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Scharfe Kontrollen zum Tierschutz in Straathof-Anlage/Haltungsverordnung umgesetzt Preisdruck verhindert mehr Tierwohl

Von Antje Mewes 08.08.2014, 03:11

Der Altmarkkreis kontrolliert intensiv die Einhaltung der Tierschutzvorschriften in der Schweineanlage in Binde. Verstöße würden sofort geahndet. Schweinehalter der Region fühlen sich durch die öffentliche Debatte zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Salzwedel l Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens drängt mit einem Erlass auf eine stärkere Einhaltung der Tierschutzvorschriften in der Schweinehaltung. Aeikens betont: "Tierschutz hat keine Alibi-Funktion. Halter und Züchter, die den Tierschutz nicht ernst nehmen oder ihn aus wirtschaftlichem Interesse ignorieren, werden keine Zukunft haben." Im Fokus der Öffentlichkeit stehen in Sachsen-Anhalt insbesondere die Betriebe des niederländischen Unternehmers Aadrian Straathof, der auch in Binde eine Anlage mit etwa 300000 Plätzen betreibt. "Wenn wir alle Betriebe so intensiv kontrolliert würden, wie die Anlage in Binde, brauchten wir noch fünf Tierärzte", sagt Kreis-Amtstierärztin Elke Filter. Wenn etwas Tierschutzrelevantes festgestellt worden sei, habe es sofort Auflagen gegeben. Bei größeren Verstößen seien Bußgelder verhängt worden, die Straathof auch gezahlt habe.

Die Kontrollen erfolgten in unregelmäßigen Abständen und unangekündigt. "Da können die sich nicht drauf vorbereiten, denn es gibt keinen Rhythmus und wo wir reinwollen, kommen wir auch rein", berichtet der zuständige Dezernent Hans Thiele. Bei den jüngsten Kontrollen sei weitgehend alles in Ordnung gewesen. In einem Bereich habe es eine leichte Überbelegung gegeben. Spielmaterial für die Tiere war zerschlissen und musste erneuert werden. "Und dann bleiben unsere Tierärzte auch dort, bis der Mangel abgestellt ist. Da gehen wir keinerlei Kompromisse ein, auch wenn es sehr arbeitsintensiv ist", stellt Thiele klar. Denn zu der Zeit im Stall komme für die Veterinäre auch die Dokumentation der Kontrollen.

Ein Problem sei öfter die Größe der Kastenstände für Sauen. Allerdings sei es auch schwierig, dabei einen gangbaren Weg zu finden. "Am besten wäre es, die Kastenstände zu verbieten, das wäre ein klare Vorgabe, auf die sich die Tierhalter einrichten könnten", erklärt die Amtstierärztin.

"Was in der Vergangenheit gewesen ist wurde überdacht. Bestimmt war nicht alles richtig und wir müssen offen sein für Veränderungen", sagt Eike Krug, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft (EZG) Schwein Altmark. Er verwahrt sich aber dagegen, alle Schweinehalter in Sachen Tierschutz unter Generalverdacht zu stellen. "Gerade in der Ferkelaufzucht lassen die Mitarbeiter den Tieren viel Fürsorge angedeihen, um sie gesund groß zu bekommen und auch bei der Haltung ist einiges passiert", sagt er.

Die Änderungen in den Haltungsverordnungen hätten die Betriebe, zum Teil unter hohem finanziellen Aufwand, umgesetzt. Schweinehalter mit kleineren Beständen hätten das nicht stemmen können und aufgegeben. Denn Kosten und Ertrag seien gerade in diesem Bereich der Landwirtschaft extremen Schwankungen unterworfen. "Was wir brauchen, um das Tierwohl zu verbessern, sind Handelspartner, die in die richtige Richtung mitziehen", betont der Geschäftsführer. Und die Verbraucher dürften nicht nur die Haltungsbedingungen beklagen, sondern müssten auch bereit sein, für Verbesserungen höhere Preise zu zahlen. Krug: "Unter dem aktuellen Preisdruck sind viele Sachen nicht umzusetzen." Die Folgen sind aus seiner Sicht abzusehen: "Die Schweinehaltung in Deutschland wird weiter zurückgefahren und es wird mehr Fleisch importiert, von dem keiner weiß, wie und ob überhaupt Kontrollen im Ursprungsland erfolgen."

Schon vor der jetzt eingeführten Meldepflicht sei der Antibiotikaeinsatz in den Mitgliedsbetrieben der EZG deutlich zurückgegangen. "Ob die neue Datenbank wirklich zielführend ist, müssen wir jetzt abwarten", erklärt Krug.