Sportler trainieren seit 44 Jahren in Wernigeröder Verein Harzer tauchen ab

Von Sandra Reulecke 14.10.2014, 03:12

Was macht ein Tauchclub im Harz? Seit 1970 gibt es einen Verein für Unterwassersportler mit Sitz in Wernigerode. Die Mitglieder versichern: Das Mittelgebirge hat unter Wasser mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint.

Wernigerode l Der Harz ist für viele Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten bekannt: Ob das Erkunden der Geschichte in Bauwerken und Museen, Wandern durch Wälder oder für Wintersportarten. Doch Tauchen bringen wohl nur die wenigsten mit dem Mittelgebirge in Verbindung. Zu Unrecht, sagt Ralf Ningler. Er ist Mitglied im Tauchclub (TC) Harz, der seit seiner Gründung 1970 seinen Sitz in der Weinbergstraße in Wernigerode hat. Ningler betont: "Länder wie Ägypten, Kroatien, Indonesien und Thailand sind als Taucherparadiese bekannt. Aber auch im Harz gibt es viele schöne Gewässer."

Jedes Wochenende erkunden Wernigeröder Wassersportler Seen der Umgebung. "Zum Beispiel in Wegeleben und Nordhausen", berichtet der 49-Jährige. Versunkene Goldschätze hätte dabei noch niemand entdeckt. "Aber es gibt interessante Fischbestände und versenkte Attraktionen zu entdecken wie Schiffe oder sogar eine nachgebaute Altstadt", schwärmt Ningler. "Man sieht Dinge, die man über der Wasseroberfläche nicht zu Gesicht bekommt."

Schwerelos trotz 30 Kilo Gewichtszunahme

Um den Anblick genießen zu können, müssen Interessierte viel Zeit investieren und eine Prüfung für den Tauchschein absolvieren. "Dafür ist ein ärztliches Attest notwendig. Für Menschen mit Herz- oder Lungenleiden ist das Hobby zu gefährlich", sagt Ningler.

Am Anfang steht die Theorie. "Eine Schulung dauert drei Tage, jeweils sechs bis acht Stunden", informiert Ralf Ningler. Vermittelt werden Grundlagen zur Tauchphysik und -technik. Die Schüler erfahren, wie sie Verletzungen vorbeugen und behandeln können und welche rechtlichen Grundlagen zu beachten sind.

Erst dann folgt der erste Wasserkontakt. "Beim Schwimmbad-Unterricht lernen die Anfänger, wie man sich richtig im Wasser verhält", erläutert Ralf Ningler. Kein einfaches Unterfangen: Die Ausrüstung - Anzug, Flossen, Luftdruckflasche und Bleigewichte - wiegt rund 30 Kilogramm. Je nach Fähigkeit wird vier bis sechs Mal im beheizten Becken geübt, bevor Gewässer in der freien Natur erkundet werden. "Der Tauchschein ist erst der Anfang. Wer den Sport richtig ausüben möchte, muss weiteren Unterricht nehmen", sagt der 49-Jährige. Außerdem müsse ständig trainiert werden. In Wernigerode steht den rund 80 erwachsenen Vereinsmitgliedern montags ab 17.30Uhr die Harzblick-Turnhalle für Trockenübungen zur Verfügung, in der Schwimmhalle wird ab 19 Uhr abgetaucht.

Wie eine Meerjungfrau das Schwimmen lernen

Trotz des großen Zeitaufwands und der teuren Ausrüstung sei es ein lohnendes Hobby, sagt Ralf Ningler. "Im Wasser fühlt man sich schwerelos, und man erfährt eine ganz andere Ruhe als über der Wasseroberfläche. Es ist absolut still." Diese Welt will er auch Kindern und Jugendlichen eröffnen. "Wir haben Kontakte zu Schulen. Ich biete einen Kurs für Drittklässler an", berichtet der Elbingeröder, der hauptberuflich Grundschullehrer ist.

Kinder und Jugendliche, die es temporeicher mögen, sind bei Mario Koch an der richtigen Adresse. Der Vereinschef trainiert die Sparte "Finswimming". Bei diesem Leistungssport werden mit delphinähnlichen Bewegungen Spitzengeschwindigkeiten erreicht. Hilfsmittel dafür sind ein Schnorchel und eine sogenannte Monoflosse, die an Meerjungfrauen erinnert. "Es ist die schnellste Möglichkeit, sich aus eigener Kraft im Wasser fortzubewegen - deutlich mehr als drei Meter pro Sekunde", sagt Koch.

Mit seiner Mannschaft trainiert er für nationale und sogar für internationale Wettkämpfe und Weltmeisterschaften. Im August erlangten drei Mitglieder des TC deutsche Meistertitel bei einem Turnier in Plauen. "Wir sind der erfolgreichste Wassersportverein im Landkreis und erhalten jedes Jahr viele Auszeichnungen", sagt der 50-Jährige stolz. Es sei schade, dass das "Finswimming" noch recht unbekannt ist. "Für mich ist es die wohl ästhetischste Sportart. Es macht einfach Spaß zuzusehen", so der Vereinsvorsitzende.