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Schierke-Arena Rechenschaft über Arena-Bau

Die Kritik des Landesrechnungshofs an der Schierker Feuerstein-Arena hat in Wernigerode für Aufregung gesorgt. Auch im Finanzausschuss.

Von Katrin Schröder 01.07.2017, 01:01

Wernigerode l Viel zu teuer und falsch finanziert: Die Kritik des Landesrechnungshofs am Bau der Schierker Feuerstein-Arena ist hart. Berechtigt sei sie nur zum Teil, erklärten Vertreter der Wernigeröder Verwaltungsspitze am Donnerstagabend im Finanzausschuss. Harte Kritik mussten sich die Mitarbeiter ihrerseits von den Ausschussmitgliedern gefallen lassen. Die Verwaltung habe zu spät über die bevorstehende Veröffentlichung informiert.

Gelegenheiten hätte es genug gegeben, sagten Christian Härtel (Linke) und andere Stadträte – im Bauausschuss am Dienstag vergangener Woche und im Schierke-Ausschuss am Mittwoch. „Doch es gab keine einzige Silbe über das, was uns erwartet“, so Härtel. Erst in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend seien die Räte nichtöffentlich auf die Vorstellung des Berichts am Freitag hingewiesen worden.

Früher sei dies jedoch nicht möglich gewesen. Die Verwaltung habe zu dem Prüfbericht Anfang Juni binnen einer Woche Stellung beziehen müssen, erklärte Baudezernent Burkhard Rudo. Kurzfristig sei dann der Bericht eingegangen, in den die Argumente der Stadt keinen Eingang gefunden haben. „Wir haben sie informiert, als wir erfahren haben, dass unsere Stellungnahme nicht berücksichtigt worden ist“, sagte Kämmerer Frank Hulzer den Stadträten in der Sitzung.

Inhaltlich könne die Rathausspitze der Kritik nicht folgen. Falsch sei laut Rechnungshof unter anderem die Wahl des Förderprogramms Stadtumbau Ost für den Arena-Bau. Dies wäre für Schierke und das Projekt der falsche Fördertopf, denn der Wernigeröder Ortsteil wird im Landesentwicklungsplan nicht als „Zentraler Ort“ geführt, was Voraussetzung sei. Zudem diene das Projekt nicht dem Abbau städtebaulicher Missstände, sondern der touristischen Entwicklung.

Dabei sei das Vorgehen über „mindestens“ zwei Jahre hinweg mit verschiedenen Gremien der Landesregierung beraten worden, erklärt Rudo in der Sitzung. „Wir haben den Antrag gestellt, weil uns das so empfohlen wurde.“ Das sei aus Sicht der Stadt richtig, weil es Handlungsbedarf in Schierke gebe und der Ort in die Region hinein ausstrahle.

Wirtschaftlich sei der Neubau des Stadions in der jetzigen Form nicht zu vertreten, heißt es in dem Bericht. Eine kostengünstigere Sanierung des alten Natur-Eisstadions wäre „für die Region durchaus ausreichend“ gewesen. Dies wies Rudo ebenfalls zurück, stieß aber auf Gegenwind bei den Stadträten. Die Variante ohne Dach wäre ebenfalls touristisch nutzbar gewesen, sagte Thomas Schatz (Linke). Gleichzeitig kritisierte er die Berechnungen der beauftragten Beraterfirma Nymoen. „Das sind Gefälligkeitsgutachten im Auftrag der Verwaltung.“ Dass es „stets der klare politische Wille im Stadtrat“ gewesen sei, die Arena in der jetzigen Form zu bauen, stellte Frank Diesener (CDU) infrage und erinnerte an den Stadtratsbeschluss: 21 Ja-Stimmen gegen 16 Nein bei zwei Enthaltungen.

In der Kritik steht zudem die Vergabe der Planung an das Architektenbüro Graft. Weil das Land einen erheblichen Teil der Kosten trage, habe es ein gewichtiges Mitspracherecht gehabt und die Vergabe organisiert, so Rudo. Er schilderte die Jurysitzung, bei der der Graft-Entwurf mit dem extravaganten Dach ausgewählt wurde, und die folgenden Verhandlungen, die zu einer Hängepartie auswuchsen. Ein Termin am Tisch von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) habe schließlich Bewegung gebracht und zum Vertragsabschluss geführt.

Zuvor habe sich schon herausgestellt, dass die ursprüngliche Kostenschätzung von 3,5 Millionen Euro nicht zu halten sei. Damit sei zu rechnen gewesen, sagt Rudo. „Es ist ein Spezialbauwerk mit außerordentlichen Besonderheiten, sodass es schwer ist, eine Preisvorstellung zu entwickeln. Wir hatten keinerlei Planungsgrundlagen.“ Stattdessen sei man mit einem „Wunschkatalog“ zu Räumen, Funktionen und Gestaltung in den Architektenwettbewerb gegangen. Das Ergebnis: Fünf bis acht Millionen Euro sollte der Bau kosten. In mehrstufigen Beratungen habe man sich auf rund sieben Millionen Euro verständigt. „Das war die Basis aller Ansätze und Anträge“, so Rudo. Zur Kritik des Rechnungshofs sagte er: „Hier sind Äpfel und Birnen verglichen worden.“

Welche Folgen der Bericht für den Arena-Bau hat, wollten mehrere Stadtratsmitglieder wissen. Die Antwort: Im Prinzip keine. Das Geld wurde größtenteils gezahlt und verbaut. Die Bewilligung für die letzte Fördergeld-Tranche von 720.000 Euro steht jedoch aus.