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Integration Mehr Deutsch für Flüchtlinge und ihre Kinder

Sachsen-Anhalt will für eine bessere Integration und die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien in den nächsten anderthalb Jahren 100 Millionen Euro zusätzlich ausgeben. SPD-Chefin Budde sagte: "Davon werden wir alle profitieren."

Von Jens Schmidt 11.06.2015, 03:15

Magdeburg l Zu Schuljahresbeginn werden unter den knapp 190000 Schulpflichtigen auch etwa 3000 ausländische Kinder sein, die noch kein Deutsch können. Um das Deutschlernen zu verbessern, will die Regierung nun flächendeckend Sprachklassen einführen. Das hat die Ministerrunde am Mittwoch beschlossen.

Bislang gibt es 12 solcher Klassen, vor allem in den großen Städten. Künftig kann deren Zahl auf etwa 100 steigen. Auf eine genaue Ziffer will sich Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) aber nicht festlegen: "Wir richten uns flexibel nach dem Bedarf." Kinder ohne Deutschkenntnisse in die Schulklassen zu setzen, sei sinnlos, sagt der Minister. In Fächern wie Sport oder Kunst sollten die Neuankömlinge möglichst sofort mit ihren deutschsprachigen Altersgenossen zusammenlernen.

Mehr Deutschlehrer benötigt

Dorgerloh muss nun zusätzliche Deutschlehrer finden. Gesucht werden Hauptamtliche und Honorarkräfte. Die Zahl zusätzlicher Pädagogen dürfte die 100 überschreiten. Den präzisen Bedarf will er zusammen mit den Landkreisen ermitteln.

Verbessern will das Land auch die Sprachausbildung für erwachsene Flüchtlinge. Bald werden ihnen schneller Kurse angeboten, sobald sie in die Gemeinden kommen. Dafür will das Land jährlich etwa eine Million Euro aus einem EU-Fördertopf einsetzen. Eigentlich bezahlt der Bund die Kurse - aber erst, wenn Asylbewerber auch ein Bleiberecht haben. Da dies etliche Monate dauert, kämen die Angebote zu spät, sagte Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck. "Jetzt sind wir einen großen Schritt vorangekommen."

Da die Flüchtlingszahlen steigen, wird das Land 2015 und 2016 zusammen etwa 100 Millionen Euro mehr ausgeben. "Doch davon werden wir alle profitieren", sagte SPD-Landeschefin Katrin Budde. "Wer sich abfällig über Wirtschaftsflüchtlinge äußert, hat nicht verstanden, dass auch die Zuwanderung von Menschen, die hier arbeiten wollen, unser Land stärkt."

So hätten 30 Prozent der ankommenden Syrer einen akademischen Abschluss. Budde kritisierte ihren Koalitionspartner CDU, da dort einige nur auf schnelle Abschiebung setzten. "Natürlich gilt das Recht. Aber die Behörden sollten die Spielräume weit nutzen. Deutschland kann es sich leisten, großzügig zu sein."

Bessere Lenkung von Fachkräften

Verbessert werden soll auch die Fachkräftelenkung. Bis zum Herbst will die Bundesagentur für Arbeit in der Zentralen Aufnahmestelle Halberstadt (ZASt) eine Kompetenzstelle einrichten. Dann erfassen Mitarbeiter detaillierter als bisher die Qualifikationen der Angekommenen und gleichen diese mit dem Bedarf der Unternehmen ab.

So sollen die Flüchtlinge in jene Gemeinden kommen, wo es auch Arbeit für sie gibt. Die ZASt Halberstadt wird erweitert. Neben den Wohnblocks werden Container aufgestellt, so dass die Kapazität bis Ende Oktober von 1000 auf 1700 Plätze steigt. 2016 soll eine zweite Zentrale Anlaufstelle mit 500 Plätzen entstehen - die Rede war zuletzt von Halle. Monatlich kommen derzeit 1000 Flüchtlinge an. Sie müssen schon nach drei Wochen verteilt werden, was die Gemeinden oft überfordert. Meinung