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Verwaltung rät von Bewerbung bei "Kinderfreundliche Kommune" ab Stadt will sich Zertifikat sparen

Von Thomas Pusch 11.09.2014, 03:11

In der vergangenen Wahlperiode hatte die SPD den Antrag gestellt, die Verwaltung möge ein Konzept zur Zertifizierung der Stadt als "Kinderfreundliche Kommune" erstellen. Amtsleiter Torsten Mehlkopf schilderte im Kulturausschuss den Stand der Dinge.

Stendal l Die Hansestadt Stendal wird sich in diesem Jahr wohl nicht darum bemühen, als "Kinderfreundliche Kommune" ausgezeichnet zu werden. Das ist das Ergebnis der Sitzung des Kultur-, Schul- und Sportausschusses am Dienstagabend. In der vergangenen Wahlperiode war ein Antrag der SPD-Fraktion angenommen worden, der die Verwaltung damit beauftragte, ein Konzept zu erstellen, um die Zertifizierung zu erlangen. Torsten Mehlkopf, Leiter des Amtes für Jugend, Sport und Soziales, berichtete über den Stand der Dinge.

Bewerbungsfrist bis zum 30. September

Bis zum 30. September müsste der Antrag auf Zertifizierung beim Verein "Kinderfreundliche Kommune e.V." gestellt werden. "Dafür ist ein Stadtratsbeschluss notwendig und das ist in unserer normalen Sitzungsfolge nicht zu schaffen", sagte Mehlkopf. Die Verwaltung hatte sich ausführlich mit dem Verfahren beschäftigt, das verschiedene Bausteine enthält. Dazu gehören unter anderem die Beteiligung von Kindern im Rahmen eines festen Gremiums, ein übergreifender Aktionsplan und ein ausgewiesener Kinderetat. Voraussetzungen, die die Hansestadt derzeit nicht erfüllt.

Ähnlich aufwendig ist das Vorgehen nach dem Stadtratsbeschluss. Danach muss ein Fragebogen erstellt werden, um den Bedarf zu ermitteln, Kinder und Jugendliche müssen beteiligt und eine Zielvereinbarung abgeschlossen werden, bevor es an die Umsetzung gehen kann. Das alles würde die Stadt 4000 Euro im Jahr kosten. Das Zertifikat wird für vier Jahre vergeben, die Kosten betrügen somit 16000 Euro. Auch eine halbe Arbeitskraft wäre durch das Zertifikat gebunden. "Halle und Salzgitter haben das Zertifikat wegen des Personalaufwandes abgelehnt", sagte Mehlkopf.

Gespräche mit Landkreis und Hochschule angestrebt

In die gleiche Richtung geht der Vorschlag der Verwaltung. "In diesem Jahr sollten wir uns nicht bewerben", meinte Mehlkopf. Stattdessen sollten Gespräche mit der FH über mögliche Beteiligungsprojekte geführt werden. "Ich habe schon einmal vorgetastet und bin auf viel Interesse gestoßen", sagte er. Möglicherweise könne die Kinderfreundlichkeit auch von der Fachhochschule oder dem Landkreis zertifiziert werden. Das baden-württembergische "Calw" sei ein Beispiel.

Bis Ende März kommenden Jahres will die Verwaltung dann Bericht erstatten, wie die Gespräche gelaufen sind. "Wir erbitten diese Zeit, um etwas vorlegen zu können, statt einen Schnellschuss zu unternehmen", fasste er zusammen und bekam Zustimmung von den Ausschussmitgliedern.

"Ich finde es gut, dass die Fachhochschule eingebunden wird, denn schließlich gibt es dort gleich drei Studiengänge, die sich mit frühkindlicher Bildung befassen", meinte beispielsweise Christiane Jaeger (CDU). "Was hat denn die Stadt von einer teuren Zertifizierung", fragte Gesine Seidel (Die Linke). Nur etwas an der Wand hängen zu haben, habe doch keinen Wert. Olaf Lincke (Piraten) bemerkte, dass Stadt und Kreis immer für die Unterstützung der FH plädieren, die nun mit ins Boot geholt werden könne. Einstimmig sprach sich der Ausschuss für den Vorschlag der Verwaltung aus.