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Kräfte aus dem Pionierregiment 100 halfen beim Hochwasser in der gesamten Region und sind jetzt heimgefahren Soldaten und Technik wichtige Kämpfer an Flutfront

Von Daniel Wrüske 20.06.2013, 03:11

Die Pegel an Saale und Elbe sinken. Ein Großteil der Helfer hat die Hochwasserorte verlassen. So auch die Soldaten aus dem Pionierregiment 100. Sie waren in ganz Sachsen-Anhalt im Einsatz und haben unschätzbare Dienste geleistet.

Schönebeck/Barby l Bis Montag haben die Soldaten des Pionierregiments 100 aus dem Raum Minden/Westfalen, die an Elbe und Saale im Hochwassereinsatz gewesen sind, erst einmal frei. Als sie diese Woche in ihre Standorte zurückgekehrt waren, gab es vom Kommandeur Dank und Freizeit. Verdient! Denn seit dem 6. Juni halfen die Bundeswehrsoldaten den Menschen in vielen Städten Sachsen-Anhalts, den Fluten Herr zu werden.

"Wir sind froh und dankbar, dass unser Einsatz sich an vielen Stellen der Flutgebiete gelohnt hat und besonders darüber, dass wir an Personal und Material keinen Schaden genommen haben."

Dass sie unterstützen konnten, freut die Uniformierten. "Wir sind froh und dankbar, dass unser Einsatz sich an vielen Stellen der Flutgebiete gelohnt hat und besonders dar- über, dass wir an Personal und Material keinen Schaden genommen haben", sagt Rafael Schiwitza. Der Pressefeldwebel des Pionierregimentes war selbst in Elbenau, als seine Kameraden versuchten, den Deich zu sichern. Eine Meisterleistung, die nicht nur verhindert hat, dass die ostelbische Seite Schönebecks absäuft, sondern auch die nördlich gelegenen Ortsteile Magdeburgs. Manchmal hüfttief im Wasser stehend, haben die Soldaten hinter den Deichen Sandsäcke auf die Krone gereicht und sie oben mit Schubkarren verteilt, Problemstellen gesichert, Überlaufstellen erhöht. "Sandsäcke füllen und transportieren, aber auch die Deichsicherung und die Deichverteidigung waren unsere Aufträge", erklärt Rafael Schiwitza.

Fast 700 Soldaten aus verschiedenen Standorten des Regiments wirkten an den Flutfronten entlang der Elbe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern oder an der Saale. Viele Experten aus den Krisenstäben in den Orten sind voll des Lobes über die Einsatzbereitschaft der Männer - auch wenn es hier und da mal anfängliche Koordinierungsschwierigkeiten gab - und über die Möglichkeiten der Bundeswehrtechnik.

Die war an den beiden großen Problemstellen in Sachsen-Anhalt ganz wahrnehmbar im Einsatz. "In Sandau bei Stendal haben wir die Faltschwimmbrücke eingesetzt", sagt Rafael Schiwitza. Im Elbe-Saale-Winkel sorgten Amphibienfahrzeuge des zweiten schweren Pionierbataillons 130 in Minden dafür, dass auch überflutete Orte, wie Groß und Klein Rosenburg sowie Breitenhagen erreichbar waren. Insgesamt sechs Amphibienfahrzeuge und vier Boote standen in Groß Rosenburg und wurden besonders rund um bei den Sprengungen am Saaledamm gebraucht, als die Bundeswehr Bohrgeräte für die Sprengung, Pumpen, andere Fahrzeuge, Boote, Taucher und Mannschaften transportierte. Hauptmann André Jäckel ist Kompaniechef der amphibischen Truppe. "Die Fahrzeuge sind an Land auf Rädern unterwegs und haben gar nicht so eine große Tragkraft. Aber sie können die Seitenteile ausfahren. Im Wasser kann man sie zu einer Art Brücke zusammenschließen, die bis zu 100 Meter lang werden kann. Dann haben zwei Amphibien eine Tragkraft von 70 Tonnen", beschreibt der Hauptmann die technischen Vorzüge.

Dabei benötigten die rund 30 Tonnen schweren Fahrzeuge lediglich drei Mann Besatzung: einen Landfahrer, einen Kommandanten und einen Rüstmann. Die Amphibie, so Hauptmann Jäckel, lasse sich im Wasser steuern und manövrieren. 180-Grad-Drehungen seien möglich. "Wir schaffen eine fahrbare Arbeitsplattform." Damit die Amphibien in ihren Bewegungen sensibel reagieren, waren im Hochwassereinsatz Zusatzanstrengungen nötig: Unter den Fahrzeugen sind Düsen, die Wasser anziehen und unter hohem Druck abstoßen und so für die Fortbewegung sorgen. Damit diese Öffnungen frei sind, auch im seichten Wasser der Überschwemmungsgebiete mussten Taucher sie von Pflanzenresten und Unrat befreien, "anders als in der Mindener Weser, wo wir üben", sagt André Jäckel. Eine nicht ganz ungefährliche Aufgabe. Wie insgesamt der Einsatz im Elbe-Saale-Winkel. "Die Einsatzkräfte sind aber gut geschult und stellen sich dieser Herausforderung", sagt der Hauptmann.

"Für die Menschen geht jetzt erst die Arbeit los, wenn sie in ihre Häuser zurückkehren."

Inzwischen sind die Soldaten in ihre Standorte zurückgekehrt. Wenn sie ihre Freiphase hinter sich haben, dann beginnt bei ihnen das große Aufräumen. "Ab Montag ist Technischer Dienst angesetzt", sagt Pressefeldwebel Rafael Schiwitza. Dann werden Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände gereinigt und aufbereitet. Mit den Gedanken seien die Soldaten zum Teil noch in den Flutgebieten, sagt der Pressefeldwebel. Man rede viel über den Einsatz. "Uns ist auch bewusst, dass für die Menschen jetzt erst die Arbeit losgeht, wenn sie zurück können in ihre überfluteten Häuser. Da würden wir gern helfen", sagt er. Doch man müsse sich dem Befehl beugen. Der hieß: Abzug!