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Francisceum Entfernung zur Turnhalle ist zumutbar

30 Minuten bis zur Turnhalle, das sei unmöglich, finden die Mitglieder des Elternrates des Francisceums. Als zumutbar beschrieb Landrat Uwe Schulze (CDU) nun die Strecke in einem Antwortschreiben.

Von Sebastian Siebert 28.05.2015, 03:21

Zerbst l Rund 1,4 Kilometer liegen zwischen der neuen Turnhalle, die am Zerbster Wegeberg errichtet wird, und der Außenstelle des Francisceums an der Jeverschen Straße, in dem die Schüler der fünften bis siebten Klassen unterrichtet werden. Das sei zu weit, um die Strecke zu Fuß zu bewältigen, finden die Mitglieder des Schul-elternrates. Eigenen Angaben zufolge sei die Strecke mit Schülern abgelaufen und dabei die Zeit gemessen worden. Ohne Gepäck und bei gutem Wetter haben die Schüler 30 Minuten benötigt, so der Vorsitzende des Schulelternrates Klaus André (wir berichteten). Nun hat Landrat Uwe Schulze (CDU) auf ein diesbezügliches Schreiben reagiert. Darin legten die Elternvertreter noch einmal den Sachverhalt dar und forderten eine Abhilfe, beispielsweise durch einen zusätzlichen Bus, der dreimal täglich von der Jeverschen Straße bis zur Sporthalle und zurück fahren könnte.

Im Landratsschreiben heißt es: "Die zuständigen Fachabteilungen haben gemeinsam mit mir Ihre Bitte noch einmal eingehend geprüft. Unabhängig von der geltenden Rechtslage, die Ihnen ja hinlänglich bekannt ist, bin ich zu der Auffassung gelangt, dass ein Entsprechen Ihres Anliegens nicht verhältnismäßig und auf den gesamten Landkreis bezogen, dem Gleichheitsgedanken entgegenstehen würde. Zudem halte ich die Bewältigung der Wegstrecke für die Klassenstufen 5 bis 7 für zumutbar."

Denn beispielsweise bei der "Helene Lange"-Schule in Bitterfeld und beim Ludwigsgymnasium in Köthen sei die Situation ähnlich, die Wege gleich oder gar noch weiter. "Insofern wäre es nicht angemessen und vertretbar, eine mit Steuermitteln finanzierte Sonderlösung in Zerbst für eine im Landkreis mehrfach vorhandene Situation zu installieren, die im übrigen rund 20 000 Euro jährlich kosten würde."

Ebenso könne die Stadtlinie nicht angepasst werden, da diese wiederum an den übrigen Bus- und Bahnverkehr angepasst sei. Generell sei es möglich, einen Pendelverkehr einzurichten. Da der Landkreis diesen aber nicht finanzieren könne, "wäre dies seitens der Schule mit dem Verkehrsunternehmen zu erörtern." Nach seinem Kenntnisstand, so der Landrat, betrügen die Kosten rund 1,10 Euro pro Tour und Fahrgast.

Als "wenig zielführend" bezeichnete Elternschaftssprecher Klaus André daraufhin den Vorschlag in einem Antwortschreiben. Auch den Vergleich mit den anderen Schulen will André so nicht gelten lassen. In Köthen sei ein Neubau am Standort, in Bitterfeld gebe es eine Halle in 350 Meter Entfernung. Auf Nachfrage der Volksstimme war aus dem Sekretariat der "Helene Lange"- Schule zu erfahren, dass alle Schüler zum Sportplatz laufen müssen. Dafür benötigten sie zwischen zehn und 15 Minuten. In Köthen müssen ähnlich wie in Zerbst die fünften bis achten Klassen des Ludwigsgymnasiums von der Außenstelle in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße bis zur Halle an der Wallstraße, an der sich auch der Hauptsitz der Schule befindet, laufen. Das sind rund 1,5 Kilometer Weg, die Schüler benötigten etwa 20 Minuten dafür. Die werden meist in den größeren Pausen, die an den Sportunterricht grenzen, zurückgelegt.

Die Eltern geben sich kämpferisch und André dreht den Spieß um. Er antwortet im Schreiben, dass es doch eher eine Gleichbehandlung wäre, wenn alle gleich kurze Wege zur Sportstätte hätten und nicht einige deutlich längere. "Wir bitten um Nachsicht, dass wir trotz Ihres anerkennenswerten Engagements für unsere Kinder in dieser Sache sehr beharrlich bleiben werden", schloss er das vorerst letzte Schreiben zwischen Landkreis und Elternschaft.

Daraufhin sandte er ein weiteres Schreiben an Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Darin erläuterte er den Sachverhalt, fügte den Briefwechsel an und bat um die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen, damit eine Lösung herbeigeführt werden könne. Beide Positionen scheinen zurzeit unverrückbar zu sein. So sehr die Elternschaft den Bau einer neuen Turnhalle würdige, "bleibt doch der bittere Wermutstropfen, welchen Preis dies kostet." Vor allem, weil die Elternschaft bereits vor dem Bau auf die Problematik hingewiesen habe.