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Kieferspezialist legt schelmisches Angebot vor ... damit Edithas Zähne in Deutschland bleiben

Von Elisa Sowieja 05.02.2009, 06:05

Die Zähne der Editha bis ins ferne England schicken ? Das sei überhaupt nicht nötig, schreibt Volksstimme-Leser Dr. Karl Ulrich in einer E-Mail mit unverkennbar herausforderndem Unterton. Seine Behauptung verknüpft der Stendaler mit einem für einen Leserbrief ungewöhnlichen Angebot. Einem, durch das ein schelmisches Augenzwinkern hindurchschummert : Er würde die Untersuchungen auch selbst mit durchführen. " Ein Freund ermunterte mich, meine Hilfe anzubieten, zumal ich dafür kein Honorar annehmen würde ", schreibt er.

Dr. Ulrich ist nämlich Zahnarzt im Ruhestand. Genauer gesagt Fachzahnarzt für Kieferorthopädie und Kinderstomatologie. Seine Referenzen : " Ich habe mich über 40 Jahre mit der Anatomie, mit Missbildungen, Krankheiten, Anomalien der Zahnzahl und deren Mikrosymptomen befasst und wissenschaftliche Fachvorträge auf Tagungen unterschiedlicher medizinischer Fachdisziplinen gehalten und in Fachzeitschriften veröffentlicht. Ich konnte seltene Erbkrankheiten auch außerhalb des Zahnsystems dokumentieren, die bisher in Deutschland noch nicht entdeckt worden waren. Deshalb ergaben sich Kontakte zu anderen Wissenschaftlern. "

Nur ein undurchdachter Witzvorschlag des Pensionärs ist das Angebot nicht. Benennt er doch bereits konkrete Untersuchungsvorhaben : " Man kann eventuell aus dem Unterkiefer auf andere Körperbaumerkmale Rückschlüsse ziehen ( Fingerlängenproportionen, Gesichtshöhe, Größe der Ohren ). Bei den Zähnen stellen sich folgende Fragen : Sind es auch Oberkieferzähne ? Sind sie alle von einem Individuum ? Sind Milchzähne dabei ? Sind anatomische Strukturen vorhanden, die auf Erbkrankheiten hinweisen ? Sind es eventuell sogar auch noch Zähne eines Lieblingstieres Edithas ?"

Auch über die Zusammenarbeit mit Kollegen hat er sich Gedanken gemacht : " Meines Erachtens könnten Fachleute in Halle zusammentreffen und unabhängig voneinander untersuchen und dann die Ergebnisse diskutieren, ehe die Objekte noch weiter herumgereicht werden ", schreibt er. " Ich wäre natürlich bereit, Magdeburgs Farben zu vertreten, schließlich habe ich in Magdeburg von 1964 bis 1973 gewohnt und unter anderem in der Medizinischen Akademie gearbeitet. Nun würde ich auch nach Halle fahren und dort kompetente Kollegen treffen, denen es um die Wissenschaft geht und nicht um einen Streit zwischen Magdeburg und Halle und um Kompetenzgerangel auf dem Rücken einer berühmten Frau des Mittelalters. "

Einen Tag nach dieser E-Mail wandte sich Dr. Ulrich noch einmal an die Volksstimme. In der Zwischenzeit hatte er weitere Ärzte mobilisiert, etwas für den Verbleib der Zähne Edithas in Deutschland zu tun : " In der Kürze der Zeit konnte ich nicht alle genannten Zahnexperten erreichen, um ihre Bereitschaft zur möglichst honorarfreien Mitarbeit zu erfragen, dennoch teile ich Ihnen Namen in alphabetischer Reihenfolge mit, die Sie an den Landesarchäologen Meller weiterleiten könnten. " Es folgt diese Auf istung :

Aus Sachsen-Anhalt : Klaus Brune, Wernigerode ; Robert Fuhrmann, Halle ; Edgar Spens, Halle, Barbara Steinbicker, Magdeburg ; Karl Ulrich, Stendal.

Aus dem weiteren Umkreis : Winfried Harzer, Dresden ; Ralf Krämer, Delitzsch ; Charlotte Opitz, Berlin.

Das Material hat die Volksstimme wunschgemäß an Harald Meller weitergeleitet.