragt werden, dann steht die Planung an, die Sanierung soll bis 2020 erfolgen. Und, so die Amtsleiterin, der Demografie-Check müsse belegen, dass die Schule noch mindestens 15 Jahre nach den Bauarbeiten Bestand hat.

Richter-Mendau und Prange folgten der Argumentation. Es müsse sich etwas tun. „Das Hildebrand-Gymnasium ist in einem beklagenswerten Zustand“, so Richter-Mendau. Und Prange begründete seine Zustimmung zur Beschlussvorlage: „Ich möchte, dass die Schüler eine vernünftige Einrichtung haben.“