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Schierke-Arena Rechnungshof kritisiert Kostenexplosion

Kay Barthel, Landeschef des Rechnungshofs in Sachsen-Anhalt, übt Kritik am zu teuren Umbau des alten Eisstadions in Schierke.

Von Michael Bock 23.06.2017, 12:01

Magdeburg/Schierke l Der Landesrechnungshof von Sachsen-Anhalt hat am Freitag den Umbau des alten Eisstadions zur ganzjährig nutzbaren "Schierke-Arena" im Harz kritisiert. Präsident Kay Barthel sagte, der Bau sei "weder verhältnismäßig noch mit den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit vereinbar".

Die Stadt Wernigerode, zu der Schierke gehört, habe den Planungsauftrag trotz einer anderslautenden Empfehlung des Kompetenzzentrums Stadtumbau  "nicht an den wirtschaftlichsten Bieter vergeben". Das sei "besonders kritikwürdig".

Es sei mittlerweile eine Baukostensteigerung um rund 270 Prozent zu verzeichnen, sagte Barthel. Aus den anfänglich bezifferten Kosten von 3,5 Millionen Euro seien nun rund 9,3 Millionen Euro geworden. Dem Rechnungshof seien trotz mehrfacher Nachfragen die Unterlagen nicht vorgelegt worden.

Die Stadt Wernigerode wies die Kritik des Rechnungshofes in einer am Freitagnachmittag verbreiteten Stellungnahme vehement zurück. Oberbürgermeister Peter Gaffert sagte, die geschilderten Sachverhalte seien "gegenstandslos". So sei etwa der zunächst genannte Kostenrahmen von 3,5 Millionen Euro lediglich eine "nichtkalkulierte Orientierungsgröße" gewesen. Gaffert erinnert den Landesrechnungshof an seine besondere Verantwortungsfunktion: „Die Einwände des Landesrechnungshofes nehmen wir selbstverständlich ernst, denn die Behörde hat eine besondere Verantwortung mit Blick auf die Verwendung von Steuermitteln. Gleichwohl möchte ich den Rechnungshof aber auch an seine Verantwortung gegenüber Investitionsvorhaben im Land erinnern, die durch eine negative Signalwirkung solcher Verlautbarungen erneut zu Unrecht in Misskredit gebracht werden."

"Die aktuellen Prüfungsergebnisse des unabhängigen Landesrechnungshofs sind besorgniserregend", sagte dagegen die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Cornelia Lüddemann. „Unsachgemäßen Gebrauch von Steuergeldern werden wir nicht dulden, zumal es in Schierke noch weitere Betonprojekte mit erheblicher öffentlicher Förderung gibt", erklärte sie. "Bisher wurden fast 30 Millionen Euro Steuergeld vor Ort verbaut, weitere 12 Millionen Euro sind geplant." Neben dem verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern würden sich in in Schierke vor allem Fragen verantwortungsvoller Politik stellen. Lüddemann: „Wir müssen verlässliche Perspektiven für einen naturnahen Tourismus schaffen und keine leeren Betonruinen im Sonnenschein."

Das Projekt steht mit der geplanten feierlichen Inbetriebnahme am 15. Dezember 2017 kurz vor dem Abschluss.