1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. "Strittige Straßennamen auf den Prüfstand heben"

Nach Beschwerdebrief aus Wuppertal regt Möckerns Bürgermeister an: "Strittige Straßennamen auf den Prüfstand heben"

Von Stephen Zechendorf 18.05.2011, 06:25

Die Ortschaftsräte in der Einheitsgemeinde Stadt Möckern sollen sich überlegen, ob sie Straßen mit möglicherweise umstrittenen Namensgebern auch weiterhin behalten oder doch lieber ändern wollen. Das hat Möckerns Bürgermeister Frank von Holly angeregt, nachdem im Rathaus ein dahingehender "kritischer" Brief aus Wuppertal eingegangen ist.

Möckern/Hohenziatz/Ziepel. Der Schreiber aus dem nordrhein-westfälischen Ort störte sich speziell daran, dass es in Hohenziatz noch eine Hermann-Matern-Straße gibt. In dem Brief wird an die nicht unumstrittene politische Vergangenheit von Hermann Matern erinnert, der zunächst SPD-Mitglied, später KPD-Vorsitzender in Burg und zuletzt aber auch Mitglied des Zentralkomitees der SED war.

Nicht nur in Hohenziatz erinnert eine Straße an den in Burg geborenen Politiker. Auch in Ziepel gibt es eine solche Hermann-Matern-Straße. Sollen die nun umbenannt werden, weil jemand aus Wuppertal (oder von anderswo) sich beschwert?

Möckerns Stadtbürgermeister Frank von Holly mag sich da nicht einmischen, die betroffenen Ortschaftsräte sollen vielmehr selbst überlegen, was - und ob überhaupt - zu tun ist. Die Frage, ob die Benennung einer Straße mit strittigen Namen noch angebracht ist, sei Ortschaften sollten sich einfach überlegen, ob und was sie noch mit den betreffenden Namen verbindet", regt von Holly an. Bei einer "Adolf-Hitler-Straße" wäre das sicherlich überhaupt keine Frage, so Frank von Holly, der mit einer deutschlandweit wohl einmaligen "Albert-Werlitz-Straße" (zu Ehren des unparteiischen Möckeraner Regimekritikers zu NS-Zeiten) in der Ortschaft Möckern freilich keine Probleme haben muss.

Kosten sprechen eher gegen Umbenennung

Aber wie steht es mit Karl Marx oder mit Werner Seelenbinder, dem KPD-Mitglied und Ringer, der in Ziepel mit einer Straße geehrt wird? Reicht es, das Kommunistische Manifest mitverfasst oder der KPD angehört zu haben, um von den blauen Emaille-Wegweisern verbannt werden zu müssen? Was soll aus den Thälmannstraßen und -plätzen werden, an denen sich vielleicht auch irgendwann jemand stören könnte?

Muss man die Straße der DSF umbenennen, während die Straße der Jugend, der Technik oder der Freundschaft bleiben darf?

Einer Umbenennung stehen die Kosten im Wege. Ähnlich wie bei der Diskussion um neue Postleitzahlen müssten nicht nur Stadtpläne sondern Briefköpfe, Firmenstempel geändert werden und nicht zuletzt auf die Anlieger der betroffenen Straßen käme reichlich Papierkram bei den Ummeldungen zu.

Andererseits: Manch einer weiß schon jetzt kaum oder gar nichts mehr etwa mit den Namen früherer Politiker anzufangen.

Das jedenfalls stellte sich in den jüngsten Sitzungen von Ortschatsräten heraus, die sich bereits mit der Thematik Straßennamen befasst haben.