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Temperaturen auf Rekordniveau Rette sich, wer kann!

Die Hitze erreicht am Sonnabend ihren Höhepunkt. Am heißesten wird es voraussichtlich in Magdeburg, wo die Meteorologen 37 Grad erwarten. Am Sonntag drohen heftige Gewitter.

03.07.2015, 01:01

Magdeburg (vs) l In Gardelegen wurden bereits am Donnerstagnachmittag 32,9 Grad, so viel wie an keinem anderen Ort Sachsen-Anhalts, gemessen. Der Hitzerekord dürfte aber auch am Sonnabend nicht geknackt werden: Der liegt bei 39,1 Grad, gemessen am 9. August 1992 in Jeßnitz bei Bitterfeld. Die Meteorologen halten es jedoch für möglich, dass auf dem Brocken der Hitzerekord wackelt. Der steht seit dem 20. August 2012 bei 29 Grad.

Mehrere Schulen gewährten gestern nach der 4. Stunden hitzefrei. Das ist möglich, wenn die Temperatur im Klassenraum um 11 Uhr über 26 Grad steigt. Eine Kann-Bestimmung, die Entscheidung fällt die Schule.

Der Deutsche Wetterdienst hat eine Hitzewarnung herausgegeben. Das geschieht seit 2005 ab einer gefühlten Temperatur von 32 Grad mit dem Ziel, Todes- und Krankheitsfällen vorzubeugen. Anlass war der heiße Sommer 2003, als in Deutschland vermutlich 7000 Menschen Opfer der hohen Temperaturen wurden.

Rettungsdienste verstärkt im Einsatz

Der Rettungsdienst der Magdeburger Feuerwehr meldet verstärkte Einsätze. "Jeder zweite bis dritte Einsatz erfolgt wegen Kreislaufproblemen", sagte ein Sprecher. Außerdem gebe es mehr Unfälle, bei denen die Hitze als Grund vermutet wird.

Auch in Schönebeck finden sich vermehrt Patienten mit Kreislaufproblemen in der Notaufnahme ein. "Die Leute trinken einfach zu wenig", sagt die Sprecherin Cornelia Heller des Schönebecker Klinikums.

Im Schönebecker Seniorenpflegeheim "Magdalenenhof" werden die Zimmer früh morgens durchgelüftet, die Markisen heruntergelassen, und nach dem Vormittag verlassen die Senioren das Haus nicht mehr.

Abkühlung garantieren die Badeseen. Für den Arendsee wurden gestern 21, für den Barleber See gar nur 19 Grad gemeldet.

Schwere Waldbrände in Altmark und Börde

Ein Großbrand zwischen Dambeck bei Salzwedel und der Bundesstraße 248 vernichtete gestern 37 Hektar Getreide und angrenzende Schonungen. Eine riesige Rauchsäule war kilometerweit sichtbar. Während der Löscharbeiten war die B 248 für mehrere Stunden bis 19 Uhr voll gesperrt.

Zwischen Calvörde und Oebisfelde brannten am Nachmittag etwa zwei Hektar Wald. Die Polizei vermutet Selbstentzündung aufgrund der Trockenheit.

In diesem Jahr gab es bereits 44 Waldbrände in Sachsen-Anhalt, mehr als doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr. "Die Situation wird langsam brenzlig", sagt Forstamtmann Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald, denn "die Hauptbrandzeit liegt noch vor uns".

Tempobegrenzung auf Autobahnen 9 und 14

Im Altmarkkreis Salzwedel, im Jerichower Land und im Landkreis Börde nördlich der Autobahn 2 gilt die höchste Waldbrandwarnstufe 5. Hier ist es es strengstens verboten, außerhalb der Wege die Waldflächen zu betreten. In acht weiteren Landkreisen ist die zweithöchste Stufe ausgerufen worden.

Die Landesstraßenbaubehörde will heute wegen der Hitze vorsorglich auf den Autobahnen 9 und 14 an fünf Stellen die Geschwindigkeit auf Tempo 80 reduzieren. "An diesen Stellen haben wir die Befürchtung, dass es den Asphalt an den Flickstellen hochdrücken könnte", sagte Uwe Langkammer, Präsident der Landesstraßenbaubehörde.

Am Wochenende sollen dieses Bereiche verstärkt kontrolliert werden. Betroffen sind auf der A14 beide Richtungen in Höhe Bernburg/Plötzkau und der Bereich Halle Tornau. Auf der A9 betrifft es die Richtungsfahrbahn Berlin zwischen Naumburg und Weißenfels.

Buga schluckt täglich 17.500 Wannen Wasser

Die Pflanzen kommen an sich gut mit der Hitze klar - "wenn sie genügend Wasser kriegen", sagt der gärtnerische Leiter der Buga, Rainer Berger. Momentan werden darum an den fünf Buga-Standorten pro Tag 2.500 Kubikmeter Wasser verregnet. Das entspricht der Füllung von 17.500 Badewannen.

Am Sonntag Gewitter, aber es bleibt heiß

Am Sonntag kann es ungemütlich werden. Dann hängen dicke, bis zu zehn Kilometer aufgetürmte Wolken am Himmel. "Ab Sonntagnachmittag sind Starkregen und heftige Gewitter möglich. Vor allem im Süden Sachsen-Anhalts und im Harz", sagt Anja Juckeland vom Deutschen Wetterdienst Leipzig. Die Gewitter bringen Abkühlung - aber auf hohem Niveau: "Ab Montag haben wir dann `nur` noch 30 Grad", sagt Juckeland. So tropisch bleibt es mindestens bis Mittwoch.

Das Wasserdefizit der vergangenen acht Wochen wird dadurch nicht ausgeglichen. Im Mai fielen im Landesmittel nur 40 Prozent und im Juni nur 58 Prozent der üblichen Regenmenge. Am trockensten war es im Juni in Seehausen in der Altmark mit einer dürftigen Regenquote von 30 Prozent.