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Medizinischer Sonntag zu Demenzen und Depressionen bei Senioren Lebensmüdigkeit im Alter nicht einfach so hinnehmen

Von Uwe Seidenfaden 21.03.2011, 05:56

Nicht jeder Mensch hat das Glück, bei bester Gesundheit sehr alt zu werden. Körperliche Gebrechen, Demenzen und Einsamkeit rauben nicht wenigen Senioren die Freuden im finalen Lebensabschnitt. Über die Diagnostik und Therapie informierten gestern Psychiater auf dem " Medizinischen Sonntag " – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Magdeburger Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme. Rund 320 Besucher nahmen teil.

Magdeburg. Beginnen wir mit einer Geschichte aus dem wahren Leben : Manfred H. hatte zusammen mit seiner Frau zwei Kinder groß gezogen. Bis vor 16 Jahren war er Abteilungsleiter. Damals hatte er viele Freunde. Jetzt lebt zurückgezogen, gezeichnet von Altersgebrechen, in einem Pflegeheim. Seine Frau ist längst tot, ebenso alle ehemaligen Arbeitskollegen. Auf seine Kinder ist er stolz, selbst wenn sie ihn nur selten besuchen ( können ). Er will ihnen nicht zur Last fallen, ebensowenig wie den Krankenschwestern, von denen er sich sehr gut versorgt fühlt. " Aber vielleicht wäre es doch besser, wenn alles endlich vorbei wäre ", gestand er kürzlich seiner Ergotherapeutin.

Es war ein Hilferuf. Nicht immer wird das auch erkannt, so Professor Dr. Bernhard Bogerts von der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Magdeburg. Denn dass ältere Menschen sich mit dem Tod beschäftigen, wird beim Senioren viel eher akzeptiert als bei jüngeren Menschen.

Depressionen sind unter älteren Menschen deutlich häufiger als im Rest der Bevölkerung. " Unter Heimbewohnern sind nach den Ergebnissen von Studien bis zu 40 Prozent betroffenen ", so Professor Bogerts. Und auch wenn nicht jeder von ihnen einen Suizid-Versuch unternimmt, und die Gesamtzahl der vollzogenen Suizide in Sachsen-Anhalt seit 1990 deutlich gesunken ist, so bedeuten doch nicht erkannte Depressionen auch weiterhin ein großes Überlebensrisiko, insbesondere für Senioren.

Leider ist es selbst für Ärzte nicht leicht, eine behandlungsbedürftige Depression im Alter zu erkennen. Möglich ist eine Verwechselung mit Frühsymptomen einer Demenz und mit anderen körperlichen Erkrankungen, denn die Betroffenen beschreiben vorrangig körperliche Symptome wie Herz- und Rückenprobleme, Kopf- oder Magenschmerzen.

Hinzu kommt, dass die körperlichen Beschwerden und Demenzen oftmals auch zusammen mit Depressionen auftreten.

Ausführlich informierte Privatdozent Dr. Kola Schilds, Oberarzt an der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Magdeburg, über moderne Diagnosemöglichkeiten, insbesondere zur Demenz.

Wenn die psychischen Störungen rechtzeitig erkannt werden, gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Dazu zählen :

• medikamentöse Therapien,

• Psycho- / Verhaltenstherapien,

• sowie Bewegungs-, Gestaltungs-, Musik- und Lichttherapien.

" Die Behandlungserfolge stellen sich aber meist erst nach mehreren Wochen ein ", sagte Professor Bogerts.

Auf die von Zuhörern vorgebrachten Vorbehalte gegenüber den medikamentösen Therapien entgegnete der Psychiater, dass die Einnahme von antidepressiv wirkenden Medikamenten auch über einen längeren Zeitraum nicht zu einer Abhängigkeit führt.

Beide Vorträge und viele weitere Informationen zur Diagnostik und zur Therapie von Altersdemenzen erhalten Interessierte im Internet unter :

www. med. uni-magdeburg.

de / medizinischer _ Sonntag