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Fachwerkhaus vom KulTour-Verein vor weiterem Zerfall gerettet Heimatfreunde in Kamern lassen sich neu kreierte Harke-Happen schmecken

Von Ingo Freihorst 07.01.2011, 05:22

Kamern. Lecker roch es kürzlich in der einstigen "schwarzen Küche" im Fachwerkhaus in Kamern, dem Domizil des Vereins KulTour. Roswitha Heymann, Mitarbeiterin im Verein, hatte zur Jahresabschlussfeier extra eine regionale kulinarische Delikatesse kreiert: Den "Harke-Happen". Ein Frischkäse-Kräuter-Mix wird dazu mit einer Handvoll Hackfleisch umhüllt und im Ofen gebacken – fertig ist das schmackhafte Gericht. Mit der Kreation verwirklichte sie einen Vorschlag von Bürgermeister Klaus Beck, den dieser auf dem jüngsten Touristik-Forum in Garz unterbreitet hatte.

Günter Klam hatte beim Jahresrückblick allen Grund zur Freude, denn die Dachkonstruktion des Vereinsdomizils wurde 2010 komplett saniert. "Ein von uns jahrelang gefordertes Vorhaben ist nun zu Ende geführt worden – und das historische Haus somit endlich gerettet", freute sich der Redner.

Jedes zweite Sparrenpaar ist nun neu, hinzu kamen die Widerlager, die Sparrenschuhe. Die Verstärkung der Konstruktion war nötig, da sie ursprünglich für ein weitaus leichteres Strohdach errichtet worden war. Zuvor hatten Hilfssparren die Last abgefangen, weshalb das Dach bereits durchgebogen war, der Giebel wölbte sich leicht nach außen. Diese Wölbung wurde bei der Sanierung mit diagonalen Kanthölzern stabilisiert, so genannten Windrispen. Der Giebel konnte dadurch etwa zehn Zentimeter nach Innen gezogen werden.

Weiterhin wurde das Dach mit historischen Biberschwänzen komplett neu gedeckt. Viele der alten Handstrichziegel waren defekt oder vermoost, deshalb wurden gebrauchte Dachsteine von anderen Orten besorgt.

Dabei entdeckten die Heimatfreunde diverse Ziegelhersteller, die sich per Stempel auf ihren Produkten verewigt haben. Die Biberschwänze stammten unter anderem aus Ziegeleien in Havelberg, Schollene, Molkenberg, Wulkau und Rathenow. Etliche Ziegeleien brannten sowohl Ziegel als auch Steine, hatte Günter Klam erfahren.

Die Baustelle wurde am 30. November übergeben, also pünktlich zum Beginn der Frostperiode. Die letzten Ziegel mussten allerdings schon mit historischem Frostschutzmittel angebracht werden – etwas Salz wurde dazu in den Dachdeckermörtel gegeben.

Ein Dankeschön des Bauherren geht an das Amt für Landwirtschaft, welches das Vorhaben über das Leader-Programm mit fast der Hälfte der Mittel förderte, an den Freundeskreis des besonderen Denkmals "Fachwerkhaus Kamern" sowie an die Sponsoren.

Alle Pläne des Vereins aus Kamern konnten jedoch nicht unter Dach und Fach gebracht werden: Die für Mitte Dezember geplante "Ersterwanderung" des neuen Frau-Harke-Sagenpfades musste aufgrund der Witterung ins neue Jahr verschoben werden.

Günter Klam zeigt sich optimistisch, dass dieses Projekt ebenso einen guten Abschluss findet wie das große Vorhaben, zur Buga in Havelberg die Gaststätte "Zur goldenen Krone" auf der Stadtinsel zu reaktivieren. Manchmal braucht es halt nur etwas länger.