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Die Studentinnen Anne Werner, Carsta Müller und Anne Wald haben ein Marketingkonzept für Zerbst erarbeitet Besondere Chancen mit Katharina II.

Von Antje Rohm 17.03.2011, 04:27

So wichtig die Reformationszeit für Zerbst ist, die Stadt steht damit in Konkurrenz zu bedeutenderen Orten wie Wittenberg und Eisleben. Mit Katharina der Großen hat sie ein Alleinstellungsmerkmal, das besondere Chancen der Vermarktung bietet. Das sind Schlussfolgerungen eines Marketingkonzeptes für Zerbst, das Anne Werner, Carsta Müller und Anne Wald erarbeitet und jetzt vorgestellt haben.

Zerbst. Verwaltungsökonomie studieren Anne Werner, Anne Wald und Carsta Müller im jetzt sechsten Semester an der Hochschule Harz in Halberstadt. Im Semester 5 stand die Aufgabe, ein Marketingkonzept für eine Kommune von bis zu 50 000 Einwohnern oder eine kulturelle Einrichtung zu erarbeiten.

Die Zerbsterin Anne Werner, Carsta Müller aus Dessau, die Zerbst nur vom Heimatfest kannte, und die Wolmirstedterin Anne Wald, für die Zerbst völlig neu war, entschieden sich nach einer Besichtigung dafür, Zerbst unter dem Blickwinkel der kulturellen Vermarktung zu ihrem Studienobjekt zu machen. Innerhalb der Kulturfesttage stellten sie die Ergebnisse jetzt in einer vom Internationalen Förderverein "Katharina II." präsentierten Veranstaltung vor.

Eine Situationsanalyse und eine Befragung haben die drei ihrer Arbeit zugrunde gelegt. Zerbst als unter anderem vom demografischen Wandel stark betroffen, ohne große wirtschaftliche Bedeutung, wenig bekannt und mit einem Stadtbild, das erst auf dem zweiten Blick einiges zu bieten hat, steht auf der einen Seite. Zerbster, "die ihre Stadt nach außen negativ darstellen", haben die Studentinnen mehrheitlich bei ihrer Befragung getroffen. Wissen wollten sie ebenso die Meinung zum Katharina-Denkmal, das mehrheitlich (74 Prozent) als schön empfunden wurde, bei 17 Prozent der 128 Befragten aber auch unbekannt war.

Dass es an einem Leitbild, Zielsetzungen der Vermarktung fehle oder es zwar viele Ideen, doch Reserven bei der Umsetzung gebe, das waren Ergebnisse aus Gesprächen, die Anne Werner, Anne Wald und Carsta Müller mit Kulturamtsleiter Andreas Dittmann, Tourismuschefin Viola Tiepelmann, Museumsdirektor Heinz-Jürgen Friedrich, Jana Reifarth vom Förderverein Schloss Zerbst und der Katharina-Vereinsvorsitzenden Tetyana Nindel geführt haben.

"Kulturelle Vermarktungspotentiale für Zerbst bieten zum einen die Zeit des Barock und zum anderen das 15. Jahrhundert mit dem Bezug zur Reformation, Luther und der Universitätsstadt Zerbst", so die drei Studentinnen, die zugleich einschränken. Sowohl Reformation und Luther als auch Barockkomponist Fasch hätten "für Zerbst eine gewisse Bedeutung", schlügen sich in vielen Projekten nieder. Hier stände die Stadt aber in Konkurrenz. Bei Fasch mit den bedeutenderen Zeitgenossen Bach, Händel und Telemann, bei der Reformation mit Wittenberg und Eisleben. Katharina die Große sei in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal und böte gute Vermarktungschancen darüber hinaus.

Mit Nachholbedarf. Ihre Vermarktungsvorschläge richten die angehenden Verwaltungs-ökonomen in zwei Richtungen. Zielgruppen sind zum einen die Zerbster selbst, "deren Interesse für ihre Stadt neu entfacht werden muss", und zum anderen auswärtige Gäste, speziell auch russische Touristen und Russlanddeutsche, die stärker angesprochen werden sollen.

Anne Werner, Anne Wald und Carsta Müller haben in ihrem mit einer 1 bewerteten Marketingkonzept nicht nur Ideen schlechthin entwickelt, sondern dabei beispielsweise auch die finanziellen Aspekte der Umsetzung berücksichtigt.

Um ein stärkeres Wir-Gefühl der Zerbster, ein besseres Verhältnis zu ihrer Stadt zu entwickeln, schlagen sie Projekttage an den Schulen vor, deren Inhalte sie für die einzelnen Klassenstufen konkret untersetzt haben. Erwachsene Zerbster könnten mit einem "Zerbst-Entdeckungs-Pass" ihre Stadt neu erkunden. Wer den Besuch aller Stationen nachweist, dem könnte etwa ein Kaffeetrinken mit dem Bürgermeister winken.

Die "Katharina-Stadt" Zerbst, auch dieser Name wäre nach dem Konzept denkbar, nach außen stärker bekannt zu machen, sollten vor allem renommierte russisch-deutsche Medien mehr genutzt werden. Die Besucher vor Ort könnten verschiedene Führungsangebote oder ein Souvenirverkauf erwarten. Eine Option, Gäste zu locken, wäre ein Katharina-Schauspiel. Als einen ganz wichtigen Punkt kennzeichen die drei Studentinnen die Schaffung einer zentralen Koordinierungsstelle für die bessere Zusammenarbeit der Zerbster Vereine.

Für den "schonungslosen Außenblick", dankte Kulturamtsleiter Andreas Dittmann nach der Präsentation. "Sie haben uns viele Hausaufgaben mitgegeben. Bei einer Konzentration auf vernünftige Ziele ist sicher vieles umsetzbar."